Margitta Stumpf sorgt als Pfarrhaushälterin für Ordnung und Essen im Pfarrhaus

Keine Extrawürste für die Geistlichkeit

Veröffentlicht am 11.08.2016 um 12:01 Uhr – Von Gudrun Niewöhner – Lesedauer: 
Kirche

Steinfurt ‐ Kochen, putzen, waschen: Auch in einem Pfarrhaus müssen die ganz normalen Hausarbeiten erledigt werden. Im Pfarrhaus von St. Nikomedes in Steinfurt sorgt Haushälterin Margitta Stumpf für Ordnung und Essen.

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Seit 14 Jahren kümmert sich die 56-Jährige um Ordnung und Sauberkeit im Pastorat von St. Nikomedes in Steinfurt. Mit 25 Wochenstunden angefangen, ist Margitta Stumpf inzwischen Vollzeit beschäftigt, heute eher eine Seltenheit in den Pfarrhäusern des Bistums Münster. Sie sorgt nicht nur dafür, dass eine warme Mahlzeit auf den Tisch kommt, sie wäscht, bügelt und putzt auch für die WG-Bewohner - für die Pfarrer Markus Dördelmann und Heinrich Wernsmann sowie für Pater Theo Kindo und Kaplan Savarimuthu.

Wer mittags außer Haus ist, muss sich rechtzeitig in eine Liste eintragen. Das hat Margitta Stumpf den geistlichen Herren eingebläut: "Sonst weiß ich nie, für wie viele ich kochen muss." Zum Glück sind alle dankbare Esser. Selten will jemand eine Extrawurst. Wenn doch, erfüllt die Hauswirtschafterin den Wunsch gerne. Oft kommen Gäste hinzu. Für einen mehr reicht es immer - auch unangemeldet. Zweimal in der Woche radelt auch Pastor Gerhard Fliß über den Buchenberg, um mit den anderen aus dem Seelsorgeteam gemeinsam zu essen.

Gespräche über Gott und die Welt

Pünktlich um 12.30 Uhr wird serviert. Pastor Othmar Fekl, der unweit in einer eigenen Wohnung lebt, ist oft schon ein paar Minuten früher da. "Gelegenheit, ein bisschen über Gott und die Welt zu plaudern", sagt Margitta Stumpf. Das Miteinander im Pfarrhaus ist familiär. Alle sind per Du, reden auch über Privates. Während es sich die Mittagsrunde im Esszimmer schmecken lässt, macht die Hauswirtschafterin meist schon den ersten Abwasch. Selten setzt sie sich dazu: "Die Zeit fehlt mir sonst am Ende für andere Dinge."

Montags bis mittwochs wird gewaschen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Denn vor dem Wochenende will Margitta Stumpf alles gebügelt und gefaltet wieder in den Schränken haben. Eigentlich sollte jeder seine Wäsche runterbringen. "Doch das klappt hier genausowenig wie bei anderen zu Hause", verrät sie mit einem Schmunzeln. Bevor sie die Maschine anstellt, startet sie deshalb einen Gang durch alle Appartements. Irgendwo findet sich fast immer ein Kleidungsstück.

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Nach einem Umbau ist das Pfarrhaus größer geworden. Beim Staubwischen spannt die Hauswirtschafterin deshalb hin und wieder einen der Bewohner ein: "Sonst ist die Arbeit manchmal nicht zu schaffen." Alleine 50 Fenster hat das denkmalgeschützte Haus. Wenn die alle geputzt werden müssen... Auch beim Einkaufen freut sie sich über tatkräftige Unterstützung. Den großen Wochenrundumschlag macht Pfarrer Dördelmann sowieso am liebsten selbst. Nicht, weil er Margitta Stumpf misstraut und Sorge hat, dass sonst Wichtiges im Haushalt fehlt. Sondern weil er den Steinfurtern im Supermarkt anders begegnen kann als in der Kirche...

Ruhige Tage sind im Pfarrhaus selten. Aber es gibt diese Tage, da läutet die Türglocke ununterbrochen. "Viele denken, dass hier immer noch das Pfarrbüro untergebracht ist." Margitta Stumpf zeigt ihnen den Weg zum Kirchplatz. Andere klingeln, weil sie in Not sind. Wenn von den Priestern niemand da ist, nimmt sich die Hauswirtschafterin der hilfesuchenden Menschen an: "Hier wird niemand einfach weggeschickt", betont sie. Meist verweist sie sie weiter an das Sozialbüro "Offenes Ohr".

Kein Tag ist wie der andere

Pfarrhaushälterin? Früher hätte sich Margitta Stumpf diese Aufgabe nie vorstellen können. Die 56-Jährige war Verkäuferin, hat unter anderem in Münster gearbeitet. Durch Zufall hat sie damals von der freien Stelle erfahren. Und weil sie sich gerne verändern wollte, bewarb sie sich. Ihr gefällt besonders die Abwechslung. Kein Tag ist wie der andere. Und sie mag den Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen: "Es ist immer etwas los."

Bis 16 Uhr fegt Margitta Stumpf durchs Pfarrhaus. Hat sich für den Abend Besuch angekündigt, bereitet sie noch rasch eine Kleinigkeit zu essen vor. Dann schaltet sie das Küchenradio aus - und manchmal überlegt sie dabei schon, was sie am anderen Tag kochen könnte.

Von Gudrun Niewöhner