Entscheidung zum "Wohl der Diözese"

Weihbischof: Barbarin entschied sich vor Urteil für Rücktritt

Veröffentlicht am 11.03.2019 um 12:18 Uhr – Lesedauer: 

Lyon/Paris ‐ Nach seiner Verurteilung wegen Missbrauchsvertuschung erklärte Kardinal Philippe Barbarin, er wolle seinen Rücktritt einreichen. Doch es sei gar nicht das Urteil, das zu dieser Entscheidung geführt habe, sagt nun sein Weihbischof.

  • Teilen:

Der französische Kardinal Philippe Barbarin soll sich bereits vor seiner Verurteilung wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe für einen Rücktritt entschieden haben. "Es ist nicht das Urteil von Donnerstag, 7. März, das zu seinem Rücktritt geführt hat, sondern der Prozess selbst", sagte Emmanuel Gobilliard, Weihbischof in Lyon, am Montag der französischen Zeitung "La Croix". Ein Treffen zwischen Barbarin, Erzbischof von Lyon, und Papst Franziskus sei bereits vor mehr als zwei Wochen vereinbart worden.

"Die Opfer haben zu viel gelitten, die Diözese hat zu viel gelitten, es ist vielleicht an der Zeit, eine Veränderung zu leben", soll Barbarin zum Weihbischof gesagt haben. Der Rücktritt sei zum "Wohl der Diözese", so Gobilliard. Barbarin wolle im Vatikan eine "echte Bestandsaufnahme" machen. Für den Kardinal sei das Treffen mit dem Papst "sehr wichtig". Aus diesem Grund wolle er nicht, dass das Datum bekannt werde.

Am Donnerstag hatte ein Gericht in Lyon Barbarin zu sechs Monaten Bewährungsstrafe wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe verurteilt. Der Erzbischof musste sich seit Anfang Januar zusammen mit sechs anderen Geistlichen vor Gericht verantworten. Der Priester Bernard Preynat soll der Zeitung "La Croix" zufolge in den 70er Jahren im Erzbistum Lyon bis zu 70 Kinder missbraucht haben. Barbarin teilte nach der Urteilsverkündung mit, er werde dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Zudem will Barbarin gegen das Urteil Berufung einlegen. (tmg/KNA)