Das sind die Themen der DBK-Vollversammlung in Fulda

Eine neue Bibel und ein neuer Lehmann

Veröffentlicht am 19.09.2016 um 00:01 Uhr – Von Björn Odendahl – Lesedauer: 
Eine neue Bibel und ein neuer Lehmann
Bild: © KNA
Bischofskonferenz

Bonn ‐ Die Familiensynode ist vorbei, der Gesprächsprozess auch. Die deutschen Bischöfe haben bei ihrer am Montag beginnenden Vollversammlung in Fulda dennoch genug zu besprechen.

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Im vergangenen Jahr war das Programm der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf der Herbstvollversammlung ziemlich eng getaktet. Da war die bevorstehende Familiensynode im Vatikan, der Abschluss des überdiözesanen Gesprächsprozesses zur Zukunft der Kirche und natürlich die Flüchtlingskrise, die sich damals – kurz nach dem merkelschen "Wir schaffen das!" – auf ihrem Höhepunkt befand.

In diesem Jahr wird es etwas ruhiger, wenn sich die Bischöfe wie immer im Herbst für eine Woche im osthessischen Fulda versammeln. Es sind eher langfristige Themen, die auf der Agenda stehen: zum Beispiel die Wahlen der Mitglieder und Vorsitzenden der 14 Kommissionen und Unterkommissionen innerhalb der Bischofskonferenz. Die finden turnusgemäß alle fünf Jahre statt und klingen erst einmal nach einem bürokratischen Akt. Allerdings sind sie ein Anhaltspunkt dafür, welche Wege die katholische Kirche in Deutschland künftig beschreiten will.

Voderholzer Kandidat für den Vorsitz der Glaubenskommission

In der Regel werden die Vorsitzenden in ihrem Amt bestätigt – wenn die anderen mit ihrer Arbeit zufrieden sind und sie selbst Interesse an einer weiteren Ausübung haben. Doch in diesem Jahr stehen gleich mehrere altersbedingte Neubesetzungen an. Spannend wird dabei vor allem die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann. Denn mit seinem Rücktritt als Bischof von Mainz im Mai ist auch der Platz an der Spitze der bedeutenden Glaubenskommission nach acht Jahren wieder frei geworden. Die Kommission befasst sich mit den für die Kirche elementaren Fragen, etwa zum Gottesbild oder zu den Sakramenten. Geht man allein nach dem theologischen Fachwissen, dann ist der Regensburger Oberhirte Rudolf Voderholzer ein aussichtsreicher Kandidat. Bis zu seiner Bischofsweihe 2013 war er mehr als 20 Jahre akademisch tätig, unter anderem acht Jahre lang als Dogmatikprofessor in Trier. Außerdem gehört er seit 2014 der vatikanischen Glaubenskongregation an. Er wäre jedoch eine weitaus konservativere Wahl als der ehemalige Vorsitzende Lehmann.

Bild: ©Björn Odendahl/katholisch.de

Kardinal Karl Lehmann wird nicht mehr bei der Vollversammlung der deutschen Bischöfe dabei sein. Wer wird sein Nachfolger als Vorsitzender der Glaubenskommission?

Darüber hinaus könnten bis zu drei weitere Vorsitze neu vergeben werden. Definitiv ist das bei der  Kommission für Wissenschaft und Kultur der Fall. Die ist bereits seit dem altersbedingten Rücktritt des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff im Dezember 2015 führungslos. Zumindest fraglich ist, ob sich die Bischöfe aus Würzburg, Friedhelm Hofmann (Liturgie), und aus Hildesheim, Norbert Trelle (Migration), zur Wiederwahl stellen. Beide Oberhirten könnten ihr Amt theoretisch weiter fortführen, erreichen jedoch bereits im kommenden Jahr die Altersgrenze von 75 Jahren.

Ein "literarischer" Höhepunkt der Vollversammlung soll die neue Einheitsübersetzung der Bibel sein. Deren erstes Exemplar wird der Erfurter Altbischof Joachim Wanke nach mehr als 15 Jahren Arbeit am Dienstag der Öffentlichkeit präsentieren. Laut Wanke handele es sich dabei nur um eine "moderate Revision", die die frühere Fassung von 1979 weithin bewahre. Allerdings biete die neue Einheitsübersetzung "Fortschritte an Genauigkeit, an Texttreue und an zeitgemäßer Verständlichkeit, sowohl in den Wiedergaben als auch in den Gliederungen, Überschriften und Einleitungen". So bekommt etwa der blonde David rote Haare (1 Sam 16,12) und aus den "Brüdern" in den anredenden, mahnenden Texten der Apostelbriefe werden "Brüder und Schwestern". Auch wenn in den griechischen Texten oft von "adelphoi", also "Brüdern" die Rede sei, würde die griechische Sprache an dieser Stelle inklusiv denken, begründet die Direktorin des Katholischen Bibelwerks, Katrin Brockmöller, die Änderungen. Auch sie ist in Fulda mit dabei.

Ein Rückschlag für die Ökumene vor dem Gedenkjahr

Was nach kleinen kosmetischen Veränderungen durch Theologen und Historiker klingt, hat aber ganz praktische Konsequenzen für den katholischen "Alltag". So müssen etwa katholische Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser neue Bibeln anschaffen. Für die Tausenden Pfarrgemeinden kommen außerdem noch Lektionare und Messbücher hinzu. Nicht mehr beteiligt an der neuen Einheitsübersetzung ist übrigens die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die sich 2005 aus dem Projekt verabschiedet hat. Stattdessen wurde dort mit Blick auf das bevorstehende Reformationsgedenken an einer Revision der Lutherbibel gearbeitet, die ebenfalls bald erscheint.

Auch wenn das einen Rückschlag bedeutet, ist man dennoch beiderseitig gewillt, die Ökumene weiter voranzutreiben. Und so beraten die deutschen Bischöfe auf der Vollversammlung letztlich auch noch darüber, wie man das "Lutherjahr", das offiziell am 31. Oktober im schwedischen Lund beginnt, von katholischer Seite auf angemessene Art und Weise begleiten kann. Erste Eckpunkte stehen dafür bereits fest: So haben die Vorsitzenden der DBK, Kardinal Reinhard Marx, und der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, bereits am vergangenen Freitag ein gemeinsames Wort zum Gedenken vorgelegt. Es trägt den Titel "Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen". Es folgen unter anderem eine gemeinsame Pilgerreise evangelischer und katholsicher Bischöfe in das Heilige Land (Oktober), eine Bibeltagung in Stuttgart (Februar) und ein großer ökumenischer Gottesdienst in Hildesheim (März).

Linktipp: "Kein zahnloser Tiger"

Sie ist der Zusammenschluss aller katholischen Bischöfe: die Deutsche Bischofskonferenz. Doch was genau sind ihre Aufgaben? Und welche Rolle spielen der Ständige Rat und das Sekretariat? Katholisch.de erklärt den Aufbau der Konferenz.

Obwohl die Flüchtlingskrise in Deutschland nicht mehr so akut ist wie noch im Herbst 2015, haben die Bischöfe auch dieses Thema in Fulda noch einmal auf dem Tableau. Denn nicht überall auf der Welt entspannt sich die Situation. Zu Gast ist der Erzbischof aus dem irakischen Erbil, Bashar Warda. Er wird über die schwierige Situation der Christen in seiner Heimat sprechen. Für deren Verfolgung hatte das US-Außenministerium erst im März dieses Jahres den Begriff "Völkermord" verwendet. Die deutschen Bischöfe selbst hatten bereits vor zwei Jahren den Fokus auf die Verbrechen im Irak gelenkt und unter anderem eine bundesweite Sonderkollekte durchgeführt.

Zumindest streifen wird das Flüchtlingsthema auch eine andere Diskussion während der Vollversammlung. Wohl ganz im Sinne von Papst Franziskus widmen sich die Bischöfe während ihres Studientages am Mittwoch dem großen Thema Armut und Ausgrenzung. Der recht sperrige Titel der Veranstaltung lautet: „Gemeinsam mit Gott hören wir einen Schrei – Armut und Ausgrenzung als Herausforderung für die Kirche und ihre Caritas". Neben dem Vorsitzenden der Kommission für caritative Fragen, Kardinal Rainer Maria Woelki, wird Caritas-Präsident Peter Neher, aber auch eine ehrenamtliche Mitarbeiterin von der "Basis" zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten.

Von Björn Odendahl

Service: Vollversammlung live

Das Pressestatement zum Auftakt der Vollversammlung überträgt katholisch.de heute um 15 Uhr live aus Fulda. Es spricht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.