Wie man im Vatikan stilecht die Hitze erträgt

"Dresscode ist Dresscode"

Veröffentlicht am 09.07.2015 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Sommer

Rom ‐ Ob in Rom oder in Deutschland: In diesen Tagen steigen die Temperaturen auf Werte jenseits der 30 Grad Celsius an. Wie ertragen Priester und Ordensleute diese Hitze? Katholisch.de hat nachgefragt.

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Der Verkäufer im Schneiderladen des Papstes schwitzt hinter Stoffrollen am Ladentisch. Die Temperaturen in Rom nähern sich den 40 Grad. Bei "Gammarelli" kaufen Kardinäle, Bischöfe und Priester ihre Gewänder. Aber im Sommer gibt es auch hier keine Abhilfe: Die Geistlichen im Vatikan müssen schwitzen, oft in schwarzer, hochgeschlossener Kleidung.

"Eine spezielle Sommermode gibt es nicht"

"Eine spezielle Sommermode gibt es nicht, nur etwas dünnere Stoffe, aber keine Shorts für Kardinäle", sagt der Verkäufer. "Was die Herren unter ihren Gewändern tragen, wenn es heiß ist, bleibt natürlich ihnen überlassen." "Dresscode ist Dresscode", sagt auch der Chef der deutschen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord. Für ihn gilt das nicht, denn: "Wir bei Radio Vatikan können mit T-Shirt und Shorts herumlaufen." So etwas wie hitzefrei kennt der Vatikan zwar eigentlich nicht. "Aber der ganze August ist quasi hitzefrei, weil dann die vatikanischen Behörden normalerweise zumachen", sagt Hagenkord.

Papst Franziskus erholt sich anders als sein Vorgänger Benedikt XVI. allerdings nicht im (kühleren) Castel Gandolfo vor den Toren Roms, sondern bleibt in der (glühenden) Stadt. Ein wenig Abkühlung versprechen dort Rückzugsorte hinter dicken Mauern, von denen es genug gibt im Kirchenstaat. "Im Winter wird es dort nie warm, aber im Sommer ist es angenehm", so Hagenkord. Gerade entgeht der Papst eh der besonders schwülen Hitze. Er ist zu Besuch in Ecuador, Bolivien und Paraguay, wo es derzeit kühler ist. Auch generell hat es das Oberhaupt der Katholiken ein wenig besser.

Der Papst trägt im Sommer Seide

Denn er darf Weiß tragen. Im Winter ist seine Soutane aus Wolle, im Sommer jedoch aus Naturseide. Im Sommer ist das Weiß dann immer ein wenig transparenter, weil der Stoff dünner ist. Manche mögen deshalb sogar schon erkannt haben, was der Papst unter seinem Gewand so trägt. Offiziell gibt es dazu natürlich keine Angaben. Abhilfe schafft bei Hitze manchmal auch der Wind. Denn regelmäßig weht es dem Papst sein Scheitelkäppchen vom Kopf, was ein wenig Lüftung bedeutet.

Schwer haben es nicht nur die Geistlichen, sondern auch die Touristen, die zu Tausenden immer mittwochs für eine Generalaudienz des Papstes in der Hitze ausharren. "Man muss sich selbst einen Schirm, einen Hut und viel, viel Wasser mitnehmen. Hitzeschutz gibt es sonst nicht", sagt eine Sprecherin des deutschen Pilgerzentrums in Rom. Oft kollabierten Leute in der Hitze. "Dazu sind viele Ambulanzen am Petersplatz." Im Juli macht der Papst mit seinen Audienzen sowieso Pause. Doch auch schon das stundenlange Warten, um in den Petersdom oder in die Vatikanischen Museen zu kommen, kann den Touristen genug Schweiß auf die Stirn treiben.

Von Annette Reuther (dpa)
Bild: ©dpa

Die Papstgewänder im Schaufenster des Kleriker-Schneiders "Gammarelli". Es gibt eine Soutane aus Wolle für den Winter und eine seidene für die Sommermonate.

Wie geht es Ordensleuten bei hohen Temperaturen?

Auch in Deutschland stehen die nächsten heißen Tage an. Katholisch.de wollte wissen, wie es Ordensmännern in ihrem Habit im Sommer ergeht. Benediktinerpater Maurus Runge hat uns erzählt, was in seiner Abtei Königsmünster im Sauerland gegen die Hitze unternommen wird.

Frage: Pater Maurus, wie vertragen sich Ordensgewänder mit Hitze?

Runge: Unser Alt-Abt pflegte zu sagen: "Die meisten haben keine Vorstellung, was man unter einem Habit alles ausziehen kann." Wir haben durchaus die Möglichkeit, Shorts und T-Shirt darunter zu tragen. Da muss man aber aufpassen und nicht gerade im Wind stehen, wenn man etwa draußen eine Führung durch das Klostergelände gibt (lacht). Man muss es auch im Verhältnis sehen: Ein Habit ist angenehmer, als im Sommer bei einem Empfang Anzug und Krawatte zu tragen. Da haben wir es schon luftiger. Allerdings merkt man schon die schwarze Farbe des Kleidungsstücks, das sich schnell aufheizt – und das kann schon unangenehm werden.

Frage: Wie sehen diese heißen Tage bei Ihnen in der Abtei aus? Wird etwa das Stundengebet in der kühlen Kapelle freiwillig verlängert?

Runge: Nein, bei uns in Königsmünster gilt weiterhin die normale Tagesordnung und wir erledigen unsere Aufgaben wie immer. Unsere Kirche ist tatsächlich relativ kühl und heizt sich erst abends etwas auf. Im Refektorium, also unserem Speisesaal, haben wir nun an den heißen Tagen die Tür auf und merken dadurch eine kleine Linderung. Es gibt aber durchaus Klöster, die eine sogenannte Ferien- oder Sommerordnung haben, für die Zeit, in der urlaubsbedingt weniger Ordensleute und Mitarbeiter da sind. Dann steht man zum Beispiel später auf und auch die Gebetszeiten werden angepasst.

Frage: Ist Ordensleuten eine Abkühlung im Schwimmbad erlaubt? Und gilt Eis als Luxus, den es im Kloster nicht gibt?

Runge: Auch das kann in jeder Gemeinschaft anders sein, bei uns ist schwimmen erlaubt. Es ist jedem selbst überlassen, was er in seiner Freizeit tut. Unsere Küche achtet auch darauf, was uns im Sommer serviert wird. Beim Mittagessen gibt es schonmal eine Frucht- oder Gemüsekaltschale statt der warmen Suppe oder auch mal Eis zum Nachtisch an heißen Tagen. Ansonsten schützen wir uns genauso, wie andere Menschen auch: viel Trinken, morgens Stoßlüften und im Büro die Jalousien herunterlassen.

Von Agathe Lukassek

Linktipp: Heißer Sommer, kühle Kirchen

Egal, wo man sich in diesen Tagen in Deutschland befindet – es ist heiß. Doch es gibt keinen Grund zur Panik: Wie wäre es stattdessen, eine der vielen kühlen Kirchen aufzusuchen? Diese bieten nicht nur Schatten, sondern auch die Möglichkeit, bei einem Gebet neue Kraft zu tanken.