Marx: Papstbotschaft ist "Appell an unsere Demut"
Als "Appell an unsere Demut" hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Botschaft von Papst Franziskus zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung gewürdigt. "Nicht nur nachfolgende Generationen werden unter der vom Heiligen Vater beklagten 'Mentalität der Kurzfristigkeit' leiden", erklärte Marx am Donnerstag in Bonn. "Schon heute sind es die Armen, welche die Auswirkungen der Umweltausbeutung am stärksten zu spüren bekommen."
Franziskus hatte vergangenes Jahr Katholiken weltweit aufgerufen, den 1. September künftig als Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung zu begehen. Er folgte damit einer Anregung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.
Papst: Gewinnstreben ist Ursache für Umweltzerstörung
In seiner Botschaft zum diesjährigen Tag der Schöpfung verlangt der Papst einen ökologischen Kurswechsel. Die Menschheit sei dabei, die Erde "ihn in eine von Schutt, Wüsten und Schmutz verseuchte Ebene zu verwandeln", so Franziskus. Als Ursachen nennt er individuelles Fehlverhalten im Rahmen einer "falsch verstandenen Wohlstandskultur", aber auch ein "System, das die Logik des Gewinns um jeden Preis durchgesetzt hat".
Marx zeigte sich erfreut darüber, dass der Papst zugleich die ökumenische Dimension des Anliegens in den Fokus rücke und sich an alle Christen wende. Der Schutz von der Umwelt sei eine Herausforderung, "die wir nur gemeinsam bewältigen können". Zugleich appellierte auch der Erzbischof von München und Freising an die Eigeninitiative des Einzelnen: "Nur wenn wir uns im Kleinen zur Umkehr bereit zeigen, kann die Hoffnung auf die großen gemeinsamen Erfolge fruchtbar werden."
Der für entwicklungspolitische Fragen zuständige Kurienkardinal Peter Turkson verlangte größeren gesellschaftlichen Druck zur Durchsetzung der internationalen Klimaziele. Dies schließe auch den Boykott bestimmter Produkte und der Verzicht auf Investitionen im Sektor fossile Brennstoffe ein, sagte er bei der Vorstellung der Papstbotschaft am Donnerstag im Vatikan. Der aus Ghana stammende Kardinal ist derzeit Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, ab 2017 soll er die neu geschaffene Kurienbehörde für soziale und Menschenrechtsfragen leiten.
Turkson: Botschaft steht in Nachfolge von "Laudato si"
Turkson sagte, die in Paris vereinbarte Obergrenze von 2 Grad für die Klimaerwärmung verlange eine "komplette Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien bis etwa 2070". Was die Erreichung dieses Ziels verlange, habe die Gesellschaft noch nicht begriffen. Nichtsdestoweniger sei es "die Verantwortung von uns allen". Der Kardinal nannte die Papstbotschaft "den nächsten logischen Schritt nach 'Laudato si'". Die Lehren der 2015 veröffentlichten Umwelt-Enzyklika müssten im Leben und in der Welt verankert werden. (kim/KNA)