Die schönsten Anekdoten von Johannes XXIII.

"Ich verspreche Ihnen, nichts Anstößiges zu tun"

Veröffentlicht am 11.10.2016 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 
Der "gute" Konzilspapst Johannes XXIII.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Johannes XXIII. überraschte nicht nur mit der Einberufung des Konzils: Seine warmherzige Art machte ihn zu einem ungewohnten Pontifex. Katholisch.de stellt die schönsten Anekdoten über den Roncalli-Papst vor.

  • Teilen:

Als Papst Johannes XXIII. blieb Angelo Roncalli ein herzlicher, offener und freundlicher Mensch. So konnte sich der "gute Papst" einen Platz in den Herzen der Menschen sichern. Es wurden und werden noch heute viele Anekdoten von ihm erzählt, anhand derer sich der Lebensweg und das Wesen des Papstes aus Norditalien nachempfinden lassen. Katholisch.de stellt Ihnen hier die fünf schönsten Anekdoten vor.

Abneigung gegen Feigen

Johannes XXIII. erinnerte sich gerne an seine Zeit als Kind in Sotto il Monte, einem Ort nahe Bergamo. Seine Eltern waren als einfache Bauern nicht besonders wohlhabend. Doch der Papst verlebte eine sehr glückliche Kindheit. Da Lebensmittel im Elternhaus nicht im Überfluss vorhanden waren, hatte der kleine Angelo manchmal abends einen knurrenden Magen. An einem Abend, während des Rosenkranzgebets, erinnerte er sich daran, dass seine Mutter einen Korb getrocknete Feigen in ihrem Zimmer stehen hatte. Angelo schlich sich heimlich dorthin und stillte seinen Hunger. Rasch kehrte er zum Rest der Familie in die Küche zurück. Seine Mutter fragte ihn hinterher, ob er nicht etwa heimlich einige Früchte genascht habe, was der kleine Junge abstritt. Doch seine Mutter hatte ihn auf der Treppe gehört. Geplagt von Gewissensbissen und der schlechten Luft in der Küche wurde Angelo mit einem Mal schlecht und er musste sich übergeben. Daraufhin tadelte seine Mutter ihn: "Ich verstehe, dass Du Hunger gehabt und von den Feigen gegessen hast. Aber es macht mich traurig, dass Du mich belogen hast." Nach einer Beichte beim örtlichen Pfarrer fasste Angelo den Entschluss, fortan nicht mehr zu lügen. Und es gab eine weitere Folge dieser Geschichte: Angelo entwickelte eine große Abneigung gegenüber Feigen.

Linktipp: Il papa buono

Angelo Roncalli wurde vom Volk auch "der gute Papst" genannt - und war ein Pontifex, der Geschichte schrieb. Am 11. Oktober ist der Gedenktag des heiligen Johannes XXIII.

Eintöniger Vortrag

Nach dem Studium der Theologie am Priesterseminar in Bergamo und dem Abschluss seiner Doktorarbeit in Kirchengeschichte wurde Angelo Roncalli 1904 zum Priester geweiht. Sein Bischof Giacomo Maria Radini-Tedeschi berief ihn zu seinem Privatsekretär und übergab ihm zusätzlich Aufgaben als Theologie-Dozent. Während des Ersten Weltkrieges musste der junge Priester jedoch als Feldkaplan und Seelsorger in einem Lazarett dienen. Dort hielt er einmal vor Ordensschwestern, die als Pflegerinnen tätig waren, einen religiösen Vortrag. Müde von der harten und fordernden Arbeit im Lazarett, begannen einige Schwestern während des Vortrags einzuschlafen. Auch die anderen Nonnen begann zu gähnen. Don Roncalli hatte großes Verständnis für ihre Lage und setzte seinen Vortrag fort. Aber er begann immer leiser, eintöniger und langsamer zu reden. Als auch die letzte Schwester eingeschlafen war, verließ er so leise er konnte den Raum.

Großes Nadelöhr

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verbrachte Don Roncalli zunächst einige Jahre als Geistlicher am Priesterseminar von Bergamo und war danach Nationalpräsident des päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung. 1925 wurde er zum Bischof geweiht und im diplomatischen Dienst des Papstes eingesetzt. Als Apostolischer Delegat war er von 1935 bis 1944 in der Türkei und in Griechenland. Im Jahr 1936 besuchte Erzbischof Roncalli die abgeschiedene Mönchsrepublik auf dem Berg Athos in Griechenland. Die Mönche dort leben in großer Abgeschiedenheit und strenger Askese. Als der inzwischen wohlbeleibte Roncalli an zwei Mönchen vorbeiging, hörte er sie miteinander flüstern: "Wie ist es möglich, dass dieser römische Prälat mit seinem großen Bauch in den Himmel eingeht, da doch dessen Pforte so eng ist, wie ein Nadelöhr?" Schlagfertig mischte sich Roncalli in das Gespräch ein und entgegnete: "Der liebe Gott, der das Bäuchlein hat wachsen lassen, wird auch dafür sorgen, dass es durch das Nadelöhr hindurch geht."

Johannes der 23. mit Sprechblase: "Alle wollten mich, nur der Schneider nicht."
Bild: ©KNA

Bis heute ist Papst Johannes XXIII. für seinen großen Humor bekannt. Zahlreiche Bonmots wie dieses sind von ihm überliefert: So reagiert der "gute Papst", als nach seiner Wahl einfach kein passendes Gewand für seine gedrungene Statur vorhanden war.

Wertvolles Geheimnis

Papst Pius XII. ernannte Angelo Roncalli nach einer weiteren Station als Nuntius in Paris im Jahr 1953 zum Patriarchen von Venedig. Hier konnte Kardinal Roncalli, der als Kind eigentlich ein einfacher Dorfpfarrer werden wollte, seiner seelsorglichen Ader nachgehen. Da er in einer armen Familie aufgewachsen war, kümmerten ihn besonders die Sorgen der einfachen Leute. Diesen steckte er gerne etwas Geld zu. Sein Sekretär versuchte dies zu verhindern und bereitete für das Weihnachtsfest einige Geschenkumschläge mit Banknoten vor, die der Kardinal den Armen geben konnte. Roncalli wünschte auch seinem Pförtner Vianello, der eine große Familie hatte und dessen Gehalt niedrig war, eine frohe Weihnacht.  Er konnte es nicht lassen, ihm dabei zusätzlich zum Umschlag eine größere Geldsumme heimlich in die Hand zu drücken. Der Pförtner hatte dies nicht geahnt und ließ das Bündel Scheine auf den Boden fallen. Gemeinsam mit dem Sekretär blickten sie erschrocken auf das Geld. Aber Kardinal Roncalli sagte lächelnd: "Nun, wo Du mein Geheimnis Preis gegeben hast, heb es auf und geh!"

Blick auf den Papst

Nicht lange blieb Kardinal Roncalli in Venedig. 1958 wurde er zum Papst gewählt und zog in den Vatikan. Er hatte einige Schwierigkeiten, sich an die neue Umgebung mit ihren starren Regeln zu gewöhnen. Papst Johannes XXIII. spazierte gerne durch die vatikanischen Gärten und tat dies, im Gegensatz zu seinem Vorgänger oft spontan und unregelmäßig. So konnten die Beamten die Kuppel des Peterdomes nicht rechtzeitig für die Besucher sperren, so wie es damals üblich war. "Warum müssen Sie überhaupt die Kuppel sperren?", fragte der Papst die Sicherheitskräfte. "Weil man Sie sonst sehen könnte, Heiligkeit", erwiderten sie entsetzt. "Die Leute sind Touristen." Der Papst entgegnete hinterlistig: "Machen Sie sich keine Sorgen. Ich verspreche Ihnen, nichts Anstößiges zu tun."

Von Roland Müller

Buchtipp

Diese und weitere Anekdoten finden sich in: Rothmann, Robert (Hrsg.): Ich bin Josef, euer Bruder. Papst Johannes XXIII. Anekdoten und Erinnerungen, Leipzig 2001 (5. Auflage), Benno-Verlag.