Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Totschlags

Tötung von Berliner Pfarrer: Tatverdächtiger angeklagt

Veröffentlicht am 24.08.2018 um 14:08 Uhr – Lesedauer: 
Justiz

Berlin ‐ Vor einem halben Jahr wurde der Berliner Pfarrer Alain-Florent Gandoulou getötet. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben. Allerdings nicht wegen Mordes.

  • Teilen:

Ein halbes Jahr nach Tötung des Berliner Pfarrers Alain-Florent Gandoulou (54) kommt Bewegung in den Fall. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen den Tatverdächtigen Anklage wegen Totschlags, wie die Sprecherin am Amtsgericht Berlin, Lisa Jani, am Freitag auf Anfrage bestätigte. Die Staatsanwaltschaft gehe damit nicht von einem Mord aus, bei dem Merkmale wie Heimtücke oder Habgier vorliegen müssten. Die Anklage sei noch nicht zur Hauptverantwortung zugelassen, daher stehe noch kein Prozesstermin fest, so Jani.

Der Fall Gandoulou sorgte auch überregional für Schlagzeilen. Der Seelsorger stammte aus der Republik Kongo. Er leitete seit 2009 die französischsprachige katholische Kirchengemeinde Berlins. Am 22. Februar wurde er offenbar bei einem Streit in Räumen der Kirchengemeinde getötet. Am folgenden Tag nahm die Polizei einen inzwischen 27 Jahre alten Mann aus Kamerun als Tatverdächtigen fest. Er ist seither in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Nach den Trauerfeiern in Berlin wurde Gandoulou in sein Heimatland überführt und dort beigesetzt.

Erzbischof Koch würdigte Verstorbenen

In einem Nachruf hatte Erzbischof Heiner Koch das "große Engagement" Gandoulous für seine Gemeinde aus "Diplomaten, Kaufleuten, Wissenschaftlern und Geflüchteten" gewürdigt. Er habe die Gemeinde durch sein musikalisches Talent geprägt und sei "auch in sozialen Belangen immer ansprechbar" gewesen. Im "Rat der Muttersprachlichen Gemeinden" des Erzbistums habe Gandoulou die Anliegen der Katholiken aus anderen Ländern vertreten.

Die französischsprachige Pfarrei gehört wie die anderen katholischen Gemeinden nichtdeutscher Muttersprache in Berlin dem Erzbistum an. Nach Angaben der Gemeinde leben in der Hauptstadt rund 10.000 Franzosen und mehrere tausend französischsprachige Ausländer aus aller Welt. (KNA)