Papst Franziskus spricht Ordensgründerin heilig

Mutter Teresa ist eine Heilige

Veröffentlicht am 04.09.2016 um 11:37 Uhr – Lesedauer: 
Mutter Teresa ist eine Heilige
Bild: © KNA
Heilige

Bonn/Vatikanstadt/Rom ‐ Sie war eine großherzige Ausspenderin der Barmherzigkeit, sagte Papst Franziskus zur Heiligsprechung Mutter Teresas. Zur Feier des Tages spendete er selbst für 1.500 Menschen ein kleine Freude.

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Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) ist jetzt offiziell eine Heilige. Papst Franziskus erklärte die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin, die durch ihren Einsatz in den Slums von Kalkutta bekannt wurde, am Sonntag auf dem Petersplatz zum verehrungswürdigen Vorbild für Katholiken. Zu der festlichen Zeremonie versammelten sich mehr als 100.000 Menschen. 13 Staats- und Regierungschefs waren angereist, unter ihnen Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.

Die Heiligsprechung und der anschließende Gottesdienst fanden unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 1.000 Polizisten und Spezialkräfte sind am Sonntag im Einsatz. Weltweit übertrugen 120 Sendeanstalten die Heiligsprechung.

Während der traditionellen Zeremonie bat der für Heiligsprechungen zuständige Kurienkardinal Angelo Amato den Papst formell um die Aufnahme Mutter Teresas in das Verzeichnis jener Heiligen, die weltweit öffentlich verehrt werden dürfen. Daraufhin sprach Franziskus die lateinische Formel, die Mutter Teresa zur Heiligen erhebt. Die Reliquien von Mutter Theresa wurden anschließend an den Altar gebracht. Die Gläubigen auf dem Petersplatz applaudierten.

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In seiner Predigt hob Franziskus Mutter Teresa Werte wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe hervor. "Mutter Teresa war in ihrem ganzen Leben eine großherzige Ausspenderin der göttlichen Barmherzigkeit", sagte der Papst. "Sie beugte sich über die Erschöpften, die man am Straßenrand sterben ließ, weil sie die Würde erkannte, die Gott ihnen verliehen hatte. Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten." Die Barmherzigkeit sei für sie das "Salz" gewesen, das jedem ihrer Werke Geschmack verliehen habe, und das "Licht", das die Dunkelheit derer erhellte, die nicht einmal mehr Tränen hatten, um über ihre Armut und ihr Leiden zu weinen, so Franziskus.

Franziskus: Wir sollten das Lächeln im Herzen tragen

"Ihre Mission in den Randzonen der Städte und den Randzonen des Lebens bleibt in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen", sagte der Papst. Mutter Teresa habe gern gesagt: "Vielleicht spreche ich nicht ihre Sprache, aber ich kann lächeln." Dieses Lächeln sollten wir in unserem Herzen tragen, so Franziskus, und einer entmutigten Menschheit, die Verständnis und Zärtlichkeit brauche, Horizonte der Freude und der Hoffnung eröffnen.

Linktipp: Abhängig von der Barmherzigkeit Gottes

Die Not der Armen teilen, die Kranken und Gefangenen annehmen – und nie nein zu Jesus sagen. So lebte die heilige Mutter Teresa von Kalkutta. Selbst, als sie sich von Gott verlassen fühlte, stand sie treu zu ihrer Berufung zur Nächstenliebe. So hat ihr Weggefährte Leo Maasburg die Ordensgründerin erlebt.

Die Heiligsprechung nur etwa 19 Jahre nach ihrem Tod ist eine der schnellsten in der Geschichte der katholische Kirche. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod war Mutter Teresa 2003 bereits von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Im vergangenen Jahr erkannte Papst Franziskus dann das für die Heiligsprechung nötige zweite Wunder an und machte den Weg frei. Dass ihr erstes Wunder, die Heilung einer Frau in Indien von Krebs, umstritten ist, hielt den Prozess nicht auf.

Mit Hilfe von Mutter Teresa soll ein schwer kranker Brasilianer im Jahr 2008 von mehreren Infektionen im Gehirn geheilt worden sein. Vorher hatten er und seine Frau zu der damals bereits gestorbenen Schwester gebetet. "Ich bin sehr dankbar, mein größtes Wort ist Dankbarkeit", sagte Marcílio Haddad Andrino, der mittlerweile gegen jede medizinische Wahrscheinlichkeit mit seiner Frau Kinder hat.

Verehrung bereits zu Lebzeiten

Die albanische Ordensfrau, die auch die indische Staatsbürgerschaft besaß, kümmerte sich in Kalkutta mit ihrem Orden "Missionarinnen der Nächstenliebe" um Arme und Bedürftige. Ihr Engagement machte sie weltberühmt, vielen galt sie schon zu Lebzeiten als Heilige. Mutter Teresas Heiligsprechung ist auch ein Höhepunkt des derzeit laufenden Heiligen Jahres der Barmherzigkeit und gilt als wichtiges Zeichen für Papst Franziskus, der stets eine "arme Kirche für die Armen" predigt.

Die katholische Kirche begeht künftig den 5. September als Gedenktag von Mutter Teresa. Sie war am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben.

Papst lädt Obdachlose zur Feier ein

Im Anschluss an die Feier auf dem Petersplatz hat Franziskus 1.500 Obdachlose und Arme aus ganz Italien zum Mittagessen in den Vatikan eingeladen. 250 Mutter-Teresa-Schwestern servieren den Gästen im Vorraum der Audienzhalle Pizza Napoletana. Unterstützt werden sie von 50 Angehörigen des männlichen Ordenszweigs. (kim/KNA/dpa)

Linktipp: Engel der Armen

Mutter Teresa war, wie Johannes Paul II. nach dem Tod der Ordensfrau formulierte, "ein Geschenk an die Kirche und an die Welt". Als "Engel der Armen" wurde sie bereits sechs Jahre nach ihrem Tod seliggesprochen - die Heiligsprechung folgt noch 2016.