Eine Schule gegen Rassismus
Keine Mühe scheuend, hat der Partei geantwortet. In seinem Schreiben, das man auf der Seite der Integrationsblogger lesen kann, erläutert er der NPD, dass das Wort "Idiot" aus dem Griechischen komme.
Die Griechen hätten einst die Demokratie erfunden, "weil zu viele Idioten in Machtpositionen eindrangen und idiotische Gesellschaften errichteten", schreibt er. Und weiter, dass das griechische Wort "idiotes" übersetzt nicht nur "Privatperson" bedeute, sondern auch: "sich aus öffentlichen und politischen Angelegenheiten herauszuhalten." 1:0 für die Rechtschaffenheit.
Die Stimme erheben gegen Rassismus, laut werden gegen Fremdenfeindlichkeit - das ist auch das Anliegen der Interkulturellen Woche . Seit 1975 findet die Initiative der katholischen, evangelischen und griechisch-orthodoxen Kirche jährlich Ende September statt, unterstützt von zahlreichen Kommunen und Verbänden.
"Wer offen ist, kann mehr erleben"
Startschuss in diesem Jahr ist ein ökumenischer Gottesdienst am Samstag in Kiel, es folgen rund 4.500 Veranstaltungen im ganzen Land – Gottesdienste, Begegnungsabende, Diskussionen, Spiele und viele mehr. Das Ganze unter dem Leitgedanken: "Wer offen ist, kann mehr erleben".
Der diesjährige Schwerpunkt der Interkulturellen Woche liegt in der Bekämpfung von Rassismus und Vorurteilen. "Rassistische Haltungen sind weit verbreitet. Die Macht von Vorurteilen und Ressentiments reicht bis weit in die sogenannte Mitte unserer Gesellschaft – und damit leider auch in unsere christlichen Gemeinden hinein", schreiben der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider, und Metropolit Augoustinos von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in einem gemeinsamen Wort zur Interkulturellen Woche.
Weiter heißt es: "Wer die Würde und die Rechte von Menschen missachtet, wer andere Menschen mit Hass verfolgt, verletzt oder gar ermordet, handelt gegen den Willen Gottes. Als Christinnen und Christen sind wir überzeugt: Rassismus ist Sünde!"
Landauf, landab engagiert
Neben Appellen an die Politik, mehr für Migranten und Asylanten im Land zu tun, nehmen die Vorsitzenden ihre eigenen Schäfchen in die Pflicht. Pfarreien und Kirchengemeinden werden aufgefordert, Opfer von Rassismus einzuladen, ihnen zuzuhören und ihnen ein Forum zu geben.
Landauf, landab wird der Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus bereits jetzt von vielen engagierten Kirchenmitgliedern geführt. Da ist zum Beispiel Ulrich Höckner, der Leiter des Caritas-Regionalzentrums Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Seit Jahren engagiert sich der gläubige Katholik in seinem Wohnort Bargischow, einer NPD-Hochburg, gegen die Rechten – ungeachtet der Stimmungsmache seitens der Neonazis gegen ihn.
Da ist auch der Regensburger Dompropst Wilhelm Gegenfurtner, der jüngst die Glocken des Domes mitten am Tag läuten ließ, um eine NPD-Veranstaltung auf dem Vorplatz zu stören. Und Ulrich Clausen, der für das Bistum Dresden-Meißen in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus sitzt. Die AG berät beispielsweise Pfarrgemeinden in Städten, in denen Demonstrationen rechter Gruppierungen anstehen und gibt Tipps für Gegendemonstrationen und Menschenketten.
Impulse für Zusammenleben
Hamburgs Erzbischof Werner Thissen freut sich, dass der bundesweite Auftakt der Interkulturellen Woche in diesem Jahr in Kiel stattfindet. "Gleichzeitig wünsche ich mir, dass von der Interkulturellen Woche Impulse für unser Zusammenleben hier im Norden ausgehen", sagt er.
Das kirchliche Leben im Erzbistum Hamburg werde durch "das Engagement und die vielen Begabungen von Menschen anderer Kulturen" sehr bereichert, so Thissen weiter. In den Gemeinden sei die interkulturelle Zusammenarbeit Alltag, mit all ihren Chancen und Herausforderungen, fügt der Erzbischof hinzu und ist sich sicher: "So kann die Kirche eine Schule gegen Rassismus und für kulturelle Offenheit sein."
Von Christoph Meurer