So haben die deutschen (Erz-)Diözesen geantwortet

Umfrage: "Maria 2.0" stößt auf wenig Zustimmung unter Bischöfen

Veröffentlicht am 16.05.2019 um 11:35 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt a.M. ‐ Eine Umfrage unter den 27 (Erz-)Bistümern in Deutschland zeigt, dass die Bischöfe die Initiative "Maria 2.0" sehr unterschiedlich bewerten: Nur wenige Oberhirten begrüßen den Kirchenstreik der Frauen ausdrücklich. Viele zeigen sich zurückhaltend. Einige lehnen "Maria 2.0" komplett ab.

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Die deutschen Bistümer reagieren sehr unterschiedlich auf die Proteste der Fraueninitiative "Maria 2.0". Viele zeigen sich zurückhaltend oder gar ablehnend, einige wenige begrüßen den Kirchenstreik ausdrücklich. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 27 deutschen (Erz-)Diözesen, die zur Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gehören. 24 Bistümer haben auf die Anfrage geantwortet. Seit vergangenem Samstag streiken katholische Frauen in ganz Deutschland, um Reformen innerhalb der Kirche anzustoßen. Bis Samstag wollen sie keine Kirche betreten und ihre Ehrenämter ruhen lassen.

Rund ein halbes Dutzend der befragten Diözesen, darunter Essen, Würzburg, Mainz und Hamburg, äußerten Verständnis für die Anliegen der Frauen. Die Initiatorinnen von "Maria 2.0" aus Münster treten für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats und die umfassende Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Priester ein. "Das Anliegen der Frauen ist für mich verständlich", sagte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. "Die Aktion verdeutlicht den enormen Veränderungsbedarf in der katholischen Kirche und führt uns buchstäblich vor Augen, was ohne das große Engagement der Frauen in unserer Kirche nicht möglich wäre."

Bischof Dieser kann das Format "geistlich und theologisch" nicht nachvollziehen

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode begrüßte die Aktion ausdrücklich, ebenso wie sein niedersächsischer Amtskollege aus Hildesheim, Heiner Wilmer. Bode sagte: "Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in der Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht."

Auf Ablehnung trifft die Aktion beim Aachener Bischof Helmut Dieser. Er könne das Format "geistlich und theologisch" nicht nachvollziehen. Diese Form des Protests führe zu einer Polarisierung, sagte der Bischof. Auch im Bistum Dresden-Meißen stößt der Streik auf Unverständnis. Der Forderung nach der Weihe von Frauen zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen stünden "die Tradition und Lehre unserer Kirche" entgegen, sagte ein Sprecher. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Vorderholzer hatte die Forderung der Frauen eine Absage erteilt.

Bild: ©KNA

Aachens Bischof Helmut Dieser.

Einige Bistümer, darunter Münster, Trier und Limburg, wollten sich nicht zu der Initiative äußern. Stattdessen verwiesen sie darauf, dass die Vollversammlung der Bischöfe im Frühjahr in Lingen den "synodalen Weg" beschlossen habe, der alle Themen der Initiative aufgreife. In einem aktuellen Interview der Deutschen Presse-Agentur kritisierte der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Kirchenstreik-Bewegung allerdings. "Ich kann die Ungeduld vieler Frauen verstehen. Ich sage aber offen, dass ich diese Streikaufrufe, diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte", so Ackermann.

Die Auswirkungen des Streiks sind regional unterschiedlich, wie die Umfrage ergab. Viele Bistümer haben zudem keinen genauen Überblick darüber, in welchen Kirchengemeinden in ihrem Bezirk gestreikt wird.

Diese Bistümer sind von den Streiks besonders betroffen

Von den Streiks sind neben dem Bistum Münster (Nordrhein-Westfalen) unter anderem die Bistümer Limburg (Hessen), Mainz und Speyer (beide Rheinland-Pfalz) betroffen. Zum Beispiel legen die Frauen nach Angaben der Initiatorinnen ihre ehrenamtliche Mitarbeit in der Kommunionsvorbereitung, Flüchtlingsarbeit oder als Lektorinnen im Gottesdienst nieder. In einigen Gemeinden bleiben die Gemeindebibliothek und die Kleiderkammer geschlossen und der Seniorenkreis fällt aus.

Im Erzbistum Freiburg schließen sich die Organisatorinnen der Proteste zwar der Aktion "Maria 2.0" an, wählen aber nicht die Form eines Streiks, sondern die einer Kundgebung, teilte eine Bistumssprecherin mit. Sie wollten damit verhindern, dass mit einem Streik "die Falschen getroffen würden".

Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich Bischöfe und Theologen zur Initiative geäußert. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße sieht in der Aktion einen "Impuls für den Dialog". Ihm gehe es darum, "dass unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch" kommen, sagte er am Mittwoch in Hamburg. Deshalb werbe er für eine Beteiligung an dem von den Bischöfen vorgeschlagenen "synodalen Weg". Der Würzburger Bischof Franz Jung will das Gespräch mit Frauen suchen, die im Rahmen von "Maria 2.0" am Donnerstag eine Mahnwache vor dem Neumünster in Würzburg abhalten wollen. Er werde diese persönlich aufsuchen, sagte Jung am Mittwoch auf Anfrage. (tmg/epd)