Salzburger internationale Tagung über Benediktiner-Päpste

Päpstlicher als der Papst?

Veröffentlicht am 23.10.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Mehrere Benediktiner singen bei einem Gottesdienst in der Klosterkirche
Bild: © KNA
Geschichte

Salzburg ‐ Sie hießen Silvester II., Paschalis II., Stephan IX. oder Benedikt XII. - und waren als Päpste Angehörige des Benediktinerordens. Eine Fachtagung beleuchtete, was diese Prägung für ihr Amt bedeutete.

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Eigentlich sind sie fast ein Ding der Unmöglichkeit: Mönche auf dem Stuhl Petri. Wie soll die Leitung der Weltkirche mit einem Leben in monastischer Askese, Stille und Abgeschiedenheit vereinbar sein? Dies sei eine "semantische Spannung, vielleicht sogar ein Widerspruch", urteilt der an der Universität Paris XIII. lehrende Historiker Andreas Sohn. Eine Spannung, die zugleich das Interesse der Wissenschaft weckt. Am Mittwochabend wurde in Salzburg eine internationale Fachtagung mit dem Titel "Benediktiner als Päpste" eröffnet. Auch der Emeritus Benedikt XVI. (2005-2013) sandte dazu Grußworte.

"Mönchspäpste" seien durch die Kirchengeschichte hindurch nichts Ungewöhnliches gewesen, so der Veranstalter Sohn in seiner Eröffnungsansprache. Immer wieder vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit hinein habe es Päpste - auch Gegenpäpste - aus den Reihen der benediktinischen Ordensfamilie gegeben - darunter Zisterzienser, Cölestiner und Camaldulenser. Aus keiner anderen Ordensfamilie seien so viele Päpste hervorgegangen, so Sohn, der zugleich in Richtung Papst Franziskus hinzufügte: "Die Jesuiten werden wohl noch Jahrhunderte benötigen, um den Benediktinern den 'Spitzenplatz' streitig machen zu können."

Linktipp: Prägende Päpste

Wer waren die größten Päpste in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte? Selbst Historiker schauen dabei vor allem auf jene Zeiten und Epochen, die der Jetztzeit "wichtig" oder spannend erscheinen. Zu allen Zeiten, etwa auch im 9., 17. oder 18. Jahrhundert, hat es jedoch vorbildliche oder politisch bedeutende Papstfiguren gegeben, die ihre Zeit mitprägten. (Artikel von 2013)

Die Tagung, die bis Freitag internationale Wissenschaftler in der Salzburger Erzabtei Sankt Peter versammelte, beleuchtete die Zeitspanne vom 6. bis 19. Jahrhundert - namentlich von Papst Gregor I. dem Großen bis zu Gregor XVI. (1831-1846). Unter den Referenten waren renommierte internationale Historiker, darunter der Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, Bernard Ardura, sowie Giuseppe Croce vom Vatikanischen Geheimarchiv. Beide referierten über benediktinische Päpste der Neuzeit.

Neben Fragen nach dem konkreten Amtsverständnis der jeweiligen "Mönchspäpste" und ihrer Kirchenführung und -politik sollte auch auf die beiden großen Generalfragen eine Antwort gesucht werden: "Wird durch die Wahl eines Mönchs das Papsttum beziehungsweise die Kirche 'benediktinischer'? Und umgekehrt: Wird der Orden, die Gesamtheit der Klöster, dadurch 'päpstlicher'?"

Wahl zum Papst nicht immer glücksverheißend

Tatsächlich zeige der Blick durch das historische Brennglas, dass die Geschichte benediktinischer Päpste zugleich "zu politischen und religiösen Brennpunkten in Mittelalter und Neuzeit" führe, sagte der Historiker Sohn. So seien "Mönchspäpste" an den Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts, die zu einer Entflechtung von geistlicher und weltlicher Macht führten, ebenso beteiligt wie an den Kreuzzügen oder an den Spannungen im 14. Jahrhundert, als die römische Kurie ihren Sitz im französischen Avignon hatte und "Gegenpäpste" ausgerufen wurden.

Die Wahl eines Mönchs zum Papst habe sich nicht immer als "glücksverheißend" herausgestellt, erläuterte Sohn. So sei etwa der cluniacensische Erzbischof Mauritius von Braga als Gegenpapst Gregor VIII. (1118-1121) gescheitert - und musste in der Folge in einer Schandprozession rücklings auf einem Esel sitzend durch die Straßen Roms reiten und dabei den Schwanz des Tieres in der Hand halten. Als "Eselchen" verspottet, endete er schließlich im Kerker. Und eine amüsante Richtigstellung konnte Sohn zum Auftakt der Tagung mit Blick auf Gregor XVI. anbringen. Der bis zur Wahl von Papst Franziskus 2013 letzte Ordensangehörige auf dem Stuhl Petri habe aufgrund seiner großen und stets rot gefärbten Nase stets im Verdacht gestanden, "eine Schwäche für gute Weine" zu haben. Indes beruhte dies wohl auf "übermächtigem Tabakschnupfen, was schließlich zu einer Entzündung der Nase führte".

Von Henning Klingen (KNA)