Bischof Norbert Trelle äußert sich über die Vorwürfe gegen seinen Vorgänger

Trelle: Missbrauchsvorwüfe differenziert betrachten

Veröffentlicht am 13.11.2015 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 
Der Hildesheimer Bischof Norbert bei der Herbstvollersammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2015 in Fulda.
Bild: © KNA
Bistum Hildesheim

Hildesheim ‐ Der Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, plädiert für einen differenzierten Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen seinen Vorgänger Heinrich Maria Jansen. Auch wenn die Vorwürfe plausibel seien, blieben "Reste von Unsicherheit, Skepsis und Zweifel".

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Wenn etwas plausibel sei, bedeute dies nicht, "dass es so war", erklärte Trelle. Am vergangenen Freitag hatte das Bistum mitgeteilt, dass dem 1988 verstorbenen Janssen vorgeworfen werde, in seinen ersten Amtsjahren einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Dies solle nicht heißen, "dass ich jetzt alles eine Nummer kleiner mache", so Trelle weiter. Aber einen "glasklaren Nachweis für das Eine oder Andere wird man nie erbringen können", da der Beschuldigte verstorben sei. Auch bei ihm selbst blieben "Reste von Unsicherheit, Skepsis und Zweifel".

Gleichzeitig wies der Bischof darauf hin, dass die Plausibilitätsprüfung der Vorwürfe gegen Janssen wie üblich auch mit einer eidesstattlichen Erklärung des Opfers verbunden gewesen sei. "Wenn die Aussage nachvollziehbar ist, soll sie nicht angezweifelt werden", betonte Trelle. Das heiße aber nicht, "dass jeder, der behauptet, Opfer zu sein, einen Vertrauensvorschuss bekommt".

Trelle: Bistum hat Vorwürfe nicht bestätigt

Mit der Zahlung einer Anerkennungsleistung sei grundsätzlich "kein Urteil in der Sache verbunden und auch keine Bestätigung der Tatabläufe", so der Bischof. Vielmehr solle diese Zahlung dem Opfer ein Signal geben, dass "wir ihm nicht aus Eigeninteresse misstrauen". Es handele sich um eine Art "seelisches Schmerzensgeld", auch wenn klar sei, dass Geld die seelischen Verletzungen nicht heilen könne.

Linktipp: Erstmals Missbrauchsvorwurf gegen deutschen Bischof

Zum ersten Mal richten sich gegen einen Bischof in Deutschland Missbrauchsvorwürfe. Der frühere und 1988 verstorbene Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen soll in den 1950er- und 1960er-Jahren einen Jungen missbraucht haben.

Janssen wird vorgeworfen, in seinen ersten Amtsjahren Ende der 50er Jahre bis Anfang der 60er Jahre einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Das Bistum hält die Vorwürfe "in Teilen für plausibel" und leistete eine Anerkennungszahlung von 10.000 Euro. Janssen, am 28. Dezember 1907 in Rindern bei Kleve geboren, war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim.

Er ist der erste deutsche Bischof, dem sexueller Missbrauch Minderjähriger vorgeworfen wird. Laut dem Magazin "Der Spiegel" gab der Betroffene an, der Bischof habe ihn regelmäßig durch Masturbation, Oral- und Analverkehr missbraucht. Diese Übergriffe hätten "unter Ausnutzung der bischöflichen Autorität und Stellung" stattgefunden. (KNA)

Erklärung von Bischof Trelle: "Die Nachricht bestürzt mich"

Angesichts des Missbrauchsverdachts gegen den ehemaligen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen hat sich dessen Nach-Nachfolger, Bischof Norbert Trelle, in einem Brief an die Gemeinden des Bistums gewandt.