Evangelischer Bischof: Homosexuelle Trauung belastet Ökumene

"Dialog ist schwierig geworden"

Veröffentlicht am 13.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Homosexualität

Hannover/Bonn ‐ Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) strebt nach der ersten evangelischen Trauung eines homosexuellen Paars in Hessen keine bundesweit einheitliche Regelung an. Ob homosexuelle Paare einen Segen oder wie nun in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auch eine kirchliche Beurkundung erhalten , falle in den Gestaltungsbereich der insgesamt 20 Landeskirchen, sagte ein EKD-Sprecher am Montag. 14 hätten inzwischen eine Regelung zumindest zur Segnung der Paare.

  • Teilen:

Nach der Trauung am Wochenende in Seligenstadt bei Frankfurt befürchtet der evangelische Ökumene-Bischof Friedrich Weber eine Belastung der Beziehung zu den Katholiken. "Der Dialog ist schwieriger geworden", sagte der Braunschweiger Bischof. "Die Katholiken können das nicht nachvollziehen." Die Entwicklung halte er persönlich für problematisch, sagte Weber, der Catholica-Beauftragte der evangelischen Kirche ist. "Die Ehe zwischen Mann und Frau muss deutlich als etwas anderes erkennbar bleiben." Statt dem Vorpreschen einzelner Landeskirchen müsse die EKD eine einvernehmliche Regelung finden.

EKD erarbeitet ein neues Positionspapier zur Sexualität

In ihrem neuen Positionspapier zur Familie hatte die EKD unter anderem auch zur Unterstützung von Patchworkfamilien und gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften aufgerufen und war von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm abgerückt. Das kirchenintern auch kritisierte Papier macht den Landeskirchen aber keine Vorschriften. Derzeit erarbeitet die EKD ein neues Positionspapier zur Sexualität, in dem auch die Homosexualität eine Rolle spielen soll. Eine deutschlandweite Rahmenregelung hatte die EKD 2010 für das Zusammenleben homosexueller Pfarrer mit ihren Partnern im Pfarrhaus gefunden.

Begrüßt wurde der Schritt der hessischen Kirche von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexualität und Kirche (HuK). Ziel müsse eine Gleichstellung von Homosexuellen sein mit einer kirchlichen Trauung, die nicht in die Sakristei oder ein Hinterzimmer verlegt werde, sagte HuK-Sprecher Markus Gutfleisch in Recklinghausen.

Die Position der katholischen Kirche ist hingegen eindeutig: Denn auch wenn Papst Franziskus vor Kurzem Toleranz und Mitgefühl für Homosexuelle gefordert hat, lehnt die kirchliche Lehre praktizierte Homosexualität ab. Da die Ehe auf Nachkommenschaft ausgerichtet und somit an gelebte Sexualität gebunden ist, ist sie für homosexuelle Katholiken keine Option.

Ehe ist in der Katholischen Kirche Sakrament

Im Gegensatz zur evangelischen Kirche ist die Ehe im Katholizismus zudem ein Sakrament und genießt daher einen besonders hohen Stellenwert. Bereits in den Diskussionen um die rechtliche Anerkennung eingetragener Lebenspartnerschaften hatte die katholische Kirche die Bedeutung der Ehe betont. Einen "ideologischen Kulturkampf zur Relativierung der treuen und lebenslangen Ehe" sah der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen bereits Mitte Juli. Er hob hervor, die Ehe sei "Verantwortungsgemeinschaft für Fruchtbarkeit, Generationensolidarität und gesellschaftliches wie staatliches Wohl".

Davon ausgehend erscheint auch eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare unwahrscheinlich. 2008 segnete ein Priester im Wetzlarer Dom ein homosexuelles Paar, das zuvor am Standesamt die eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen war. Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, berief daraufhin den Priester, der die Zeremonie durchgeführt hatte, von seinem Amt als Bezirksdekan von Wetzlar ab. (bod/dpa)