Katholisch.de stellt spektakuläre Kirchenbauten in aller Welt vor

Zehn Gotteshäuser zum Staunen

Veröffentlicht am 18.10.2016 um 14:30 Uhr – Lesedauer: 
Architektur

Bonn ‐ Die eine sieht aus wie eine Schnecke, die nächste gehört zu den berühmtesten Bauten der Welt, obwohl sie noch nicht fertig ist: An manchen Flecken der Erde stehen ganz besondere Gotteshäuser. Diese zehn gehören dazu.

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Ob ein Kirchenbau schön ist, daran scheiden sich oft die Geister. Die einen lieben das Opulent-Barocke einer Wieskirche, die anderen das Monumentale eines Kölner Doms. Für manche ist die eigene Stadtteilkirche aus den siebziger Jahren etwas ganz Besonders - einfach, weil sie dort getauft wurden und eine persönliche Bindung dazu haben. Aufsehenerregend sind aber vor allem Gotteshäuser, die sich in ihrer Architektur, Anmutung oder Intension von anderen unterscheiden. Katholisch.de hat zehn spektakuläre Kirchenbauten gesucht und gefunden - in Italien, in Brasilien und sogar in Island.

Bild: ©Luca Lorenzelli/Fotolia.com

Die große Wallfahrtsbasilika San Pio da Pietrelcina in San Giovanni Rotondo aus dem Jahr 2004.

San Pio da Pietrelcina – die zweitgrößte Kirche Europas

Im süditalienischen Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo steht das riesige muschelförmige Gotteshaus, das nach Plänen des italienischen Architekten Renzo Piano zwischen 1991 und 2004 errichtet wurde. Bis zu sieben Millionen Pilger reisen jährlich dorthin, denn hier ruht in einem Glassarg der Leichnam des wohl berühmtesten Heiligen Italiens. Die Wallfahrtskirche selbst bietet Platz für 6.500 Menschen. Nicht alle Pilger betrachten diesen monumentalen Bau mit Begeisterung. Vielen fehlt die Bescheidenheit, die Pater Pio auszeichnete.

Die Kathdrale von Brasilia.
Bild: ©R.M. Nunes/Fotolia.com

Die Kathdrale von Brasilia.

Kathedrale von Brasília – das akustische Phänomen

Stellt das ungewöhnliche Kirchengebäude in der brasilianischen Hauptstadt Brasília die Dornenkrone Jesu dar? Betende Hände? Eine Blüte? Architekt Oscar Niemeyer ließ mit seinem hyperbolischen Entwurf aus Beton und Glas viel Raum für Interpretation. Modern sieht diese Kirche aus und wurde doch bereits 1958 begonnen und zwölf Jahre später feierlich geweiht. Der runde Bau unterscheidet sich von der durchweg kubischen Bauweise in Brasilien. Und noch eine weitere Besonderheit sorgt für Faszination bei Besuchern. Durch die Bauweise ist es möglich, sich im Kirchenraum über eine Entfernung von 25 Metern in normaler Zimmerlautstärke zu verständigen.

Kathedrale der Auferstehung – ein Zeichen der Hoffnung

Mehr als hundert Jahre lang war in Frankreich keine Kathedrale mehr errichtet worden. Dann kam der Schweizer Mario Botta und schuf in den Jahren 1991 bis 1995 mit der "Kathedrale der Auferstehung" ein architektonisches Meisterwerk in der französischen Stadt Évry bei Paris. Dabei überließ es nichts dem Zufall. Botta wählte den kreisrunden Grundriss als Zeichen göttlicher Vollkommenheit und menschlicher Gemeinschaft. Der rote Ziegelstein steht für die vier Elemente, da er aus Erde und Wasser gemacht, an der Luft getrocknet und im Feuer gebrannt wird. Papst Johannes Paul II. besuchte das Gotteshaus im Jahr 1997 und bezeichnete es als "Geste der Hoffnung, kurz vor dem Beginn des neuen Jahrtausends."

Bild: ©william87/Fotolia.com

Blick in den Innenraum der Sagrada Familia.

Sagrada Família – die Unvollendete

1882 wurde der Grundstein der Kathedrale in Barcelona gelegt und seither befindet sich die Kirche, die auf Plänen des katalanischen Architekten Antoni Gaudí beruht im Bau. Im Jahr 2026 soll sie zum hundertsten Todestag des Künstlers fertiggestellt werden. Dieser war am 7. Juni 1926 auf dem Weg zur Baustelle von einer Straßenbahn erfasst worden. Die Kathedrale ist im Stil des Modernisme gebaut, einer katalanischen Spielart des Jugendstils. Florale und organische Formen, geschwungene Linien, unregelmäßige Grundrisse und bunte Mosaike machen diese Kirche zu etwas ganz Besonderem. Im vollendeten Zustand soll die Sagrada Família insgesamt 18 Türme besitzen.

Chapel of the Holy Cross – Kirche mit Aussicht

Sedona in Arizona ist ein Anziehungspunkt für Wanderer, Naturliebhaber und auch für Sinnsucher. Denn die atemberaubende Landschaft des Oak Creek mit seinen nahezu künstlerisch anmutenden roten Felsformationen ist ein wahrhaft spiritueller Ort. Die Künstlerin Marguerite Brunswig Staude sorgte 1932 für eine weitere Sehenswürdigkeit: die Heilig-Kreuz-Kapelle. Inspiriert vom Empire State Building ließ sie ein Kirchlein aus Beton in die Felsen bauen, in deren Zentrum ein 27 Meter hohes Fensterkreuz steht. Der Innenraum ist schlicht, die Aussicht aus den raumhohen Fenstern jedoch spektakulär. (siehe großes Foto oben)

Christus, Hoffnung der Welt – die Strahlende

Sie hat die Anmutung eines futuristischen Raumschiffs, so ganz aus Chrom- und Stahl-Flicken zusammengesetzt, und ist nur durch ein weißes Kreuz an der Außenfassade als Gotteshaus erkennbar. Die Stahlhülle ist unterbrochen durch zahlreiche runde Fensteröffnungen, die Strahlen des Tageslichts in den Innenraum leiten. Im Dunkeln verbreitet die Kirche wiederum ein warmes Licht in der Umgebung. "Christus, Hoffnung der Welt" liegt inmitten der modernen Wiener Donau-City mit seiner Skyline, die ans Frankfurter Bankenviertel erinnert. Im Jahr 2000 wurde der Bau nach Plänen des Wiener Architekten Heinz Tesar von Kardinal Schönborn geweiht.

Herz Jesu Kirche in München – der blaue Würfel

Von 1997 bis 2000 wurde die Kirche nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Allmann Sattler Wappner errichtet und ist heute ob seiner Genialität eine der am häufigsten besuchten Kirchen der bayerischen Hauptstadt. Der innere Quader besteht aus 2.000 senkrechten Holzlamellen, die das Licht hereinlassen. Darüber - unverbunden - eine Außenhaut aus Glas, blau an der Front und transparent an den Seiten. Zwischen dem inneren und äußeren Kubus verläuft ein Gang. Richtig eindrucksvoll wird es an hohen Feiertagen, wenn die komplette Frontseite als riesiges zweiflügelige Tor vollständig geöffnet wird.

Äthiopisch-orthodoxe Kirche im Flüchtlingslager im französischen Calais.
Bild: ©KNA

Äthiopisch-orthodoxe Kirche im Flüchtlingslager im französischen Calais.

Flüchtlingskirche in Calais – Gott wohnt überall

Es muss nicht immer prachtvoll und monumental sein. Das bewiesen die Bewohner eines Flüchtlingslagers in Calais. Rund 5.000 Menschen, unter anderem Christen aus Äthiopien, leben hier auf Abruf. Ihr Alltag ist monoton, die Zukunft ungewiss. Hoffnung gibt ihnen der Glaube und so haben sich einige von ihnen darangemacht, eine Kirche zu bauen. Es ist ein Provisorium aus Materialien, die sich im Lager auftreiben lassen: Plastikfolie, Bretter und Dachpappe. Berühmtheit erlangte das Gotteshaus durch eine vieldiskutierte Sendung des BBC, die im August 2015 von dort gesendet wurde.

Ein Kirchendach, das aussieht wie ein Schneckenhaus
Bild: ©Duccio Malagamba

Wie ein Schneckenhaus sieht das Dach der Evangelischen Martin Luther Kirche im österreichischen Hainburg aus.

Martin Luther Kirche – mit Schneckenhausdach

Ein Dach wie ein schimmerndes Schneckenhaus macht die evangelische Martin Luther Kirche im österreichischen Hainburg zu etwas Besonderem. Die Architekten von "Coop Himmelb(l)au" stellten das kleine Gotteshaus wie einen Tisch auf vier steinerne "Beine". Das ungewöhnliche Stahldach wurde mit Schiffbautechnologie konstruiert und 2011 aufgesetzt. Durch drei große Spiralöffnungen fällt Licht nun nach innen und schafft mit einer zugleich warmen und mystischen Atmosphäre einen Ort der Gemeinschaft und der Ruhe.

Hallgrímskirkja in Reykjavík – die größte Kirche Islands.

Sie besticht durch ihre Höhe und ihre ungewöhnliche Form, die Hallgrímskirche, die nach dem isländischen Kirchenlied-Dichter Hallgrímur Pétursson benannt ist. Es ist das größte Kirchengebäude Islands und das zweithöchste Gebäude der Insel überhaupt. Entworfen wurde das Gotteshaus 1937 im expressionistischen Stil des Staats-Architekten Guðjón Samúelsson und es sollte fast fünfzig Jahre bis zu seiner Fertigstellung dauern. Die Betonpfeiler, die sich wie Orgelpfeifen links und rechts des Turmes aufreihen und die weiße Farbe sind eine Hommage an die isländische Landschaft.

Von Janina Mogendorf