Missbrauch an Ordensfrauen nicht verschweigen!
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Es schmerzt, und wir wären gerne schon durch damit. Aber je länger es geht, desto mehr dämmert uns: Wir sind immer noch mittendrin in der Aufdeckung von Missbrauch in der Kirche.
In Indien kommt dieser Tage eine bisher wenig beachtete Form erstmals so richtig aufs Tapet: der Missbrauch von Frauen geweihten Lebens durch Priester. Im Juli beschuldigte eine katholische Ordensfrau öffentlich einen Bischof, sie über zwei Jahre immer wieder vergewaltigt zu haben. Der Bischof - Franco Mulakkal von Jalandhar - wies den Vorwurf zurück, die 160-köpfige indische Bischofskonferenz schwieg, ein Politiker beschimpfte die Schwester als Prostituierte. Daraufhin geschah etwas Ungewöhnliches. Ordensfrauen (stille, duldsame asiatische Ordensfrauen) organisierten vor einem Gericht im südindischen Kochi eine Kundgebung, in der sie in Solidarität mit ihrer Mitschwester Gerechtigkeit forderten. Sie brachten auch das "Schweigegebot" zur Sprache, das ihre eigene Kirche ihnen versuchte aufzuerlegen.
Hier ist es wieder, das sattsam bekannte Muster: Der Machthabende ist im Recht, und sollte er im Unrecht sein, darf niemand darüber reden, am allerwenigsten das Opfer. Wegschieben, wegschauen, zurückweisen, ignorieren, aussitzen. Über Jahrzehnte war das der Umgang der katholischen Hierarchie mit Missbrauch. Und nein, es ist noch nicht zu Ende. Nicht nur Minderjährige und (erwachsene) Seminaristen gehören zu den Opfern klerikalen Missbrauchs, sondern auch Ordensfrauen, selbst wenn sie gerne die letzten sind, denen in der Kirche Aufmerksamkeit zuteil wird. Aus Afrika kamen schon früher vereinzelt Fälle ans Licht. Irgendwann wird auch diese Welle wirklich losbrechen: missbrauchte Schwestern. Nebenbei gesagt, wird diese Welle keinen Anlass bieten, einen Papst zum Rücktritt aufzufordern, schließlich geht es bloß um Frauen und nicht um Homosexualität.
Sexueller Missbrauch, Machtmissbrauch, Gewissensmissbrauch, diese unheilige Trias nannte Papst Franziskus in seinem Brief, mit dem er auf den epochalen Missbrauchsbericht aus dem US-Bundessstaat Pennsylvania reagierte. Und er gesteht ein: "Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen, und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben." Stehen wir also, wo wir stehen sollen. Fangen wir an damit, über Missbrauch von geweihten Frauen in der Kirche zu reden.