17 neue Kardinäle von Papst Franziskus ernannt

Warnung vor dem "Virus der Polarisierung"

Veröffentlicht am 19.11.2016 um 13:58 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Kurz vor dem Ende des Heiligen Jahres ernennt der Papst neue Kardinäle aus allen Teilen der Welt. In Zeiten von Ausgrenzung und Kriegen ermahnt er auch sie, sich nicht von Feindseligkeiten leiten zu lassen.

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Papst Franziskus hat 17 kirchliche Würdenträger aus sechs Kontinenten zu Kardinälen ernannt. Am Samstag setzte er den neuen Kardinälen im Petersdom als Zeichen ihrer Würde das Birett, einen roten viereckigen Hut, aufs Haupt und steckte ihnen einen Ring an. Die neuen Kardinäle schworen dem Papst und der Kirche vor dem gesamten Kardinalskollegium Treue und Gehorsam.

Anders als bei früheren Konsistorien nahm der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nicht an der Zeremonie teil. Papst Franziskus und die neuen Kardinäle wollten den 89-jährigen im Anschluss besuchen.

Gegen das Errichten von Mauern

In seiner Predigt warnte Franziskus vor vorschnellen Urteilen gegenüber anderen. Rasch würden Menschen "nicht nur als Unbekannter oder Immigrant oder Flüchtling eingestuft, sondern als Bedrohung wahrgenommen und als Feind eingestuft". Unbemerkt mache sich diese Feindeslogik im Leben der Menschen breit, verwandele "Verschiedenheiten in Symptome von Feindseligkeit, Bedrohung und Gewalt". Franziskus wandte sich generell gegen das Errichten von Mauern und mahnte zu Frieden und Versöhnung.

Linktipp: Und wieder an die Ränder

Am Samstag nahm Papst Franziskus 17 Männer neu in das Kardinalskollegium auf - und wagte sich dabei einmal mehr an die Ränder der Weltkirche. Katholisch.de stellt die neuen Senatoren des Papstes vor.

Die Gefahr, andersartige Menschen als Bedrohung einzustufen, bestehe auch innerhalb der Kirche, etwa in Gemeinden, Priesterkollegien und Versammlungen. Es handele sich um ein "Virus der Polarisierung und der Feindschaft", das in das Denken und Handeln eindringe. "Dagegen sind wir nicht immun, und wir müssen aufpassen, dass eine solche Haltung nicht unser Herz in Beschlag nimmt, denn das würde sich gegen den Reichtum der Universalität der Kirche wenden, den wir in diesem Kardinalskollegium mit Händen greifen können."

Der Weg zum Himmel beginne im Alltag

Insgesamt nahm Franziskus fünf Europäer, vier Asiaten, je drei Afrikaner und Lateinamerikaner und zwei US-Bischöfe in den Kirchensenat auf. Von den Neuernannten stammen fünf aus Ländern, die noch nie einen Kardinal gestellt haben: Bangladesch, Papua-Neuguinea, Malaysia, Zentralafrikanische Republik und Lesotho. Beobachter werten die Auswahl des Papstes als weiteren Beleg für seine Politik, die Ränder der Weltkirche zu stärken.

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Den neuen Kardinälen sagte Franziskus, dass der Weg zum Himmel "im Alltag des zerstückelten und miteinander geteilten Lebens, eines verausgabten und verschenkten Lebens", beginne. Sebastian Koto Khoarai (87), emeritierter Bischof von Mohale's Hoek/Lesotho, war als einziger der neuen Kardinäle nicht persönlich anwesend und wurde von einem Delegaten vertreten. Als Zeichen der Solidarität des Papstes mit der kriegsleidenden Bevölkerung in Syrien gilt die Entscheidung, den Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, zum Kardinal zu erheben.

Eine Ehrerbietung ist Franziskus während der Feier nicht gelungen: Er versuchte, dem albanischen Priester Ernest Simoni (88) die Hand zu küssen, doch dieser wehrte sich und kam dem Papst zuvor. Simoni wurde Kardinal, weil er im damals atheistischen Albanien wegen seines Glaubens 18 Jahre Zwangsarbeit verrichten musste.

Unter den neuen Purpurträgern ist diesmal kein Deutscher. Mit dem Konsistorium am Samstag im Vatikan gehören dem Kardinalskollegium insgesamt 228 Mitglieder an. Davon sind 121 unter 80 Jahre alt und somit zur Teilnahme an einer Papstwahl berechtigt. (luk/KNA/dpa)