Religionsausübung in China weiter eingeschränkt
Die Einschränkungen der Religionsfreiheit in China schreiten voran. In der ostchinesischen Metropole Wenzhou wehrten sich Christen dagegen, dass Regierungsbeamte Kameras auf Kirchen installieren, berichtete der italienische Pressedienst Asianews am Montag. Einige Priester und Gläubige, die mit den Maßnahmen nicht einverstanden waren, seien weggezerrt worden, wird ein Christ zitiert, der aber nicht sagte, wann dies passiert sei. "Einige Menschen mussten nach Kämpfen die gegen die Beamten im Krankenhaus behandelt werden".
Kurz vor Beginn des chinesischen Neujahrsfest Ende Januar habe die Provinz Zhejiang mit der Installation der Überwachungskameras begonnen, heißt es weiter. Den Kirchengemeinden sei befohlen worden, die Videoanlagen unter anderem an den Kirchenpforten, Kanzeln und Opferstöcken anzubringen.
Die Anbringung von Kameras sei Teil einer Serie landesweiter Maßnahmen, um religiöse Aktivitäten zu kontrollieren, so Asianews, der Pressedienst des Päpstlichen Instituts für die auswärtigen Missionen. Seit 2014 hat die Provinz am ostchinesischen Meer bis zu 1.800 Kreuze von Häuser- und Kirchendächern gerissen und zerstört.
Anti-Islam-Gesetz tritt in Kraft
Im Westen Chinas trat zudem am Wochenende ein Gesetz in Kraft, das das religiöse Leben von Muslimen drastisch einschränkt. In der muslimisch geprägten Provinz Xinjiang sind nun 15 religiöse Verhaltensweisen verboten, die als Störung der säkularen Ordnung aufgefasst werden könnten. Verboten sei das Tragen des Kopftuchs und langer Bärte, wie Asianews berichtete. Neben dem Schleier und "abnormalen" Bärten seien künftig auch religiöse Hochzeits- und Beerdigungszeremonien als "Zeichen eines religiösen Extremismus'" untersagt.
Linktipp: Chinas Christen unter verschärfter Kontrolle
Mit immer neuen Regelungen und Gängeleien versucht die chinesische Regierung, die Religionsgruppen im Land unter Kontrolle zu halten. Das bekommen derzeit vor allem die Katholiken zu spüren. (Artikel vom September 2016)Von den 22 Millionen Einwohnern Xinjiangs gehören knapp die Hälfte dem muslimischen Turkvolk der Uiguren an. Die Regierung rechtfertigte das Gesetz als notwendigen Schritt im Kampf gegen islamistischen Terror, religiösen Fundamentalismus und Separatismus. Zu den verbotenen Verhaltensweisen zählt unter anderem die Weigerung von Eltern, ihre Kinder am nationalen Bildungssystem teilnehmen zu lassen. Ferner dürfen Muslime erst ab dem 18. Lebensjahr die Moschee besuchen. Imame müssen ihre Freitagspredigten zuvor Regierungsstellen zur Überprüfung vorlegen.
Muslimen ist es auch untersagt, die islamischen Reinheitsgebote außer bei Lebensmitteln im gesellschaftlichen Leben einzufordern. Es gelte, eine religiöse Einmischung in das säkulare Leben nichtmuslimischer oder nichtreligiöser Menschen zu verhindern. Auch das Fasten im Ramadan unterliegt künftig gesetzlichen Beschränkungen.
Ein Großteil der im Gesetz verankerten Vorschriften galt in Xinjiang bereits seit Jahren in Form von Direktiven der Kommunistischen Partei. Menschenrechtler kritisierten das Gesetz als weiteren Verstoß Pekings gegen die Religionsfreiheit. (luk/KNA)