Wissenschaftliche Arbeiten in Jerusalemer Grabeskirche

Archäologen öffnen Jesu Grab

Veröffentlicht am 29.10.2016 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Eine Ordensschwester betet vor dem leeren Grab Jesu in der Grabeskirche in Jerusalem.
Bild: © KNA
Architektur

Jerusalem ‐ 200 Jahre ist es her, dass die Marmorabdeckung in der Jerusalemer Grabeskirche zuletzt geöffnet wurde. Was die Forscher jetzt fanden, bedarf einer genaueren Untersuchung.

  • Teilen:

Bei Restaurierungen in der Jerusalemer Grabeskirche haben Forscher erstmals seit 200 Jahren die Abdeckungen der als Grab Christi verehrten Stätte entfernt und möglicherweise das Steinbett der ursprünglichen Grablege freigelegt. Die Untersuchungen fanden hinter verschlossenen Türen und im Beisein der regionalen Oberhäupter der beteiligten Kirchen statt, wie die Franziskaner-Kustodie am Wochenende berichtete.

Forscher finden rissige Marmorplatte

Die Forscher entfernten demnach die Marmorabdeckung und fanden darunter eine dicke Schicht Füllmaterial und Geröll sowie eine rissige weitere Marmorplatte, möglicherweise aus der Zeit der Kreuzfahrer. An den schadhaften Stellen der unteren Abdeckungen sei eine Felsschicht zum Vorschein gekommen.

Nach Angaben des griechisch-orthodoxen Patriarchats wurde bei den Arbeiten Mittwoch- und Donnerstagnacht die zweite Abdeckung entfernt, um die darunterliegende Felsschicht zu reinigen. Forscher sollen nun die Funde analysieren. Weitere Details sollen in Kürze per Videobotschaft veröffentlicht werden.

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

"Das ist unsere Verpflichtung!": Im Oktober reiste eine ökumenische Pilgergruppe katholischer und evangelischer Bischöfe aus Deutschland ins Heilige Land. Auf dem Programm stand auch ein Besuch der Grabeskirche.

Nach Angaben der Franziskaner handelt es sich um die erste Öffnung der Grablegung seit 1810, dem Zeitpunkt der Errichtung der gegenwärtigen Grabkapelle. Zuletzt waren 1555 unter dem Franziskanerkustos Bonifatius von Ragusa Arbeiten an dem Grab vorgenommen worden.

Die im Mai begonnenen Restaurierungsarbeiten an dem gemeinschaftlichen Besitz gelten als kleine Sensation. Frühere Bestrebungen scheiterten wiederholt an der Uneinigkeit der Kirchenvertreter.

Die Grabkapelle in ihrer gegenwärtigen Form geht zurück auf das Jahr 1810. Drei Vorgängerbauten an derselben Stelle wurden im Laufe der Geschichte zerstört. Um die Ädikula vor einem möglichen Einsturz zu bewahren, werden ihre Mauern seit 1947 mit Metallklammern zusammengehalten, die bei den gegenwärtigen Arbeiten entfernt werden sollen.

Sechs Konfessionen teilen sich die Kirche

Die Grabeskirche zählt zu den wichtigsten Orten der Christenheit. Christen verehren dort den Ort der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Jährlich ist die Kirche Ziel Hunderttausender Besucher. Sechs Konfessionen teilen sich die Kirche. Ihr Zusammenleben wird vom sogenannten "Status quo" bestimmt, einem Dekret des türkischen Sultans aus dem Jahr 1852, welches zugleich als Haupthindernis für Veränderungen gilt. (KNA)

Eine unverrückt verrückte Leiter

Die Grabeskirche in Jerusalem ist ein Symbol für die Spaltung der Christenheit. Das macht eine einfache Leiter deutlich, die an der Fassade steht. Denn niemand weiß, wie sie dort hin kam oder wem sie überhaupt gehört. Aber niemand darf sie verrücken.