Theologe Türk: Christen-Einheit kommt noch "in unserer Zeit"
Bis zur Einheit der Christen wird es nach Ansicht des katholischen Theologen Matthias Türk nicht mehr lange dauern. "Einheit ist nicht menschliche Leistung, nicht unser Werk, sondern ein Geschenk des Heiligen Geistes", sagte Türk laut Manuskript am Donnerstag in der Augsburger Sankt-Anna-Kirche. "Die Stunde der Einheit wird kommen, und zwar nicht in einer unerreichbaren fernen Zukunft einiger Jahrhunderte, sondern in unserer Zeit." Der Geistliche hielt die Predigt zum Augsburger Friedensfest. Er ist persönlicher Referent des Würzburger Bischofs Franz Jung und wirkte früher im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen.
Das Wissen darum, dass der Heilige Geist die Einheit herbeiführen werde, mache innerlich frei und verleihe Kräfte, die über das eigene Vermögen hinausgingen, erklärte Türk. Es gebe einen siegreichen Optimismus, der auch dann trage, wenn man nach innerweltlichen Maßstäben sagen müsse, es sei doch alles zwecklos. Eben deshalb sei die Einheit nahe.
Das Bemühen um die Einheit der Christen sei "ein herausragender Weg zum Frieden", sagte Türk. In der Ökumene richteten Christen gemeinsam den Blick auf den einen Gott und Herrn Jesus Christus. Sie gäben "damit aller Welt ein echtes, authentisches Zeugnis von der Hoffnung, die sie erfüllt". Zwar mögen konfessionelle Grenzen heute auch aus Mobilitäts- und Säkularisierungsgründen verblassen, wie Türk ergänzte. "Der tiefste Grund für unser ökumenisches Engagement liegt jedoch in der Überzeugung, dass wir letztlich den Willen des Herrn verraten, wenn wir nicht alles daran setzen würden, die Spaltungen zu überwinden."
Eigene Defizite erkennen
Eines der wichtigsten Mittel zur Wiederherstellung der Einheit ist Türk zufolge der theologische Dialog. Dieser könne schwierig sein, da es in der Religion immer um Wahrheitsfragen gehe. Wichtig aber sei: "Dialog zielt nicht in erster Linie darauf ab, den Dialogpartner zu ändern, sondern eigene Defizite zu erkennen." Wenn sich beide Partner aufrichtig in diesem Sinne überprüften, erlange der Einigungsprozess eine eigene Dynamik.
Der Augsburger Diözesanadministrator Bertram Meier wirkte als Liturg an dem Gottesdienst mit. Er sagte zum Thema Religionsfreiheit, diese sei ein wesentliches Grundrecht des Menschen. "Auch wir Christen wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass Religionsfreiheit für alle gilt. Das bedeutet, den Respekt und die Achtung voreinander zu fördern."
Das Hohe Friedensfest ist lediglich in Augsburg ein gesetzlicher Feiertag. Es wurde erstmals 1650 gefeiert, nachdem die Protestanten das Recht zur Religionsausübung und ihre Kirchengebäude wiedererlangt hatten. Das Friedensfest steht im bayerischen und bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Unesco-Kulturerbes. (KNA)