Wenn der Mönch seinen Habit ins Eisfach legt
Seit einigen Tagen ist die Sommerhitze zurück in Deutschland. In manchen Regionen ist das Thermometer sogar schon über die magische Marke von 40 Grad Celsius geklettert. Wer kann, stimmt seine Kleidung auf die Hitze ab – frei nach dem Motto: Je weniger Stoff, desto besser. Doch wie gehen habittragende Mönche und Nonnen mit den hohen Temperaturen um? Welche Tricks gibt es, um der Hitze auch im Ordensgewand zu trotzen? Dazu äußert sich im katholisch.de-Interview Pater Nikodemus Schnabel OSB. Der 40-jährige Benediktiner ist eigentlich in der Dormitio-Abtei in Jerusalem beheimatet, lebt derzeit aber für ein Jahr in Berlin. Im Interview verrät er deshalb auch, in welcher der beiden Städte die Hitze erträglicher ist.
Frage: Pater Nikodemus, nach einer kurzen Pause ist der Sommer mit voller Wucht nach Deutschland zurückgekehrt. An manchen Orten ist das Thermometer sogar schon auf satte 40 Grad Celsius gestiegen. Wie gehen Sie als habittragender Mönch mit solchen extremen Temperaturen um?
Pater Nikodemus: Bei diesem Wetter muss auch ich als Mönch zwischen Beruf und Privatleben unterscheiden. Wenn ich in offizieller Mission unterwegs bin, führt am Habit als "Dienstkleidung" kein Weg vorbei. Das ist gerade bei hohen Temperaturen natürlich sehr, sehr warm – aber das muss man ertragen. Anders ist es, wenn ich frei habe und zu Hause bin: Dann kann auch ich T-Shirt und kurze Hose anziehen.
Frage: Welche Regeln gelten diesbezüglich im Kloster?
Pater Nikodemus: Bei den Gemeinschaftsaktivitäten aller Mönche, also beim Gebet und beim Essen, ist der Habit Pflicht; das sind schließlich auch die kostbarsten Momente im Tagesablauf. Jenseits dessen gibt es aber auch im Kloster durchaus die Möglichkeit, sich legerer zu kleiden.
„Man kann sich den Habit durchaus wie ein langes Kleid vorstellen: Da er aus Baumwolle ist und nicht eng an der Haut anliegt, wird man unten drunter schon ganz gut belüftet.“
Frage: Gibt es denn Momente, wo man den Habit als Mönch angesichts der hohen Temperaturen richtig verflucht?
Pater Nikodemus: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Und es gibt bei diesem Wetter sicher noch viel unangenehmere Kleidung. Einer langen Hose zum Beispiel ist der Habit bei Hitze meiner Meinung nach deutlich überlegen. Man kann sich den Habit durchaus wie ein langes Kleid vorstellen: Da er aus Baumwolle ist und nicht eng an der Haut anliegt, wird man unten drunter schon ganz gut belüftet (lacht). Manche Mitbüder behelfen sich auch dadurch, dass sie ihren Habit vor dem Anziehen ins Eisfach legen. Ein Problem ist eher, dass der Habit von uns Benediktinern schwarz ist. Das ist in der prallen Sonne schon sehr unangenehm.
Frage: Da haben es die ganz in weiß gekleideten Dominikaner leichter ...
Pater Nikodemus: Das stimmt. Als Benediktiner hätte ich nur die Möglichkeit, ins südliche Afrika zu ziehen. Unsere Mitbrüder dort tragen wegen der dauerhaft hohen Temperaturen ebenfalls einen weißen Habit.
Frage: Ist das Benediktinern in nördlicheren Regionen generell nicht erlaubt?
Pater Nikodemus: Es ist unüblich. Wenn aber der Klimawandel weiter so voranschreitet, tragen auch wir Benediktiner in Europa vielleicht eines Tages weiß (lacht).
Frage: Sie leben zurzeit für ein Jahr in Berlin, normalerweise ist aber die Dormitio-Abtei in Jerusalem Ihre Heimat. Gibt es bezogen auf die Hitze zwischen beiden Städten Unterschiede?
Pater Nikodemus: Definitiv. In Jerusalem weht meist ein starker Wind und die Hitze dort ist sehr trocken. In Berlin erlebe ich die hohen Temperaturen wegen der Schwüle dagegen als wesentlich herausfordernder. Ich schwitze hier deutlich mehr als in Jerusalem – und das ist nicht sonderlich angenehm.
Frage: Manche Bistümer empfehlen bei extremer Hitze den Besuch einer Kirche, weil die Temperaturen dort dank der dicken Mauern meist deutlich angenehmer sind. Wie finden Sie diesen Vorschlag?
Pater Nikodemus: Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Man merkt in diesen Tagen, dass vor allem die Mittagsglut die Menschen stresst und teilweise richtig aggressiv macht. Da kann der Besuch einer Kirche in mehrfacher Hinsicht helfen. In einer Kirche kann man nicht nur gut abkühlen, sondern man kann richtig durchatmen und zur Ruhe kommen. Ein kühles Gotteshaus ist wohltuend für Körper, Geist und Seele.