Standpunkt

Gott hat in Sachen Schöpfung keine Nachhilfe nötig

Veröffentlicht am 27.06.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Peter Otten ist genervt davon, was manche meinen, über Homosexuelle sagen zu müssen. Dabei sei es ganz einfach, kommentiert er: Menschen nicht in Schubladen stecken, dafür mehr über die Schöpfung staunen. Denn Gott habe das ziemlich gut hingekriegt.

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50 Jahre ist das nun her: In der Christopher Street in New York wehrten sich am 28. Juni 1969 erstmals Schwule, Lesben und Transgender gegen willkürliche Gewalt durch die Polizei. Anschließend wuchs daraus eine internationale Tradition, im Sommer eine Demonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben abzuhalten – der "Christopher Street Day".

Es gibt Menschen, die sagen: Was stellen die sich noch so an? Homosexuelle Menschen haben doch nicht nur in Deutschland dieselben Rechte wie heterosexuelle Menschen. Sie dürfen heiraten, Kinder adoptieren, Vermögen vererben. Was noch? Kann man so sehen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Vor ein paar Wochen in einer Londoner U-Bahn: Zwei Frauen, ein Paar, werden von ein paar Jugendlichen verprügelt. Nur weil sie zeigen, dass sie sich lieben. In London! Mitten in Europa! Ist das zu fassen?

Auch die katholische Kirche glaubt über Homosexuelle viel sagen zu müssen. Homosexualität ist therapierbar, sagen die einen. Homosexuelle Beziehungen sind nicht okay, weil beim Sex keine Kinder gezeugt werden die anderen. Oder gar: Homosexuelle Menschen sind untreu, denn sie wechseln oft den Partner. Kein Scherz.

Mir geht das ehrlich gesagt schwer auf die Nerven. Wer schon mal einen Menschen kennen gelernt hat, der schon auf der Brücke stand, weil er von seinen Mitchristen nicht akzeptiert wird, wie er ist weiß wovon ich spreche. Mitten in Köln. Ist das zu fassen?

"Bei euch ist das nicht so", sagt Jesus einmal, als er über Macht nachdenkt. Und ein alter Psalm geht so: "Gott, du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke."

Wie wäre es mal mit einem Kulturwandel in unserer Kirche? Weniger bemessen, bewerten, in Schubladen stecken und ändern wollen. Weil wir angeblich nicht gut genug, fromm genug, katholisch oder heterosexuell genug sind. Ich weiß es genau: Ein bisschen mehr staunen tut Not. Gott hat seine Schöpfung schon ziemlich gut gemacht. Nachhilfe hat er da echt nicht nötig.

Von Peter Otten

Der Autor

Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.