Rücktritt angenommen
Mit Annahme des Rücktritts ist Thissens Amtszeit sofort beendet. Auch Generalvikar Ansgar Thim ist damit nicht mehr im Amt. Das Domkapitel muss nun innerhalb von acht Tagen einen Diözesanadministrator wählen, der das Erzbistum bis zur Neubesetzung des Bischofsstuhls übergangsweise verwaltet. Er hat die Rechte und Pflichten eines Diözesanbischofs, darf aber keine Entscheidungen grundsätzlicher Art treffen, die einen neuen Erzbischof langfristig binden würden.
2002 zum Erzbischof von Hamburg ernannt
Der am 3. Dezember 1938 in Kleve am Niederrhein geborene Thissen empfing 1966 in Münster die Priesterweihe. Nach Stationen als Kaplan und Spiritual war er von 1971 bis 1977 Subregens am Priesterseminar des Bistums Münster. Von 1986 an war er der Generalvikar von Bischof Reinhard Lettmann, bis ihn Papst Johannes Paul II. 1999 zum Weihbischof in Münster ernannte.
Am 22. November 2002 ernannte ihn der Papst zum zweiten Erzbischof der 1995 neu errichteten Erzdiözese Hamburg. Die feierliche Amtseinführung fand am 25. Januar 2003 statt. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist Thissen Vorsitzender der Unterkommission Misereor und Mitglied der Kommission Weltkirche.
Mit 75 Jahren erreichen Bischöfe die vorgeschriebene Altersgrenze, an der sie dem Papst ihren Rücktritt anbieten müssen. Dieser entscheidet, ob er den Rücktritt bald annimmt oder den Oberhirten noch einige Monate oder sogar Jahre im Amt belässt.
DBK-Vorsitzender Marx würdigt Thissen
Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, dankte Thissen in einem Brief für sein Engagement in der Kirche von Deutschland. "Trotz Deiner westfälischen Wurzeln bist Du an der Elbe heimisch geworden und hast ein positives Verhältnis zur Ökumene aufgebaut", so der Erzbischof von München. Sein langjähriger Dienst hätte Thissen zu einem geschätzten Gesprächspartner gemacht. "Wenn es in theologischen Debatten unserer Konferenz manches Mal schwierig wurde, war es Deine mahnende und nachdenkliche Stimme, die immer nach dem Gemeinsamen gefragt hat". Marx schrieb, er schätze die "ausgleichende Position" Thissens und seinen "Weg des Dialogs in unserer Konferenz".
Besonders hob Marx das Verhalten seines Hamburger Amtsbruders bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und der daraufhin begonnenen Dialoginitiative hervor: "Als wir mit dem Jahr 2010 eine der größten Krisen der katholischen Kirche erleben mussten, war es besonders Deine Stimme, die uns ins Gewissen geredet hat." Auch habe Thissen die Bischöfe gemahnt, nicht zur normalen Tagesordnung überzugehen, "bis wir nicht eine neue Glaubwürdigkeit und neues Vertrauen in der Öffentlichkeit gefunden hätten".
Nachfolger wird nach Vorgaben des Preußenkonkordats bestimmt
Einen neuen Erzbischof erhält das Erzbistum nach den Vorgaben des Preußenkonkordats von 1929. Danach machen das Domkapitel, die Bischöfe der Diözesen auf dem Gebiet des ehemaligen Preußen und der Nuntius zunächst jeweils Vorschläge. Diese erhält die Bischofskongregation in Rom. Das Gremium stellt aus allen Namen für den Papst eine Dreierliste zusammen. Dieser kann die Namen akzeptieren oder durch andere ersetzen. Hat der Papst seine Dreierliste festgelegt, gelangt diese an das Domkapitel. Dieses wählt aus den drei Kandidaten den neuen Bischof. Stimmt der Kandidat zu, teilt das Domkapitel das Ergebnis dem Senat der Stadt und dem Papst mit. Ihm ist die Ernennung vorbehalten. (luk/KNA)