Acht von 27 Diözesen nun vakant

Weitere Bischöfe in Chile zurückgetreten

Veröffentlicht am 21.09.2018 um 14:58 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Aufarbeitung des chilenischen Missbrauchsskandals geht voran: Papst Franziskus hat die Rücktritte von zwei weiteren Bischöfen angenommen. Ein Erzbischof des Landes befindet sich zudem derzeit zu Gesprächen im Vatikan.

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Papst Franziskus hat die vorzeitigen Rücktritte von zwei weiteren Bischöfen in Chile angenommen. Wie der Vatikan am Freitag bekanntgab, verzichten Carlos Pellegrín Barrera (60) und Cristián Contreras Molina (71) auf ihr Amt als Bistumsleiter von Chillán beziehungsweise San Felipe. Bis zur Ernennung neuer regulärer Bischöfe übernehmen zwei Apostolische Administratoren übergangsweise die Amtsgeschäfte. Damit sind in Chile acht von 27 Bischofsstühlen vakant.

Gründe für die Amtsverzichte gab der Vatikan wie üblich nicht an. Pellegrín ist der erste Bischof des Landes gegen den die chilenische Staatsanwaltschaft seit August im aktuellen Skandal um Vertuschungen von Kindesmissbrauch ermittelt. Der Kleriker war seit 2006 Bischof des zentralchilenischen Bistums Chillán. Bereits 2011 berichteten Medien über Ermittlungen gegen ihn aufgrund von Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Schüler. Von 2007 bis 2010 leitete Pellegrin die Bildungskommission der Chilenischen Bischofskonferenz. 2007 wurde er zum Präsidenten der Internationalen katholischen Bildungsorganisation OIEC gewählt.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zurückgetretene Bischöfe

Gegen Bischof Contreras ermittelt die Staatsanwaltschaft chilenischen Medien zufolge wegen angeblicher sexueller Übergriffe auf einen volljährigen Mann. Contreras bestritt laut Medienberichten ein Fehlverhalten. In seiner Diözese San Felipe wird derzeit, verglichen mit anderen chilenischen Bistümern, gegen besonders viele Priester wegen sexuellem Missbrauch ermittelt. Contreras stand dem Bistum San Felipe seit 2002 vor.

Zum Übergangsleiter in Chillán ernannte der Papst den Ordensmann Sergio Hernan Perez de Arce Arriagada (55), Mitglied der Kongregation der Arnsteiner Patres und von 2005 bis 2011 Leiter der chilenischen Provinz seines Ordens. Als Vorsitzender der chilenischen Ordenskonferenz war er nach Kirchenangaben von 2011 bis 2014 in der Missbrauchsprävention tätig; 2018 wurde er Missbrauchsbeauftragter der Arnsteiner Patres in Chile.

Apostolischer Administrator in San Felipe ist Jaime Ortiz de Lazcano Piquer (48). Der gebürtige Spanier ist Priester des Bistums Rom und gehört der Gemeinschaft des Neokatechumenats an. Nach Angaben der Chilenischen Bischofskonferenz ist er seit 16 Jahren in der Hauptstadt Santiago tätig. Seit 2008 hat er leitende Positionen in der Kirchenjustiz des Landes inne.

Bild: ©KNA

Kardinal Ricardo Ezzati ist Erzbischof von Santiago de Chile. Im derzeitigen Missbrauchsskandal ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Ebenfalls am Freitag empfing Papst Franziskus den chilenischen Erzbischof Fernando Chomalí. Der 61-jährige Bischof, seit 2011 Leiter des Erzbistums Concepción, ist laut chilenischen Medien als möglicher Nachfolger von Kardinal Ricardo Ezzati an der Spitze des Hauptstadt-Erzbistums Santiago im Gespräch. Ezzati (76) steht im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal unter Druck.

Chomalí reagierte chilenischen Medienberichten zufolge ausweichend auf Fragen nach einer möglichen Ablösung Ezzatis. Er habe mit dem Papst "andere Themen zu besprechen", hatte er laut der Online-Zeitung "El Dínamo" (Mittwoch) vor der Begegnung erklärt. Der Termin in Rom sei seit drei Monaten geplant. Personalentscheidungen seien Sache des Papstes, so Chomalí. Zugleich deutete er an, es werde bei der Begegnung um den Missbrauchsskandal gehen.

Wie der chilenische Sender "Bio Bio" (Donnerstag) unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft meldete, ermittelt die chilenische Justiz wegen Missbrauchs- oder Vertuschungsvorwürfen derzeit gegen 7 Bischöfe, 96 Priester, 4 Diakone, 30 Ordensleute, 10 Laien und 20 Personen ohne nähere Angaben. Dabei geht es um 119 mutmaßliche Missbrauchsfälle seit 1960; betroffen von den Vorgängen sind laut dem Sender 178 Personen als Opfer. (rom/KNA)