Franziskus kommt als Beichtvater nach Assisi
Der Überlieferung zufolge hatte dort der Ordensgründer und Armutsprediger Franziskus (1181-1226) vor 800 Jahren einen Ablass erwirkt, der noch heute allen Katholiken zugänglich ist. In einer spontanen Einlassung rief der Papst die begleitenden Bischöfe und Priester auf, sich den Gläubigen in der Basilika für das Sakrament der Versöhnung zur Verfügung zu stellen, und setzte sich selbst in einen Beichtstuhl. Im Laufe fast einer Stunde spendete der Papst 19 Gläubigen das Bußsakrament, unter ihnen zahlreiche Jugendliche, aber auch eine ältere Frau im Rollstuhl und zwei Priester. Ein junger Pfadfinder bekannte anschließend, Franziskus habe ihn gemahnt, nicht zu lügen - "sonst kriegst du eine Nase wie Pinocchio".
Franziskus zitiert seinen Namenspatron
Zuvor erinnerte der Papst an die Worte, die sein Namenspatron, der heilige Franziskus, nach der Überlieferung an derselben Stelle zum Volk und zu den Bischöfen sagte: "Ich will euch alle ins Paradies schicken." Die Vergebung sei der Hauptweg, dem man folgen müsse, um an jenen Platz im Paradies zu gelangen. In einer Ansprache betonte der Papst, wie sehr die Welt der Vergebung bedürfe. "Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann", sagte er. "Zu viele Menschen leben eingeschlossen im Groll und hegen Hass, weil sie unfähig sind zu vergeben. Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer, anstatt die Freude der Unbeschwertheit und des Friedens zu finden", sagte der Papst.
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"Wenn wir den anderen etwas schulden, beanspruchen wir Barmherzigkeit; wenn wir dagegen eine Schuldforderung haben, rufen wir nach Gerechtigkeit", kritisierte er eine verbreitete Haltung. Gottes Vergebung hingegen kenne keine Grenzen, auch wenn man immer in die gleichen Sünden zurückfalle. "Es ist eine volle, allumfassende Vergebung, mit der er uns die Gewissheit gibt, dass er, obwohl wir in dieselben Sünden zurückfallen können, Erbarmen mit uns hat und nicht aufhört, uns zu lieben", sagte Franziskus.
Bei seinem Eintreffen war der Papst vom Generaloberen des Franziskanerordens, Michael Perry, in der Vorhalle der Basilika begrüßt worden. Zu dem stillen Gebet und einer anschließenden Ansprache waren in dem Gotteshaus mehrere Hundert Gäste und Gläubige zugelassen. Als Franziskus durch die Kirche schritt, um zur Portiuncula-Kapelle zu gelangen, kam es zu Rangeleien zwischen Besuchern und Sicherheitskräften. Der Papst zeigte sich angesichts des Gedränges gelassen.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen in der ganzen Stadt
Mit strengen Sicherheitsvorkehrungen hatte sich die umbrische Kleinstadt Assisi auf den Papstbesuch vorbereitet. Seit dem Morgen herrschte ein umfassendes Fahrverbot im Ortsteil Santa Maria degli Angeli. Auf dem Gelände waren laut lokalen Medien Scharfschützen postiert. Besucher mussten eine Einlasskarte vorweisen und sich Kontrollen unterziehen. In der vorangehenden Nacht hatten unterdessen Freiwillige den Platz vor der Kirche mit Blumenteppichen von insgesamt 130 Quadratmetern geschmückt.
Mit Blick auf den Anschlag von Nizza durften am Besuchstag im gesamten Teilort Santa Maria degli Angeli keine Lastkraftwagen fahren. Auch galt ein Flugverbot für Privatmaschinen und Drohnen. In ganz Assisi und im benachbarten Bastia durften laut Medienberichten weder Waffen noch brennbare oder explosive Stoffe oder Feuerwerkskörper transportiert werden. In der Basilika waren 1.000 Gäste zugelassen, weitere 3.000 auf dem Platz davor. Sie mussten zuvor unter Angabe ihrer Personalien eine Einlasskarte beantragen. (kim/dpa/KNA)
04.08.2016, 19:00 Uhr: Ergänzt um Informationen zu den Pönitenten und den Sicherheitsvorkehrungen
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