Margit Eckholt über globales Wachstum der Evangelikalen

Theologin: Pfingstbewegung fordert Kirche heraus

Veröffentlicht am 12.11.2016 um 09:15 Uhr – Lesedauer: 
Glaube

Sankt Augustin ‐ Eine halbe Milliarde Menschen sollen den evangelikalen Pfingstgemeinden mittlerweile angehören. Die Theologin Margit Eckholt fordert deshalb ein Umdenken seitens der katholischen Kirche.

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Die Osnabrücker Theologin Margit Eckholt sieht im globalen Wachstum der evangelikal-freikirchlichen Pfingstbewegung eine "Herausforderung" für die katholische Kirche. Zahlreiche Studien und Statistiken wiesen auf ein "erhebliches Anwachsen der Pfingstbewegung weltweit hin", sagte die katholische Theologieprofessorin am Freitagabend in Sankt Augustin laut Redemanuskript.

"Eine halbe Milliarde Menschen sollen zu Pfingstgemeinden beziehungsweise pfingstlerisch geprägten Kirchen gehören, davon die meisten in Afrika und Lateinamerika", so Eckholt. Von 60 Millionen Menschen sei in Lateinamerika die Rede.

"Ein alle Schichten umgreifendes Phänomen"

In allen Studien werde darauf hingewiesen, "dass der Zuwachs der Pfingstbewegung ein alle Schichten umgreifendes Phänomen ist", sagte die Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück. Nicht nur in Armenvierteln der betreffenden Länder entstünden neue Kirchen. "Auch Mittel- und Oberschicht sind pfingstlerisch geprägt, und gerade junge Menschen und besonders Frauen sehen in Pfingstgemeinden attraktive Alternativen", so Eckholt.

Sie sprach von einem "Phänomen der 'Pentekostalisierung' des Christentums in Lateinamerika" - also einer immer stärkeren Durchdringung des Christentum mit pfingstlerischen Elementen, die emotionale Glaubenserfahrungen in den Vordergrund rücken. Das Phänomen der Pfingstler mache damit "auf die zunehmende Bedeutung religiöser Erfahrung" im Glaubensleben aufmerksam, betonte die Theologin. "Genau diese Erfahrungsdimension muss kirchliche Praxisformen stärker prägen", forderte Eckholt mit Blick auf die katholische Seelsorge.

Widerlegt sei inzwischen die These, dass die Pfingstkirchen von den USA gesteuerte "Sekten" zur Untergrabung sozialistisch-marxistischer Befreiungsbewegungen gewesen seien. Vielmehr sei offenbar in vielen Ländern "ein neuer religiöser Stil" im Entstehen. (KNA)