Gewinner-Reportage war gefälscht

Relotius wird Katholischer Medienpreis aberkannt

Veröffentlicht am 28.12.2018 um 14:16 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Fälschungsskandal beim Spiegel zieht weiter Kreise: Erst hatte Claas Relotius behauptet, seine mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnete Reportage sei "sauber" – doch auch das war gelogen. Nun reagiert die Bischofskonferenz.

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Dem ehemaligen Spiegel-Redakteur Claas Relotius wird der Katholische Medienpreis aberkannt. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) teilte am Freitag mit, dass sie von dem Ex-Preisträger das Preisgeld zurückfordere. Über seinen Rechtsanwalt hatte der Journalist am Donnerstag zugegeben, dass wesentliche Teile der Reportage "Königskinder" gefälscht seien. Für den im Spiegel erschienenen Text wurde Relotius 2017 in der Kategorie "Print" des Katholischen Medienpreises ausgezeichnet.

"Wir hätten es allerdings begrüßt, wenn Herr Relotius angeboten hätte, den Preis und auch das Preisgeld von sich aus zurückzugeben", sagte der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten, Joachim Frank, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Vergehen rücke die exzellenten Texte anderer Journalisten in ein Zwielicht, das sie nicht verdienten.

Verleihung des Medienpreises steht nicht in Frage

Zuvor wurde bekannt, dass Relotius privat Spenden gesammelt hatte, angeblich zur Unterstützung der beiden Protagonisten der Reportage "Königskinder", die als Geschwister dargestellten syrischen Kinder Ahmed und Alin. Über seinen Anwalt ließ er erklären, das Geld nicht veruntreut zu haben, sondern aus eigenen Mitteln auf 9.000 Euro aufgestockt und an die Diakonie-Katastrophenhilfe gespendet zu haben. Das Hilfswerk bestätigte den Eingang einer Spende.

Für die GKP stehe die Verleihung des Katholischen Medienpreises nicht infrage, betonte Frank: "Die Ausschreibung ist unabhängig und folgt klaren qualitativen Kriterien. Der Jury ist kein Vorwurf zu machen." Einen Fakten-Check könne und müsse sie auch zukünftig nicht leisten. "Wir zeichnen journalistisch hervorragende Texte aus, und die Reportage ist und bleibt die Königsdisziplin im Journalismus. Was sollte an ihre Stelle treten?", so der GKP-Vorsitzende. Klar sei aber, dass im journalistischen Alltag auch andere Textgattungen ihren Platz hätten und dass das klassische journalistische Handwerk gepflegt werden müsse.

Ursprünglich keine Fälschung eingestanden

Bereits am 20. Dezember hatte Relotius seine vier Deutschen Reporterpreise zurückgegeben, nachdem der Spiegel mitgeteilt hatte, dass der Autor mehrere Texte im Magazin gefälscht habe. Er habe "mit Vorsatz, methodisch und hoher krimineller Energie getäuscht". Zunächst hatte Relotius gegenüber seinen Vorgesetzten beim Spiegel behauptet, "Königskinder" sei "sauber".

Der Katholische Medienpreis wird seit 2003 jährlich in verschiedenen Kategorien von der DBK, der Gesellschaft Katholischer Publizisten und dem Katholischen Medienverband verliehen und ist in den Kategorien "Print" und "Elektronische Medien" mit je .5000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden nach eigener Darstellung "Beiträge, die die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen." Vorsitzender der Jury ist Medienbischof Gebhard Fürst. (fxn/KNA)

28. 12. 2018, 15.45 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme des GKP-Vorsitzenden.