Wollen die Christen überhaupt mehr Einheit?
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Reformationsjubiläum. Das klingt manchem zu sehr nach Jubel. Dabei wird der Begriff "Jubiläum" doch in den meisten Fällen ohnehin so verwendet, dass er ein – fast schon distanziertes – Gedenken meint. In den beiden Jahren vor der Erinnerung an 500 Jahre Reformation hat sich jetzt immerhin ein ökumenischer Konsens herausgeschält, wie das Ereignis zu begehen ist. Manches spricht dafür, dass es zum ersten Mal in der Geschichte seit der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert tatsächlich eine ökumenische Akzentuierung geben wird - Stichwort: "Christusfest".
Die Deutsche Bischofskonferenz hat jetzt eine Broschüre vorgelegt, in der die wichtigsten Texte dazu versammelt sind. Darin spiegelt sich, dass man neu gelernt hat, wie katholisch Martin Luther eigentlich war, dass es ihm lange um die Reform seiner Kirche, der katholischen Kirche ging. Nicht zuletzt entscheidende Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils verdankten sich ja bereits einer wichtigen Einsicht: dass sich die Auseinandersetzung mit den Reformatoren und der Reformation nicht nur ausgehend von der gegenreformatorischen Frontstellung lohnt. Auf der anderen Seite wurden alle Reformationsjubiläen bisher auf evangelischer Seite mit deutlich stärkerem anti-katholischen Affekt gefeiert.
Und dennoch: Wird die Ökumene derzeit nicht zu lustlos betrieben, oft genug nur durch die Geschäftigkeit der Vorbereitung auf das Reformationsjahr verdeckt? Wollen Katholiken und Protestanten überhaupt ernsthaft mehr Einheit? Das kommende Jahr bietet in jedem Fall genügend Anlässe, neuen Schwung zu entwickeln. Für die gesellschaftliche Prägekraft des Christentums in unseren Breiten ist das überlebensnotwendig. Denn wo die Angst vor dem Schrumpfen die jeweiligen Konfessionen zur Fixierung auf ihr Eigenes drängt, können alle nur verlieren.