St. Hedwig: Letzte Bischofsmesse vor der Sanierung
Rund zwei Wochen vor der sanierungsbedingten Schließung der Berliner Hedwigs-Kathedrale hat Erzbischof Heiner Koch am Mittwochabend zum Hochfest Mariä Himmelfahrt das vorerst letzte Pontifikalamt in dem Gotteshaus gefeiert. "Ich bin sehr froh, dass es jetzt losgeht, weil mir die Kathedrale sehr am Herzen liegt", sagte Koch mit Blick auf den geplanten Umbau der Kathedrale in den kommenden Jahren. Unter anderem sei die Sanierung der Kuppel des Gotteshauses "dringend erforderlich".
Der Erzbischof, der vor knapp zwei Jahren nach entsprechenden Voten der Gremien und Räte des Erzbistums den Umbau der Kathedrale beschlossen hatte, wandte sich bei dem Gottesdienst in der vollbesetzten Kathedrale auch an die Kritiker des Umbaus: "Ich weiß, dass vielen das Herz blutet. Umso dankbarer bin ich, dass wir trotzdem heute gemeinsam hier Gottesdienst feiern und miteinander beten." Er hoffe, dass die Hedwigs-Kathedrale durch die Sanierung "strahlend schön" werde.
Bei einer Kundgebung von Gegnern des Umbaus unter dem Motto "Kreuz zeigen!" hatten sich zuvor rund 150 Menschen vor der Kathedrale versammelt und gegen die Pläne des Erzbistums protestiert. Es drohe eine "geschichtsvergessene Denkmalzerstörung", argumentierte die Initiative "Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale". Erzbischof Koch wolle den "weltweit einmaligen Innenraum" der Kathedrale zerstören, der beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg vom Architekten Hans Schwippert geschaffen worden war.
Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Hans Joachim Meyer nannte die Kathedrale bei der Kundgebung ein "Denkmal der liturgischen Erneuerung". Architekt Schwippert habe "durch die Gestaltung der Kirche einen Eigenwert gegeben, auf den wir stolz sein können", so Meyer unter dem Applaus der Zuhörer.
Die Kritiker des Umbaus stören sich vor allem an der Entscheidung, die charakteristische Bodenöffnung im Zentrum der Kathedrale, die bislang zur Unterkirche sowie den Gräbern der Berliner Bischöfe und des seliggesprochenen Dompropsts und Hitler-Gegners Bernhard Lichtenberg führt, zu schließen. Gemäß dem Siegerentwurf eines Architekten-Wettbewerbs, den noch Kochs Amtsvorgänger, der heutige Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki initiiert hatte, soll stattdessen der Altar in die Mitte des Rundbaus rücken. Dadurch solle die Feier des Gottesdienstes nach den gegenwärtigen kirchlichen Vorgaben erleichtert werden, so das Erzbistum.
Für die Baumaßnahmen in der Kathedrale, die nach derzeitiger Planung bis zum Jahr 2023 andauern sollen, werden 43 Millionen Euro veranschlagt; für die Sanierung und den teilweisen Neubau des benachbarten Bernhard-Lichtenberg-Hauses sind weitere 17 Millionen Euro vorgesehen. Für die Zeit der Bauarbeiten in der Kathedrale wird die Domgemeinde mit ihren Gottesdiensten in die Kirche St. Joseph im Stadtteil Wedding umziehen; am 2. September um 10 Uhr ist dort der erste Kathedralgottesdient geplant.
In der Hedwigs-Kathedrale werden bis Ende August noch weitere Gottesdienste stattfinden, allerdings nicht unter Leitung von Erzbischof Koch. Am 1. September wird die Kathedrale dann geschlossen und leergeräumt; anschließend werden erste bauvorbereitende Maßnahmen wie die provisorische Schließung der Bodenöffnung durchgeführt. Auch nach der Schließung der Kathedrale werden bis Ende des Jahres noch einzelne Veranstaltungen in dem Gotteshaus stattfinden. Unter anderem überträgt die ARD am 24. Dezember eine Christmette "auf der Baustelle". Zudem sind im November ein "Essen mit Bedürftigen" zum "Welttag der Armen" und eine Ausstellung geplant. (stz)
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