Europäische Burgen locken mit sagenhafter Architektur

Europa von Zinnen

Veröffentlicht am 09.08.2016 um 12:31 Uhr – Von Sascha Pöschel (KNA) – Lesedauer: 
Geschichte

Bonn ‐ Sommerzeit gleich Reisezeit: Einen Besuch in dieser Zeit wert sind auf jeden Fall die zahlreichen Burgen zwischen Nordsee und Mittelmeer. Katholisch.de stellt zehn bekannte europäische Burgen vor.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Engelsburg: Die Trutzburg der Päpste

Kaiser Hadrian hatte die heutige Engelsburg einst als sein Mausoleum errichten lassen. Nach ihm fanden noch weitere römische Kaiser in der Burg ihre Ruhestätte.
Bild: ©fabiomax/Fotolia.com

Kaiser Hadrian hatte die heutige Engelsburg einst als sein Mausoleum errichten lassen. Nach ihm fanden noch weitere römische Kaiser in der Burg ihre Ruhestätte.

Viele Rom-Touristen übersehen, dass auch dieser gedrungene Zylinder jahrhundertelang als Festung diente; Festung der Päpste näherhin. Ursprünglich Grabmonument Kaiser Hadrians (117-138), wurde der Koloss an der Flussbiegung des Tiber schon bald in den Ring der römischen Wehranlagen eingebunden. Als im 6. Jahrhundert die Goten anrückten, nannten sie den Klotz, in dem sie sich einnisteten, "Burg" und gaben damit dem ganzen Viertel zum Vatikan hin bis heute seinen Namen: "Borgo". Ihre wohl berühmteste Stunde hatte die Engelsburg, als sich bei der Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte 1527 Papst Clemens VII. dort verschanzte. Tausend Jahre hindurch war sie jedoch vor allem Verlies für Aufständische, missliebige Kardinäle und gewöhnliche Kriminelle.

Burg Staufen: Wo Dr. Faust den Teufel traf

Wo heute die Burgruine Staufen über die Landschaft blickt, hatten einst bereits die Römer eine Wachanlage errichtet.
Bild: ©Clemens Schüßler/Fotolia.com

Wo heute die Burgruine Staufen über die Landschaft blickt, hatten einst bereits die Römer eine Wachanlage errichtet.

Seit dem 12. Jahrhundert bewacht die Staufener Burg den Eingang des Münstertals. Weit reicht der Blick über das sonnenverwöhnte Markgräflerland in die badische Rheinebene und bis ins nahe Frankreich. Die erhaltenen Gemäuer und der hohe Burgturm lassen die einstige Stärke der Wehranlage noch erahnen. Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg aber größtenteils zerstört. Der berühmteste Staufener, der legendäre Alchimist Dr. Johann Georg Faust, fand im Schatten der Burg 1539 ein schlimmes Ende: Er bezahlte seinen Pakt mit dem Teufel mit dem Leben, ohne die Wunderformel zur Goldherstellung gefunden zu haben. Dafür inspirierte seine Legende nicht nur Goethe.

Tintagel Castle: Die Legende lebt

Es braucht nicht viel Fantasie, um die wildromantische Ruine von Tintagle Castle mit der mystischen Gestalt des König Artus in Verbindung zu bringen.
Bild: ©Tomsickova/Fotolia.com

Es braucht nicht viel Fantasie, um die wildromantische Ruine von Tintagle Castle mit der mystischen Gestalt des König Artus in Verbindung zu bringen.

Viel ist nicht mehr zu sehen vom ehemals hochherrschaftlichen Tintagel Castle. Doch wenn die Brandung bei Dämmerung an der schmalen Felszunge an der Westküste des britischen Cornwall bricht und die Burgruine Wind und Wetter trotzt, scheinen die stolzen Ritter der Tafelrunde um König Artus nicht weit. Der Legende nach wurde Artus an der Stelle der späteren Burg geboren. 1230 baute Richard von Cornwall ebenda sein Tintagle Castle, weniger aus strategischen Gründen als vielmehr, um sich selbst in die Nachfolge König Artus' einzureihen. Doch die Burg geriet schnell wieder in Vergessenheit. Bereits im 15. Jahrhundert waren nur mehr wild-romantische Ruinen übrig.

Linktipp: Urlaub auf gut katholisch

Die Liege mit einem Handtuch reservieren, einen über den Durst trinken, sonntags ausschlafen: Was ist für Christen im Urlaub in Ordnung und was nicht? Pfarrer Carsten Leinhäuser gibt Reisetipps.

Burg Eltz: Die Burg vom 500-Mark-Schein

Seit über 800 Jahren befindet sich die Burg Eltz im Besitz der gleichnamigen Familie. Immerhin fast dreißig Jahre lang zierte sie denn 500-DM-Schein.
Bild: ©pic3d/Fotolia.com

Seit über 800 Jahren befindet sich die Burg Eltz im Besitz der gleichnamigen Familie. Immerhin fast dreißig Jahre lang zierte sie denn 500-DM-Schein.

Diese Burg ist eine Wucht! Das wird vor allem deutlich, wenn man sich ihr zu Fuß nähert, etwa bei einer Wanderung über den Moselsteig. Plötzlich lichtet sich der Wald, und es erhebt sich eine majestätische Schönheit aus Stein und Ziegeln. Sie erinnert an Neuschwanstein - doch ist diese Burg stolze 850 Jahre alt. Kein Krieg hat das versteckte Kleinod in einem Seitental der Mosel nahe Cochem je vernichtet, kein Belagerer sie je eingenommen. Heute gilt sie Experten als Burg par excellence. Das Gemäuer, das einst den 500-Mark-Schein zierte, wird bis auf den heutigen Tag durch die Grafenfamilie Eltz gehütet.

Wurmloch: Kirche und Burg in einem

Seit 1999 ist die Kirchenburg im siebenbürgischen Wurmloch - auf Rumänisch Valea Viilor - Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Bild: ©Falk/Fotolia.com

Seit 1999 ist die Kirchenburg im siebenbürgischen Wurmloch - auf Rumänisch Valea Viilor - Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Die Kirchenburg von Wurmloch gehört seit 1993 zum Weltkulturerbe. Über schräge, knarrende Holzleitern klettert man hinauf bis zu den Glocken und schaut hinunter auf eine deutsche Zukunft in Rumänien, die es schon nicht mehr gibt: Viele der rund 150 befestigten Wehrkirchen Siebenbürgens sind in ihrem Bestand bedroht. Die Zahl der sächsischen Gemeindemitglieder in Wurmloch: kein halbes Dutzend mehr. 25 Jahre nach dem Sturz des Kommunismus sind die meisten der einst namhaften deutschen Minderheit in Rumänien, der "Siebenbürger Sachsen", gestorben oder ausgewandert. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nutzten die Dorfbewohner die Kirchenburgen als Rückzugs- und Verteidigungsbau. Ihnen fehlten in der Regel die Mittel, um den ganzen Ort gegen kriegerische Angriffe und Überfälle zu befestigen. Am ehesten geeignet waren die Kirchen, meist der einzige Steinbau. Oft gab es für jede Familie zwei Räume: für die Menschen und für das Vieh.

Wewelsburg: Drei Ecken hat die Burg

Bekannt ist die Wewelsburg vor allem wegen ihrer Nutzung durch die SS in den 1930er und 1940er Jahren. Die längste Zeit war sie jedoch im Besitz der Paderborner Fürstbischöfe.
Bild: ©sehbaer_nrw/Fotolia.com

Bekannt ist die Wewelsburg vor allem wegen ihrer Nutzung durch die SS in den 1930er und 1940er Jahren. Die längste Zeit war sie jedoch im Besitz der Paderborner Fürstbischöfe.

Das imposante Gemäuer, zwischen 1603 und 1609 erbaut und einstige Nebenresidenz der Paderborner Fürstbischöfe, ist Deutschlands best erhaltene Dreiecksburg - und hat eine dunkle Vergangenheit. Das im Stil der Weser-Renaissance errichtete Schloss nutzten die Nationalsozialisten als Kult- und Schulungsstätte. SS-Chef Heinrich Himmler wollte hier die Zentrale des SS-Ordens errichten. Hunderte Häftlinge aus dem nahen Konzentrationslager Niederhagen wurden bei den Bauarbeiten ermordet; mehr als 1.200 starben im KZ. Deshalb beherbergt die Wewelsburg eine Erinnerungs- und Gedenkstätte mit der Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" im ehemaligen Wachgebäude. Daneben präsentiert das Historische Museum des Hochstifts Paderborn in 29 Räumen die Geschichte des Paderborner Landes von den Anfängen der Besiedlung bis zur Säkularisation 1802. Teile des Schlosses werden als Jugendherberge genutzt.

Burg Elbogen: Wie im Märchen

Die ältesten Bauteile der Burg Elbogen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Bis ins 16. Jahrhundert wurde sie beständig erweitert und vereint daher Stilelemente aus Romanik und Gotik.
Bild: ©Boris Stroujko/Fotolia.com

Die ältesten Bauteile der Burg Elbogen stammen aus dem 13. Jahrhundert. Bis ins 16. Jahrhundert wurde sie beständig erweitert und vereint daher Stilelemente aus Romanik und Gotik.

Elbogen mit seiner Kulisse von Burg, Kirche und den darum gruppierten bunten Häuschen ist die Märchenstadt Westböhmens. Der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe machte nicht weniger als zehn Mal hier Station. Am 28. August 1823 feierte er hier seinen 74. Geburtstag, gemeinsam mit der Familie seiner 55 Jahre jüngeren Angebeteten Ulrike von Levetzow. Kurz darauf holte er sich mit seinem Heiratsantrag einen Korb. Enttäuscht kehrte er Böhmen für immer den Rücken - und verfasste noch in der Kutsche seine "Marienbader Elegie". Die Burgfestung, im Mittelalter als "Schlüssel zum Königreich Böhmen" bekannt, wurde im Zuge der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert verpfändet und 1822 zum Gefängnis umgebaut. In vier Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft drohte das Ensemble zu verfallen - präsentiert sich aber heute proper saniert und ist ein beliebtes Ziel deutscher Touristen.

Linktipp: Goethe, Guardini und Harry Potter

Möchten Sie abends nach einem langen Besichtigungstag noch etwas lesen? Die katholisch.de-Redakteure haben ihre Lieblings-Urlaubsbücher für Sie zusammengestellt. Darunter auch ein Werk des Dichterfürsten Goethe.

Burghausen: Die längste Burg der Welt

Bereits in der Frühgeschichte besiedelten Menschen die Erhebung über dem heutigen Burghausen: Spuren lassen sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen.
Bild: ©mRGB/Fotolia.com

Bereits in der Frühgeschichte besiedelten Menschen die Erhebung über dem heutigen Burghausen: Spuren lassen sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen.

Eine der großartigsten spätmittelalterlichen Befestigungswerke findet sich im oberbayerischen Burghausen. Das mächtige Bollwerk hoch über dem Wöhrsee und der Salzach galt einst als die stärkste Festung im Lande. Darin verkörpert war der Macht- und Repräsentationswille der bayerischen Herzöge, die hinter den dicken Mauern auch ihren Gold- und Silberschatz verwahrten. Mit einer Ausdehnung von mehr als 1.000 Metern Länge gilt die Burg Burghausen als eine der längsten Burgen der Welt, laut Guinness-Buch sogar als längste überhaupt. Fünf große Höfe, dazu Gräben und Tore sowie eine bis heute fast intakte Ringmauer um die ganze Anlage ziehen nicht nur Besucher an. Auch Filmleute entdeckten die prachtvolle Kulisse für sich. Michael "Bully" Herbig ließ 2008 für "Wickie und die starken Männer" in einem der Innenhöfe das Wikinger-Leben neu entstehen. Im selben Jahr erlebte hier zudem Til Schweiger als Ritter Lanze seine Abenteuer in der von ihm selbst inszenierten Komödie "1 1/2 Ritter". 2010 ritten "Die drei Musketiere" ein für eine 3-D-Produktion des Regisseurs Paul W. S. Anderson.

Burg Fleckenstein: Nur für Schwindelfreie

Die Burg Fleckenstein gab als Stammburg dem elsässischen Adelsgeschlecht der Fleckensteiner seinen Namen.
Bild: ©Berchtesgaden/Fotolia.com

Die Burg Fleckenstein gab als Stammburg dem elsässischen Adelsgeschlecht der Fleckensteiner seinen Namen.

Fleckstein, Fleckstein, alles muss versteckt sein. Eigentlich heißt die Burg "Fleckenstein", aber gut verborgen liegt sie allemal. Im Unterelsass, an der heutigen deutsch-französischen Grenze errichteten die von Fleckenstein ihren Stammsitz - auf einem stellenweise nur 6 Meter schmalen und 30 Meter hohen Felsen aus Buntsandstein. 1589 stand die Burg Modell für das Lehrbuch "Architectura von Vestungen" des Baumeisters Daniel Specklin. Und noch heute nötigt der Bau in und um den Fels Respekt ab. Schwindelfrei sollte allerdings sein, wer die obersten Etagen bezwingen will. Von dort schweift der Blick weit hinüber zu Vogesen und Pfälzerwald - und hin zu weiteren Felsenburgen der Region.

Wartburg: Must-have im Reformationsjahr

Noch lange vor Martin Luther lebte und wirkte auf der Wartburg Elisabeth von Thüringen. Ihr hingebungsvoller Einsatz für die Kranken führte schon unmittelbar nach ihrem Tod zu einer großen Verehrung der Heiligen.
Bild: ©olimeg/Fotolia.com

Noch lange vor Martin Luther lebte und wirkte auf der Wartburg Elisabeth von Thüringen. Ihr hingebungsvoller Einsatz für die Kranken führte schon unmittelbar nach ihrem Tod zu einer großen Verehrung der Heiligen.

Hoch über dem Thüringer Wald thront die Wartburg. Hinter dicken Mauer stecken Legenden und Geschichten. Erstmals erwähnt wurde die heutige Unesco-Welterbestätte 1080 vom Merseburger Bischof Bruno. 1206 soll auf der Burg der sagenumwobene Sängerkrieg stattgefunden haben, der bis heute in Richard Wagners "Tannhäuser" weiterlebt. Auch die heilige Elisabeth wirkte auf der Wartburg. Für Reformator Martin Luther war die Burg ein Zufluchtsort, als er 1521 vom Kaiser geächtet und vom Papst verbannt wurde. In wenigen Wochen übersetzte er inkognito als "Junker Jörg" das Neue Testament - in der heutigen Lutherstube.

Von Sascha Pöschel (KNA)