"Young Pope"-Regisseur sieht im Papstamt "große Bürde"
Paolo Sorrentino (46), Oscar-Preisträger und Regisseur der Serie "The Young Pope", ist vom Papstamt fasziniert. Er habe sich gefragt, "wie es sein kann, dass ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut sich dazu berufen fühlen kann, der Repräsentant Gottes auf Erden zu sein", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Dies sei "eine große Bürde, die jemand freiwillig auf sich nimmt, und das muss entsprechenden Druck auf seine Lebensführung zur Folge haben". "The Young Pope" über den ersten US-amerikanischen Papst in der Geschichte ist seit Freitag beim Bezahlsender Sky zu sehen.
In seiner Serie sieht der Italiener "eine ehrliche, überhaupt nicht provokative Befragung der Institution der katholischen Kirche und des Priestertums". Ihn fasziniere etwa, dass der Vatikanstaat "nicht mal so groß wie ein Stadtteil" sei, aber dennoch das "Verhalten von einer Milliarde Menschen auf der Welt zu lenken" vermöge. Bei den Dreharbeiten habe er keine Unterstützung aus dem Vatikan erhalten, erzählte der Regisseur weiter. "Kooperation? Nein, davon kann wirklich keine Rede sein." Er habe um Hilfe gebeten, weil auch einige Szenen auf dem Gelände gedreht werden sollten. "Aber der Vatikan hat uns glatt abgewiesen." Die katholische Kirche in Rom habe ein gespaltenes Verhältnis zur Filmkunst, meinte Sorrentino. "Den Würdenträgern ist der Unterhaltungsaspekt extrem unangenehm, geradezu peinlich." Ein Filmteam sei dort gleichbedeutend mit einer Zirkustruppe.
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Hauptdarsteller Jude Law (43), der in der Fernsehserie den Papst spielt, hat das anders wahrgenommen: Von Widerständen der Kirche gegen das satirische Bild des Papstes, das die Serie zeichne, wisse er nichts, sagte Law der "Berliner Morgenpost" (Sonntag). "Dem Vatikan gehört ein Drittel Roms, also haben wir in vielen Gebäuden und Gärten gedreht, die ihm gehören. Aufnahmen in St. Peter gab es zwar keine, aber ganz in der Nähe, und wir hatten auch Berater des Vatikans, die uns unterstützten."
Bibelstudium nicht hilfreich
Sich mit der Rolle des Papstes zu beschäftigen, sei ihm anfangs schwer gefallen, sagte Law. "Ich wusste nicht, wo ich in der Vorbereitung anfangen sollte. Ich dachte, ich hätte die Verantwortung, die Bibel zu studieren und die Geschichte der Päpste zu lesen, aber das hat mich nicht weitergebracht", erklärte der Schauspieler. Papst zu sein, würde ihn nicht reizen. Er habe allerdings durchaus eine innere Verwandtschaft zur Welt des Vatikans gespürt: "Die ist in der Tat sehr theatralisch. Das Theater wurde ja auch in der Kirche geboren. Dort verstand man es schon früh, Geschichten zu erzählen - und das mit großem Trara, Kostümen, Lichteffekten, Weihrauch", sagte Law. (KNA/dpa/jhe)