Vatikan geht Missbrauchsvorwürfen gegen Kurienbischof nach
Der Vatikan überprüft Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs gegen einen ranghohen Mitarbeiter der päpstlichen Güterverwaltung. Wie Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Freitag mitteilte, betreffen die Vorwürfe Bischof Gustavo Zanchetta, Assessor der Finanzbehörde. Nach Bekanntwerden entsprechender Anschuldigungen in den vergangenen Monaten habe die Bistumsleitung von Zanchettas früherer Diözese Oran in Argentinien Zeugenaussagen gesammelt und der Bischofskongregation in Rom zugeleitet.
Sollten sich Anhaltspunkte bestätigen, werde der Fall an die betreffende Sonderkommission für Bischöfe übergeben. Während dieser Voruntersuchungen lasse Zanchetta seine Tätigkeit im Vatikan ruhen. Der Sprecher betonte, zum Zeitpunkt der Ernennung Zanchettas zum Assessor der Güterverwaltung seien keinerlei Vorwürfe sexuellen Missbrauchs bekannt gewesen.
Orans Bischof: Missbrauchsopfer sollen sich melden
Der heute 54-jährige Zanchetta war in einer der ersten Personalentscheidungen von Papst Franziskus im Juli 2013 zum Bischof von Oran in Nordargentinien ernannt worden. Nachdem Zanchetta im August 2017 die Bistumsleitung abgab, berief Franziskus ihn im Dezember des gleichen Jahres auf den eigens geschaffenen Posten eines Assessors in der Güterverwaltung, dem Schatzamt des Heiligen Stuhls.
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Der Papst hat einen argentinischen Landsmann auf einen völlig neuen Posten in der wichtigen vatikanischen Güterverwaltung berufen. Seitdem wird gerätselt, wer der Neue ist und was das Ganze soll. (Artikel vom Dezember 2017)Die argentinische Zeitung "El Tribuno" hatte Ende Dezember von den Anschuldigungen gegen Zanchetta berichtet. Das Blatt deutete mehrere bistumsinterne Personalentscheidungen und sogar die Versetzung des päpstlichen Nuntius Emil Paul Tscherrig von Argentinien nach Italien als Reaktionen auf die Vorwürfe.
Das Bistum Oran erklärte dagegen am 30. Dezember, die Personalmaßnahmen seien ausschließlich pastoralen Gesichtspunkten gefolgt. Orans Bischof Luis Antonio Scozzina rief Opfer sexuellen Missbrauchs auf, sich bei den zuständigen kirchlichen Stellen oder der staatlichen Justiz zu melden.
Vatikansprecher Gisotti wies in seiner Mitteilung die Darstellung zurück, Zanchetta sei vom Papst abgesetzt worden. Der Bischof habe selbst um den Amtsverzicht gebeten. Grund war laut dem Sprecher ein schwieriges Verhältnis Zanchettas zum eigenen Klerus gewesen. Dabei sei dem Bischof autoritäres Verhalten vorgeworfen worden, aber es habe "keine einzige Anschuldigung sexuellen Missbrauchs" gegeben.
Nach einer Interimszeit in Spanien habe man Zanchetta "in Anbetracht seiner Fähigkeit in der Verwaltung" an den Vatikan berufen. Mit der Position als Assessor sei jedoch keine Leitungsverantwortung verbunden, so der Sprecher. (KNA)