Schwester M. Salome Zeman über das heutige Sonntagsevangelium

Bereit für die Wiederkunft Jesu?

Veröffentlicht am 13.11.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Bonn ‐ Was hat das heutige Evangelium mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten zu tun? Schwester Salome Zeman schreibt im heutigen "Ausgelegt!" über düstere Zukunftsbilder und den Umgang mit Angst.

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Impuls von Schwester M. Salome Zeman

Kurz nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA herrscht in mir ein ziemliches Durcheinander an Gedanken und Gefühlen. Die Befürchtung, dass aus dem zaghaften Miteinander der Welt wieder ein Gegeneinander wird. Angst vor Krieg. Die Sorge um meine amerikanischen Freunde. Angst vor Rassen- und Klassenkämpfen in den USA und davor, dass Rassismus wieder gesellschaftsfähig werden könnte. Das mulmige Gefühl, dass die USA nur exemplarisch stehen könnten für eine Entwicklung, die auch in Deutschland stattfindet: dass für viele Menschen Fakten und Tatsachen nicht mehr wichtig zur Entscheidungsfindung sind, sondern vielmehr subjektiv empfundene 'Realitäten' und 'Wahrheiten'. Emotionale Endzeitstimmung. Gleichzeitig sage ich mir mit einem Meme aus dem Internet: "No matter who’s President – Christ is King." – Egal, wer Präsident ist, Christus ist König.

Eine evangelikale Freikirche in den USA hat im Spätsommer dieses Jahres den gleichen Gedanken auf einem Plakat ausgedrückt: "Christus wird wiederkommen. Hoffentlich noch vor den Wahlen." Nun, dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät, aber der Gedanke klebt in meinem Kopf. Was, wenn das der Anfang vom Ende ist? Was, wenn meine Ängste gar nicht so daneben liegen? Was, wenn die Prophezeiungen über die letzten Tage vor dem Ende der Welt, wie wir sie heute im Evangelium hören, auf diese Weise eintreten?

Ja, ich hoffe und bete, dass Christus wiederkommt. Aber gleichzeitig macht mir der Gedanke Angst, dass es schon so weit sein könnte. Für die Begegnung mit Jesus will ich eigentlich immer bereit sein, aber für die Zeichen, die dem vorangehen sollen, bin ich definitiv nicht vorbereitet. Erdbeben, Verfolgung, Krieg, Angst und Schrecken – keine schöne Perspektive. Auch dann nicht, wenn ich hinterher Jesus in die Arme laufen kann.

Aber Jesus sagt im heutigen Evangelium noch etwas: Lasst euch dadurch nicht erschrecken. Was kommt, das kommt; ich kann nichts daran ändern, und ob es überhaupt das Ende ist, kann keiner wissen. Was ich aber ändern kann, sind meine Ängste: Ich kann mich entscheiden, mich bewusst daran zu erinnern, dass ich auf Gott vertrauen will, wann immer ich Angst bekomme. Das ist für mich die Standhaftigkeit, von der Jesus spricht: immer wieder auf Gott zu vertrauen, gegen die Angst, die Verfolgung, die Resignation. Trotzdem.

Gott ist stärker als meine Ängste und Befürchtungen, Gott ist stärker als jeder Machthaber der Welt. Und Gott kann Wunder wirken – große Wunder in der Welt, oder kleine Wunder in meinem Herzen. Das ist es, worauf ich vertraue. Nächsten Sonntag feiern wir es wieder groß: No matter what – Christ is King. Egal, was kommt – Christus ist König.

Von Sr. M. Salome Zeman OSF

Evangelium nach Lukas (Lk 21, 5-19)

In jener Zeit als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.

Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach!

Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere.

Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.

Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen.

Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen;  denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.

Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.

Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

Die Autorin

Schwester M. Salome Zeman ist Franziskanerin von Sießen, Diplomtheologin und studiert in Freiburg Englisch.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.