Kirchenaustritte geschähen oft aus Desinteresse

Soziologe: Konservative Ansichten wichtig für Religion

Veröffentlicht am 03.06.2017 um 10:51 Uhr – Lesedauer: 
Religion

Hamburg ‐ In Deutschland verlassen jedes Jahr weit mehr als 100.000 Katholiken die Kirche. Die Beweggründe für den Austritt seien dabei meist nicht die Positionen der Kirche, sagt der Soziologe Detlef Pollack.

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Der Religionssoziologe Detlef Pollack sieht in konservativen Positionen der katholischen Kirche einen positiven Aspekt. "Ihre Mitglieder reiben sich an ihrer Kirche, und diese Reibung hat nicht nur Abstoßungseffekte. Sie bringt auch Resonanz, Leidenschaft, Feuer, sie hält das Thema Religion lebendig", sagte Pollack dem Magazin "Spiegel" (Samstag) im Bezug darauf, dass die evangelische Kirche mehr Mitglieder als die katholische verliert. Der evangelischen Kirche gehe es ausgerechnet dort am besten, wo sie evangelikal sei oder sogar fundamentalistisch.

Pollack hatte ehemalige Mitglieder gefragt, wieso sie ausgetreten sind. Auffällig sei gewesen, dass sich die wenigsten über Pastoren, theologische Positionen, Kirchensteuer oder Missbrauchsfälle geärgert hätten, erklärte er dem Magazin. "Es ist dramatisch, die Menschen treten heute aus der Kirche aus, weil ihnen die Kirche egal ist", so der Protestant. Religion sei den Menschen nicht mehr so wichtig.

Pollack findet laut Bericht, dass man die Leute nicht belehren und indoktrinieren könne. Es sei deswegen richtig und auch geschickt, dass die evangelische Kirche die Religion nicht nur als Religion verkaufe, sondern zusammen mit Kunst, mit Politik oder mit Nachbarschaftshilfe. (KNA)

Linktipp: Theologe: Protestanten wissen kaum etwas über Luther

Nur noch wenige Christen hätten ein fundiertes Wissen über ihre Religion, kritisiert Theologe Detlef Pollack. Das zeige sich zum Beispiel vor dem anstehenden Reformationsgedenken. (Artikel vom Oktober 2016)