Wo sind die Johannes-Typen heute?
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Impuls von Schwester Charis Doepgen
Die "Spreu vom Weizen trennen", mal so richtig klare Verhältnisse schaffen - wenn es sein muss auch mit der Axt. Das wär's doch! Wer so etwas noch nie gedacht hat, geht nicht mit offenen Augen durch die Welt, in der wir leben. Aber die Sache hat einen Haken: die Rollenverteilung. Die Schaufel, um Spreu und Weizen zu trennen, halten nicht wir in der Hand. Von Johannes wird ein Kommender angekündigt, dem diese Rolle zusteht.
Unsere Rolle ist klar benannt: Umkehr zeigen. Da gibt es diese Leute, die aus Jerusalem und ganz Judäa gekommen waren, bei denen Johannes sah, dass es ihnen ernst war. Sie wollten ihre Sünden hinter sich lassen. Aber er sah auch die Pharisäer - bis heute ein Begriff für Schein statt Sein (was vielen dieser religiösen Gruppe sicher Unrecht tut). Aber das sei jetzt dahingestellt. Es geht um den "Pharisäer" in mir, um diese Selbstzufriedenheit, der Umkehr gar nicht in den Sinn kommt. Johannes findet deutliche Worte, diesen Tugendpanzer zu knacken. Das faszinierte die Zeitgenossen, mag uns sein Auftreten heute auch etwas befremden. Dieses urige Outfit zwischen Hippie und Rübezahl, dazu diese Essgewohnheiten und die provozierende Rhetorik - irgendwie etwas ausgeflippt. Ein Typ, der in unsere stilvollen Gottesdienste nicht recht passen würde.
Aber ehrlich: Ist nicht heute mehr denn je so ein Weckruf absolut notwendig? Wenn unser Advent nicht verkommen soll im Kaufrausch der Städte, müssen wir hinausgehen an "den Jordan", uns ehrlich dem immer aktuellen Ruf zur Umkehr stellen. Dreimal taucht dieser Begriff im heutigen Evangelium auf. Jesu wird ihn von Johannes übernehmen und mit ihm seine Verkündigung beginnen. Auch er war zuerst in die Wüste gegangen, bevor er in der Öffentlichkeit auftrat und rief: "Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15). Die Bereitschaft umzukehren, entscheidet darüber, ob wir Christen werden. Mit der Taufe haben wir schon zugestimmen, in Hörbereitschaft für den Umkehrruf Gottes zu bleiben.
Wo sind die Johannes-Typen heute? Es gibt sie noch. Ihr Aussehen und Auftreten ist nicht so rustikal, aber nicht weniger radikal als damals am Jordan. Papst Franziskus ist für mich so ein Prophet. Sein Anliegen: Dass wir uns als Menschen begreifen, die getauft sind mit Heiligem Geist und mit Feuer. Geist und Feuer - das sollte unser "Markenzeichen" sein. In Papst Franziskus ist etwas zu spüren von der sanften Radikalität Jesu, der von sich sagt: "Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!" (Lk 12,49).
Evangelium nach Matthäus (Mt 3,1–12)
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.
Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.
Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.