Standpunkt

Keine Angst vor dem "Killerthema Islam"!

Veröffentlicht am 30.11.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte bei der vierten Islamkonferenz eine Moscheesteuer ins Spiel gebracht. Für Joachim Valentin ist das nur konsequent – aber es stünden noch viele weitere Probleme an.

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Man reibt sich die Augen! Ist der milde, formal freundlich, in der Sache hart und richtig formulierende Gastgeber der vierten Islamkonferenz immer noch der Bundesinnenminister des Sommertheaters 2018 um Grenzkontrollen und Obergrenzen, der CDU und CSU zehntausende von Wählerstimmen gekostet hat? Ja, und er heißt sogar tatsächlich immer noch Horst Seehofer.

Nur dass er zu seinen alten Tugenden zurückgefunden zu haben scheint und sich nun der Realität stellt: Mindestens drei Millionen praktizierende Muslime leben oft in vierter Generation mit deutscher Staatsbürgerschaft in Deutschland. Sie zu ignorieren oder in einem fort als mögliche Gewalttäter zu denunzieren nutzt auf Dauer Keinem außer der AfD. Menschen muslimischen Glaubens sind nicht zuerst ein Sicherheitsproblem, sondern meistens aktive, fromme, fleißige und kreative MitbürgerInnen. Für sie gilt grundgesetzlich garantierte positive Religionsfreiheit, genauso, wie für ChristInnen, JüdInnen und Bahai.

Muslime gehören zu Deutschland "selbstverständlich mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle Bürger dieses Landes" sagte Seehofer dann auch und schob gleich die (genauso richtige) Forderung nach, dass Imame möglichst in Deutschland ausgebildet und eine Finanzierung durch Drittstaaten abzubauen sei. Dass er zudem eine Moscheesteuer ins Spiel brachte, welche eine alternative Finanzierung für akademisch ausgebildete Imame – das Personal dafür gibt es längst – sowie weiteres hilfreiches Equipment ermöglicht, ist da nur konsequent. Denn auch islamische Kühe werden nicht im Himmel gefüttert, auf dass sie auf Erden gemolken werden könnten.

Alles in allem also eine Politik, die sich wieder dringend anstehenden Problemen und deren Lösung widmet, anstatt sich beim "Killerthema Islam" totzustellen. Die Probleme bleiben gleichwohl groß: Weder sind die beliebten "liberalen" Muslime oft in Verbänden organisiert noch kann man die vielen zehntausend nationalstolzen Türkinnen und Türken in den mehr als 900 DITIB-Gemeinden ignorieren, will man eine nennenswerte Zahl von Muslimen mit Religionsunterricht, eigenen Wohlfahrtsverbänden und anderen Segnungen unseres bewährten Religionsverfassungsrechtes erreichen.

Doch die Probleme sind nicht unlösbar. Wohlan denn: Fanget (endlich) an!

Von Joachim Valentin

Der Autor

Joachim Valentin ist Direktor des katholischen Kultur- und Begegnungszentrums "Haus am Dom" in Frankfurt am Main und Vorsitzender des Frankfurter Rates der Religionen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.