US-Präsident verteidigt Plan für Grenzmauer

Trump: Wer Mauern unmoralisch findet, muss was gegen Vatikan tun!

Veröffentlicht am 03.01.2019 um 15:08 Uhr – Lesedauer: 

Washington D.C. ‐ US-Präsident Donald Trump will weiter die Südgrenze der USA mit einer Mauer schützen – die Opposition findet das unmoralisch. Sogar der Vatikan hat eine Mauer, entgegnet Trump – doch stimmt das so ganz?

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US-Präsident Donald Trump hat seinen Plan einer Grenzmauer mit der Mauer um den Vatikan begründet. "Wenn man sagt, die Mauer sei unmoralisch, dann muss man was gegen den Vatikan unternehmen! Der Vatikan hat die größte Mauer von allen!", sagte Trump bei einer öffentlichen Sitzung seines Kabinetts.

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Derzeit finden in den USA Budgetverhandlungen statt. Das demokratisch dominierte Repräsentantenhaus will dem Haushalt der Regierung nicht zustimmen, in dem fünf Milliarden US-Dollar zur Finanzierung der Grenzmauer zu Mexiko vorgesehen sind. Die "New York Times" zitiert Quellen, denen zufolge Trump den Vatikan auch gegenüber den demokratischen Verhandlungsführern ins Feld geführt hatte. Der Präsident habe demnach die kalifornische Abgeordnete Nancy Pelosi zur Zustimmung aufgefordert, weil sie "eine gute Katholikin" sei.

Papst und Präsident schon zuvor uneins über Mauern

Immer wieder wird die Mauer um den Kirchenstaat in der Debatte um die Sicherung der Südgrenze der USA eingebracht. Bereits Monate vor der US-Präsidentschaftswahl 2016 hatte Papst Franziskus den Plan einer Grenzmauer kommentiert: "Jemand der Mauern statt Brücken bauen will, ist kein Christ", so der Papst bei der "fliegenden Pressekonferenz" nach seiner Mexiko-Reise im Februar 2016.

Blick von den Kolonnaden auf den Petersplatz im Vatikan.
Bild: ©Paul Haring/CNS photo/KNA

Blick von den Kolonnaden auf den Petersplatz im Vatikan. Ihr Architekt sagte über sie: "Da die Kirche Petri sozusagen die Mutter aller anderen Kirchen ist und sie daher Kolonnaden haben muss, die wie mit mütterlich ausgebreiteten Armen die Katholiken aufnehmen, um sie in ihrem Glauben zu bestärken, und die Häretiker, um sie in der Kirche wiederzuvereinen, sowie die Ungläubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten."

Der damalige Social-Media-Stratege des Präsidentschaftskandidaten, Dan Scavino, kommentierte diese Aussage auf Twitter: Es handle sich um "bemerkenswerte Kommentare" des Papstes, "wenn man bedenkt, dass die Vatikanstadt zu 100 Prozent von massiven Mauern umgeben ist." Auf einem Bild zeichnete Scavino die Mauern um den ganzen Vatikan ein, auch dort, wo es keine Mauern gibt.

Petersplatz stellt "mütterlich ausgebreitete Arme" dar

Tatsächlich ist der Vatikan zu großen Teilen von einer Mauer umgeben. Der Petersplatz ist allerdings von Rom aus ohne Grenzbefestigung zu erreichen und nur durch eine weiße Linie auf dem Boden von Italien getrennt. Dabei soll der Petersplatz durch seine Architektur Offenheit vermitteln. Sein Schöpfer Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) beschrieb die ihn begrenzenden Säulenreihen als "mütterlich ausgebreitete Arme" für Katholiken, "um sie in ihrem Glauben zu bestärken, und die Häretiker, um sie in der Kirche wiederzuvereinen, sowie die Ungläubigen, um sie zum wahren Glauben zu erleuchten".

Die erste vatikanische Mauer wurde 846 von Papst Leo IV gebaut. Diese leoninische Mauer wurde zum Schutz vor Angriffen der Sarazenen gebaut; Reste von ihr sind heute noch in den vatikanischen Gärten zu sehen. Im 16. Jahrhundert ließ Papst Pius IV. den Vatikan mit einer weiteren Mauer neu einfrieden, um den Herrschaftsanspruch des Papstes zu demonstrieren. (fxn)