Geistliche fehlen in Kinderschänder-Datenbank

Vorwurf: Polens Regierung begünstigt pädophile Priester

Veröffentlicht am 08.01.2018 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Warschau  ‐ Laut einer Opferinitiative sind aktuell 56 Priester in Polen wegen Sexualverbrechen in Haft. Sie müssten daher in der entsprechenden Datenbank des Justizministeriums auftauchen. Tun sie aber nicht.

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Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch werfen Polens Regierung vor, Dutzende verurteilte pädophile Priester zu begünstigen. In der vom Justizministerium Anfang des Jahres im Internet veröffentlichten Datenbank von Kinderschändern fehlten alle 56 Geistlichen, die nach Angaben der Opferinitiative "Fürchtet Euch nicht" wegen Sexualverbrechen Haftstrafen verbüßten, berichtet die Zeitung "Gazeta Wyborcza" (Montag) unter Berufung auf die Initiative.

Mit Namen, Foto, Wohnort und Informationen zum Urteil warnt das Ministerium vor den 768 "gefährlichsten Pädophilen und Vergewaltigern", die des Missbrauchs von Kindern bis 14 Jahren schuldig gesprochen wurden. Weitere 2.614 verurteilte Sexualstraftäter können nur Schulen, Kindertagesstätten und Jugendorganisationen einsehen, damit sie diese nicht einstellen. Im Internet kündigten einige Polen unterdessen an, die Kinderschänder aufzusuchen und zu verprügeln.

Kritiker werfen der nationalkonservativen Regierung vor, eine Allianz mit der katholischen Kirche geschlossen zu haben und dieser sehr entgegenzukommen. Zuletzt hatte das Parlament ein weitreichendes Verbot der bisher üblichen Ladenöffnung an Sonntagen beschlossen. Damit erfüllte die Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) gegen den Widerstand der Opposition eine Forderung der Kirche und der Gewerkschaft "Solidarnosc". (KNA)