Papst: Ausbeutung der Erde ist eine Sünde
Papst Franziskus verlangt einen ökologischen Kurswechsel. Wirtschaft und Politik dürften im Umgang mit der Umwelt nicht von kurzfristigem Streben nach Gewinn und Wahlerfolgen bestimmt sein, schrieb er in einer Botschaft zum "Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung" am Donnerstag. Die Folgen der Erderwärmung macht er unter anderem für die weltweiten Migrationsbewegungen verantwortlich. Für die armen Länder der Südhalbkugel verlangte er mehr Geld und technische Unterstützung zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Jeden einzelnen rief er zu einer Verhaltensänderung im Alltag auf, etwa durch Mülltrennung oder Carsharing.
Eine "unverantwortliche Ausbeutung der Erde" und Schädigung der Schöpfung nannte Franziskus eine "Sünde". Umweltzerstörung stellte er in Zusammenhang mit der weltweiten Armut. "Gott hat uns einen blühenden Garten geschenkt, wir aber sind dabei, ihn in eine von Schutt, Wüsten und Schmutz verseuchte Ebene zu verwandeln", schrieb er. Als Ursachen nannte er individuelles Fehlverhalten im Rahmen einer "falsch verstandenen Wohlstandskultur", aber auch ein "System, das die Logik des Gewinns um jeden Preis durchgesetzt hat".
Themenseite: Enzyklika "Laudato si"
Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit ökologischen Fragen. Katholisch.de hat alles Wichtige rund um das Schreiben zusammengestellt.Christen wie Gläubige anderer Religionen und alle Menschen müssten ihrem "gemeinsamen Haus, der Erde, Barmherzigkeit erweisen", so der Papst. Er beklagte den Verlust der Artenvielfalt und verwies auf "Dürreperioden, Überschwemmungen, Brände und immer besorgniserregendere extreme meteorologische Ereignisse" als Folgen des globalen Temperaturanstiegs. Der Klimawandel trage auch "zu der entsetzlichen Krise der Zwangsmigration bei", so Franziskus. "Die Armen der Welt, die den Klimawandel am wenigsten zu verantworten haben, sind die Verletzlichsten und leiden bereits unter den Auswirkungen."
Der Papst lobte die im September 2015 beschlossene Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und das Klima-Abkommen von Paris im Dezember 2015, das eine Begrenzung der Erderwärmung vorsieht. Die Bürger hätten jetzt auf Regierungen und Unternehmen einzuwirken, dass die Ankündigungen umgesetzt und "noch ehrgeizigere Ziele" angepeilt werden.
Franziskus: Katholiken sollen Umweltsünden beichten
Katholiken mahnte er zur Gewissenserforschung und zur Beichte ihrer Sünden gegen die Schöpfung. Jeder müsse seinen "kleineren oder größeren Beitrag zur Verunstaltung und Zerstörung der Schöpfung" anerkennen, so Franziskus. In dem derzeit laufenden "Jahr der Barmherzigkeit" solle jeder Gläubige Buße tun für die Übel, die er der Erde durch seinen Lebensstil oder als Beteiligter eines zerstörerischen Systems zufüge.
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Franziskus rief zu Verhaltensänderungen im Alltag auf. Dazu gehöre etwa das Einsparen von Plastik und Papier, bewusstere Verwendung von Wasser, Lebensmitteln und Strom, Mülltrennung, sorgsamer Umgang mit anderen Lebewesen oder die Bevorzugung öffentlicher Verkehrsmittel. "Wir dürfen nicht meinen, diese Anstrengungen seien zu gering, um die Welt zu verbessern", so der Papst.
Franziskus hatte vergangenes Jahr Katholiken weltweit aufgerufen, den 1. September künftig als Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung zu begehen. Er folgte damit einer Anregung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Am heutigen Donnerstag feiert Franziskus im Petersdom ein Abendgebet zur Bewahrung der Schöpfung. Dazu wird auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet. (KNA)