Vatikan beruft sich auf Immunität

Vertuschungsprozess gegen Barbarin: Ladaria wird nicht aussagen

Veröffentlicht am 19.10.2018 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 
Glaubenspräfekt Luis Ladaria
Bild: © KNA

Lyon ‐ Hat der heutige Chef der Glaubenskongregation dem Lyoner Kardinal geraten, Missbrauch zu vertuschen? Das will ein französisches Gericht wissen und hat den Präfekten Ladaria vorgeladen – doch der Vatikan mauert.

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Der Präfekt der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, wird im Prozess gegen den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin wegen Vertuschung von Missbrauch nicht aussagen. Nach Informationen der französischen Zeitung La Croix habe der Heilige Stuhl den französischen Außenminister informiert, dass er einer Vorladung des Präfekten nicht Folge leisten werde. Der Heilige Stuhl beruft sich dabei auf die Immunität, die nach völkerrechtlicher Gewohnheit Regierungsmitgliedern zukommt.

Barbarin soll 2007 Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht verfolgt haben und muss sich dafür im Januar vor einem Lyoner Gericht verantworten. Ladaria soll als Mitarbeiter der Glaubenskongregation dem Lyoner Erzbischof geraten haben, den beschuldigten Priester nur intern zu bestrafen, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden.

Bereits 2016 war gegen Barbarin ermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte dieses Verfahren mangels Hinweisen auf eine Straftat eingestellt. In einem Zeitungsinterview betonte Barbarin im Jahr 2017, er habe "absolut nichts vertuscht", räumte jedoch Fehler im Umgang mit Missbrauchsanzeigen ein. Im September 2018 hatten über 100.000 Franzosen eine Online-Petition eines Priesters unterschrieben, die den Rücktritt Barbarins fordert. (fxn)