Kardinal entschuldigt sich für Zwangsadoptionen
Der englische Kardinal Vincent Nichols hat sich für den früheren Umgang der katholischen Kirche mit der Adoptionsvermittlung unehelich geborener Kinder entschuldigt. Das damalige Verhalten der Verantwortlichen "reflektierte die gesellschaftlichen Werte dieser Zeit und ließ es manchmal an Sorge und Sensibilität fehlen", zitierte der Sender BBC am Donnerstag Aussagen des Erzbischofs von Westminster aus einer Fernsehdokumentation, die am 9. November ausgestrahlt wird.
Mütter: Massiver Druck durch religiöse Organisationen
Anwälte betroffener Mütter drängen derzeit das britische Innenministerium zu einer Untersuchung des Adoptionswesens im Königreich in den 1940er bis 1970er Jahren. Viele damals unverheiratete Mütter haben beklagt, sie hätten ihre Kinder damals nur unter massivem Druck durch religiöse Organisationen in deren Obhut gegeben. Ein Großteil der rund 500.000 Adoptionen in dem Zeitraum wurde nach Angaben des Senders von kirchlichen Organisationen vermittelt und überwacht, darunter katholische, anglikanische sowie die Heilsarmee.
Den betroffenen Müttern sei eingeschärft worden, nicht über ihre Geschichte zu sprechen, zitiert der Bericht die Rechtsanwältin Carolynn Gallwey von der Londoner Anwaltskanzlei Bhatt Murphy Solicitors. Erst 1976 übertrug ein Gesetz die Verantwortung für Adoptionen den staatlichen Behörden.
Kardinal Nichols, Primas der katholischen Kirche in England und Wales, zeigt in seiner Erklärung Mitgefühl mit den Frauen. Die Kirche verstehe und anerkenne die Trauer und den Schmerz, die durch die Weggabe eines Kindes ausgelöst worden seien. Die gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit hätten ein Fehlverhalten der Verantwortlichen begünstigt. (KNA)