Tausende Teilnehmer bei Solidaritäts-Demo für Kirche
In Nicaragua sind am Wochenende aus Solidarität mit den katholischen Bischöfen des Landes Tausende Demonstranten auf die Straße gegangen. Laut Medienberichten fand der rund sechs Kilometer lange Protestmarsch zur Kathedrale der Hauptstadt Managua am Samstag (Ortszeit) statt. Unter den Demonstranten waren demnach auch Angehörige anderer Konfessionen und Nichtgläubige. Immer wieder skandierte die Menge Rufe wie "Gerechtigkeit!" und "Freiheit!". Die Demonstration ging ohne Zwischenfälle zu Ende.
In dem zentralamerikanischen Land kommt es seit Monaten zu Massenprotesten gegen Präsident Daniel Ortega. Dabei gab es bislang rund 350 Tote, Tausende Menschen wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ein "nationaler Dialog" unter Federführung der Kirche strebt eine Lösung des Konflikts an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.
Regierung wirft Kirche Anstachelung von Protesten vor
Zuletzt warf die Regierung den Bischöfen vor, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen und sie zu Protesten zu ermutigen. "Unsere Gotteshäuser werden weiterhin für diejenigen offenstehen, die dies benötigen", zitierte der britische Sender BBC den Generalvikar des Erzbistums Managua, Carlos Aviles. Zugleich fügte Aviles hinzu, die Kirche wolle den Dialog fortsetzen, "auch wenn sie dafür kritisiert wird".
Die Krise in Nicaragua hatte sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform entzündet. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Mittlerweile fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Ortega. Vor wenigen Tagen wandte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gegen die wachsende Gewalt sowie die Einschränkung von Versammlungs- und Meinungsfreiheit in Nicaragua. In einem Brief forderte er Präsident Ortega auf, er solle "ein Signal des Friedens geben und auf den Weg des nationalen Dialogs zurückkehren". (KNA)