Leo der Große: Stark wie ein Löwe
Die lateinische Übersetzung seines Namens "Löwe" sagt einiges über dieses bedeutende Oberhaupt der Kirche im fünften Jahrhundert aus. Leo I. regelte nämlich nicht nur kirchliche Angelegenheiten, sondern griff mutig ein, als Hunnen und Vandalen gegen Rom ins Feld zogen. Sein wird Gedenktag am 10. November gefeiert.
Das Licht der Welt erblickte Leo um 400 in der heutigen Toskana in Italien. Um das Jahr 430 wurde er Diakon der Kirche von Rom unter Papst Coelestin I., zu dessen engsten Beratern er gehörte. Nach dem Tod des Papstes im Jahr 432 wurde Sixtus III. Bischof von Rom. Acht Jahre später – Leo befand sich gerade auf einer Reise durch Gallien – starb der Papst, und Leo wurde zu seinem Nachfolger gewählt.
Standhaft gegen Irrlehren
Schnell machte er von sich reden. Denn mit aller Entschiedenheit ging er gegen die verschiedenen Irrlehren der damaligen Zeit vor, etwa den Monophysitismus – eine in der Theologie der Ostkirche vertretene Ansicht, dass Jesus Christus nach der Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in der Inkarnation (Fleischwerdung) nur noch eine einzige göttliche Natur habe. Leo vertrat nach wie vor die Lehre von den zwei Naturen Christi – Jesus war Mensch und wahrer Gott. Die Ostkirche allerdings hielt im Jahr 449 auf einer Synode in Ephesus am Monophysitismus fest. Papst Leo verdammte die Versammlung daraufhin als "Räubersynode".
Zuvor hatte Leo an den Patriarchen von Konstantinopel einen Protestbrief geschrieben. Dieser wurde zwar ignoriert, jedoch zwei Jahre später beim Konzil von Chalzedon verlesen. Die anwesenden Bischöfe waren angetan von den klaren Worten und klatschten Beifall. Die Zwei-Naturen-Lehre setze sich durch. Kein Geringerer als Petrus selber habe durch den Mund Leos gesprochen, waren sich die Konzilsväter einig.
Gedenktag: 10. November
Leos Attribute sind der Drache (die Rettung Roms vor Attila); er wird meist mit der Tiara auf dem Kopf dargestellt. Leo ist Patron der Sänger, Musiker und Organisten.In der Tat war Papst Leo ein begnadeter Theologe und Prediger. Dennoch verstand er es, in Seelsorge und Predigt auch dem einfachen Volk nahe zu sein. In vielen Ländern organisierte er die Kirche neu und festigte die Stellung des Bischofs von Rom. Dieser sollte künftig das Oberhaupt aller Bischöfe sowie der gesamten abendländischen Kirche sein. In diesem Sinne kann Leo als der erste wirkliche Papst bezeichnet werden. Doch er erwies sich darüber hinaus auch als geschickter Diplomat in weltlichen Angelegenheiten. Dabei agierte Leo sehr risikobereit – doch stets gestärkt durch tagelanges Beten, seinen unerschütterlichen Glauben und sein Gottvertrauen.
Mutig gegen den Hunnenkönig
Löwenmut und Stärke bewies Leo, als die Hunnen unter Führung ihres Königs Attila im Jahr 452 durch Italien zogen und raubten, mordeten und brandschatzten. Leo betete drei Tage und Nächte und stellte sich dann mutig vor den Hunnenkönig. Er forderte Attila auf, umzukehren und sich aus Rom zurückzuziehen. Beeindruckt sprang Attila vom Pferd, lief auf Leo zu, kniete vor ihm nieder und versprach, seine Truppen zurückzuziehen und die Gefangenen freizulassen.
Wie kam es zu diesem plötzlichen Sinneswandel des gefürchteten Hunnenkönigs? Der Legende nach soll Attila seinen Untertanen, die ihn wegen seines Rückzuges aus Rom tadelten, gesagt haben: "Ich habe das nicht für mich, sondern für euch getan. Denn plötzlich sah ich neben dem Papst einen Ritter mit einem glänzenden Schwert stehen. Dieser sagte, dass er unser ganzes Volk ausrotten werden, wenn ich dem Papst nicht gehorche."
Doch Rom kam nicht zur Ruhe. Drei Jahre später fielen die Vandalen unter König Geiserich in Italien ein. Diesmal konnte Leo zwar verhindern, dass die Vandalen weiterhin mordeten und brandschatzten – jedoch nicht das Plündern und Rauben von Kunstwerken. Der Begriff Vandalismus stammt übrigens aus dieser Zeit. Durch seine Fürsprache sorgte Leo zumindest dafür, dass die Peterskirche und die Basiliken St. Paul und St. Johann im Lateran, in die sich ein Teil der römischen Bevölkerung geflüchtet hatte, von Brand und Mord verschont blieb.
Zum Kirchenlehrer erklärt
Rund 100 Predigten und 150 Briefe sind von Papst Leo dem Großen erhalten geblieben. Aus ihnen strahlt das Charisma, das diesen Papst auszeichnete. Im Jahr 1754 wurde er von Papst Benedikt XIV. zum Kirchenlehrer ernannt. Leo ist übrigens neben Papst Gregor der einzige, der den Beinamen "der Große" erhielt. Am 10. November 461 starb er in Rom. Als erster Papst wurde Leo in der damaligen Peterskirche beigesetzt. Sein Grab befindet sich heute im Petersdom. Leo der Große gilt als Patron der Sänger, Musiker und Organisten. Dargestellt wird er mit Papstkreuz, Tiara und Evangelienbuch, oft mit einem Drachen neben sich - als Sinnbild für die Rettung Roms vor dem Hunnenkönig Attila.
Der Artikel erschien erstmals am 28. Februar 2015 und wurde am 10. November 2019 aktualisiert.