Kölner Erzbischof spricht im "Manager Magazin" über soziale Ungleichheit

Woelki fordert höhere Steuern für Reiche

Veröffentlicht am 05.10.2016 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Bonn/Köln ‐ Eingentum verpflichtet: Dieser Satz aus dem Grundgesetz muss laut Kardinal Rainer Maria Woelki auch spürbare Folgen für die Vermögenden haben. Seine Forderung ist klar.

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Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hat seine Forderung nach höheren Steuern für Reiche bekräftigt. "Eigentum bedeutet vor allem eine Verpflichtung für das Allgemeinwohl", sagte der Erzbischof des größten deutschen Bistums dem "Manager Magazin". In der deutschen Gesellschaft vollziehe sich eine Entsolidarisierung. "Viele leben zunehmend selbstbezogen und schauen nur auf den eigenen Gewinn", kritisierte er.

Der soziale Zusammenhalt im Land sei gefährdet. Besonders die Vermögenden seien gefordert, mehr Verantwortung für die Gesamtgesellschaft zu übernehmen. Deshalb sprach sich Woelki dafür aus, die Vermögensteuer wieder einzuführen und den Spitzensteuersatz "moderat" anzuheben. Auch bei der umstrittenen Erbschaftsteuer sollten weniger Ausnahmen zugelassen werden. Bereits in der Vergangenheit hatte Woelki eine stärkere Besteuerung der Reichen gefordert und übertrieben hohe Managergehälter kritisiert. Dabei schloss er auch kirchliche Würdenträger nicht aus.

An sozialen Problemen im Land hätten auch Spitzenmanager der Wirtschaft einen Anteil, so der Kardinal. Großunternehmen, die aus Profitgier etwa ihre Kunden oder den Staat betrügen, würden das Sozialgefüge unterwandern. "Natürlich wird dadurch eine Vertrauenskrise angefacht. Und natürlich spielt man mit solchen Verhaltensweisen Populisten, ob sie rechts oder links stehen, in die Hände", sagte Woelki. (kim/dpa)

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält Top-Leuten aus Wirtschaft, Politik und auch der Kirche egoistische Habsucht vor. Es sei traurig, dass bei ihnen die Botschaft vom Teilen nicht ankomme, sagte Woelki und verwies auf den heiligen Martin. (Artikel von November 2015)