231 Menschen verloren bei Erdbeben im italienischen Bergdorf ihr Leben

Amatrice verabschiedet seine Toten

Veröffentlicht am 31.08.2016 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 
Italien

Rom ‐ Die Bewohner von Amatrice haben das Requiem für ihre Toten gefeiert: 231 Menschen waren dort beim verheerenden Erdbeben gestorben. Bischof Domenico Pompili ließ in seiner Predigt auch Kritik anklingen.

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Mit einer von Schmerz und Trauer geprägten Feier hat das mittelitalienische Dorf Amatrice Abschied von seinen Erdbebenopfern genommen. Unter strömendem Regen feierte Rietis Bischof Domenico Pompili am Dienstag mit den Bewohnern einen Gottesdienst in einer behelfsmäßig errichteten Halle vor den zerstörten Häusern. Allein in Amatrice waren bei dem Beben am Mittwoch in der vergangenen Woche 231 der bisher geborgenen 292 Opfer gestorben.

Viele konnten ein lautes Schluchzen nicht unterdrücken, als Bischof Pompili die Namen der Toten einzeln verlas. Angehörige saßen mit ausdruckslosem Gesicht neben den Särgen. Erst am Vorabend hatten die Behörden dem Protest der Dorfbewohner nachgegeben und 37 Särge aus Rieti nach Amatrice zurückgebracht. Aus Sicherheitsgründen sollte der Gottesdienst in der 65 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt stattfinden.

Almosenmeister vertritt Papst beim Requiem

Zu der Messe waren auch Staatspräsident Sergio Mattarella, Ministerpräsident Matteo Renzi und Parlamentspräsidentin Laura Boldrini angereist. Für Dienstag hatte Renzi erneut Staatstrauer ausgerufen. Gemeinsam mit Pompili zelebrierten Bischof Giovanni D'Ercole aus dem ebenfalls schwer getroffenen Ascoli Piceno und Kurienerzbischof Konrad Krajewski, Almosenmeister des Papstes. Er nahm auf ausdrücklichen Wunsch von Franziskus an der Feier teil. Franziskus hatte am Sonntag angekündigt, die Erdbebenregion "so bald wie möglich" zu besuchen.

„Diese Leute sind gestorben, weil sie dieses Land geliebt haben.“

—  Zitat: Sergio Pirozzi, Bürgermeister von Amatrice

Pompili übte in seiner Predigt verdeckt Kritik an Schlamperei und Korruption beim Bau: "Das Erdbeben tötet nicht. Die Werke von Menschen töten." Die Menschen ermutigte er zum Bleiben. "Die Orte zu verlassen, hieße sie ein zweites Mal zu töten." Der Wiederaufbau werde eine Sache von Jahren und dürfe nicht Anlass für politische Querelen oder "Plündereien unterschiedlicher Art" werden, so Pompili.

Applaus kam auf, als am Schluss der Messe weiße Ballons in Erinnerung an die Opfer in den Himmel stiegen. Amatrices Bürgermeister Sergio Pirozzi sagte: "Diese Leute sind gestorben, weil sie dieses Land geliebt haben, und wir wollen hierbleiben." Als Zeichen der Verbundenheit war auch der Imam Izzedin Elzir, Vorsitzender des Verbands der islamischen Gemeinden Italiens, nach Amatrice gekommen. Ebenfalls wohnte ein orthodoxer Bischof der Feier bei; in der Region leben viele rumänische Zuwanderer, die der orthodoxen Kirche angehören. (KNA)

Linktipp: Trauerfeier für Erdbebenopfer in Amatrice

Der Dorfpfarrer hatte gedroht, nicht teilzunehmen: Die Trauerfeier für die Erdbebenopfer findet nun doch in dem zerstörten Ort selbst statt. Auch Hinterbliebene hatten gegen eine Verlegung protestiert.