Geht es um die inhaltliche Aufstellung oder den Sparzwang: Die Uni Eichstätt-Ingolstadt steckt in heißen Debatten

Ringen ums Profil

Veröffentlicht am 12.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Hochschule

Eichstätt ‐ Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) steht unter Strom: Die Hochschulgremien diskutieren gerade zwei heiße Eisen, an denen sich die Zukunft der einzigen katholischen Universität im deutschsprachigen Raum entscheiden könnte: Entwicklungsplan und Sparmaßnahmen.

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Schon vor Jahren hatte die kirchliche Trägerstiftung von der KU eine eindeutigere inhaltliche Aufstellung gefordert. In einem Eckpunktepapier waren Gedanken zur Schwerpunkt- und Zentrumsbildung formuliert. Weiterverfolgt wurden sie kaum. Das war auch der Unruhe im Zuge zweier missglückter Präsidentenwahlen geschuldet. Zum Wintersemester aber hat der Träger die Forderung wieder forciert. Spätestens am 16. Dezember soll dem Stiftungsratsvorsitzenden Kardinal Reinhard Marx ein Entwicklungsplan vorgelegt werden.

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Internes Papier kursiert

Derzeit kursiert an der Uni ein etwa 65 Seiten starkes internes Papier der Hochschulleitung. Bis zur Beschließung durch den Hochschulrat kann sich noch einiges ändern. Ein Senatsmitglied deutet den Bedarf an. So sei das Kapitel über die zentralen Einrichtungen der Uni wenig ausgearbeitet. "Aber generell schlägt der Entwicklungsplan weniger konkrete Maßnahmen vor, sondern beschreibt vielmehr das Profil, das eine katholische Universität in Deutschland haben muss", so das Senatsmitglied.

Zudem muss die KU sparen. Der Träger will ab 2017 rund 1,5 Millionen Euro weniger Geld geben. Der 50-Millionen-Euro-Haushalt der KU wird zu 85 Prozent vom Freistaat Bayern getragen, die restlichen 15 Prozent finanziert die Kirche. So ist es im Konkordat festgelegt. Darüber hinaus aber hat die Kirche in den vergangenen Jahren immer wieder projektbezogene Sonderzahlungen gewährt.

Sparen an allen Fakultäten

Auch dazu gibt es ein Papier der Hochschulleitung. Es führt Stellen auf, die in den nächsten Jahren wegen Pensionierung frei werden. Diese sollen nicht wieder besetzt oder mit anderen Stellen zusammengelegt werden. Laut mehreren Senatsmitgliedern und Mitarbeitern der Uni geht es um einen Umfang von 22 Vollzeitstellen. Von den Streichungen ist keine Fakultät ausgenommen, doch das Ausmaß differiert. Besonders stark ist dem Vernehmen nach die Mathematik betroffen. Zudem soll die Anzahl der Fakultäten von acht auf fünf reduziert werden.

Beschlossen sind die Sparmaßnahmen noch nicht. Die Hochschulleitung deutet Gesprächsbereitschaft an. "Wenn die Fakultäten Stellen anders finanzieren oder Alternativen bieten können, kann am Plan noch etwas geändert werden", sagt ein Senatsmitglied. Greifen würden die Maßnahmen auch nicht sofort, sondern erst in vier bis sechs Jahren. "Da kann die Situation wieder eine vollkommen andere sein", heißt es vonseiten der Studenten.

Dabei erinnern sie an 2004, als die KU wegen Einsparungen seitens des Staats 16 Stellen abbauen musste und den Diplomstudiengang Psychologie strich. Mittlerweile kann man das Fach in Eichstätt wieder studieren. Seit diesem Wintersemester auch im Master.

Studenten wollen mehr Informationen

Vor allem die Studenten fühlen sich von der Hochschulleitung nicht ausreichend informiert. "Wir brauchen länger, um uns in diese komplexen Vorgänge einzuarbeiten. Das Wissen und die Erfahrung eines Professors, der seit 20 Jahren im Amt ist, können wir unmöglich innerhalb von zwei Wochen aufholen", kritisieren sie. Aber auch Professoren sprechen von fehlender Transparenz.

Im Senat wird bemängelt, dass die beiden Prozesse zu stark getrennt voneinander behandelt werden. "Es könnte passieren, dass jetzt etwas gestrichen wird, was wir in ein paar Jahren im Zuge des Entwicklungsplans gut gebrauchen könnten", sagt ein Mitglied.

Größtes Streitthema ist indes das gesamte Vorgehen. KU-Präsident Richard Schenk wird dabei ambivalent wahrgenommen. Die einen beschreiben ihn als ruhig, klug und bedächtig. Andere werten sein Verhalten als zu passiv. Durch alle Misstöne hindurch ist aber ein allgemeines Bemühen um eine konstruktive Haltung erkennbar. Niemand wolle nur seine eigenen Interessen durchsetzen, sagt ein Mitglied des Hochschulrats. "Jeder möchte das Beste für diese Universität und jetzt gilt es, einen Konsens zu finden."

Von Dominic Possoch (KNA)