Papstbrief an totkrankes Mädchen wurde bei ihrer Beerdigung verlesen

"Ich umarme dich ganz fest. Francesco"

Veröffentlicht am 02.12.2016 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Italien

Bonn ‐ Drei Jahre lang kämpfte die kleine Paolina gegen den Krebs. Nun starb die 10-Jährige. Zuvor hatte ihr Papst Franziskus in einem Brief Mut zugesprochen. Ein privates Andenken erinnert ihn jeden Tag an sie.

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Wir wissen nicht genau, was sonst noch so auf dem Schreibtisch von Papst Franziskus steht. Zumindest von zwei Dingen, die ihn an traurige Schicksale von Kindern erinnern, hat er aber berichtet. Beim Papstbesuch auf der griechischen Insel Lesbos schenkten ihm Flüchtlingskinder eine Zeichnung, die ihn so berührte, dass er sie an seinen Arbeitsplatz stellte. Seit gut zwei Monaten steht dort auch das gerahmte Foto von einem zehnjährigen Mädchen, das vor wenigen Tagen starb.

Der Kontakt des Papstes zu dem todkranken Mädchen wurde bekannt, weil die römische Internetseite "Faro di Roma" am Mittwoch den Brief des Papstes an sie veröffentlichte. Die Mutter der kleinen Paolina Libraro, die drei Jahre gegen den Krebs kämpfte, hatte Fotos ihrer Tochter an Franziskus mit der Bitte geschickt, dass der Papst für das Mädchen beten möge.

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Franziskus erhörte nicht nur den Wunsch der Mutter, sondern griff am 22. September zum Stift und schrieb an die kleine Paolina. "Lies diesen Brief zusammen mit deiner Mutter und der Kuss, den sie dir jetzt geben wird, wird der Kuss des Papstes sein", so Franziskus. Er verbinde seine Hände mit ihren und mit denen aller, die für sie beteten. "Zusammen bilden wir eine lange, lange Kette, die sicher bis zum Himmel reicht." Paolina sei das erste Glied in der Gebetskette, weil sie Jesus in ihrem Herzen habe.

Die Einladung in den Vatikan konnte sie nicht wahrnehmen

Der Papst sprach dem Mädchen Mut zu, ohne ihr eine Wunderheilung zu versprechen. Wenn sie mit Jesus spreche, solle sie ihm auch von ihren Eltern erzählen, die Hilfe und Trost brauchen würden. "Du wirst bestimmt gut darin sein, Jesus Empfehlungen zu machen, was er für sie tun kann," schrieb Franziskus an das Mädchen.

Am Ende des Briefes bittet er sie, auch für ihn zu beten, so wie er es für sie tue. Nach Angaben von "Faro di Roma" wollte der Papst die Familie treffen. Seinem Brief lag eine Karte für den VIP-Bereich bei der Generalaudienz am 26. Oktober bei. Doch dem Mädchen ging es da bereits zu schlecht, um die mehr als 500 Kilometer lange Reise von Massafra im süditalienischen Apulien nach Rom anzutreten.

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"Was haben diese Kinder gesehen? Schaut hin; sie haben gesehen wie ein Kind ertrinkt". Papst Franziskus zeigt Journalisten ein Bild, das er von Flüchtlingskindern auf Lesbos geschenkt bekommen hat. Ein Video zeigt, wie er darauf reagierte. (Artikel vom April 2016)

Am 22. November, genau sechs Monate nachdem sie die erste Heilige Kommunion empfangen hatte, starb Paolina. Bei ihrer Beerdigung am Folgetag wurde auch der Brief des Papstes verlesen. Am Donnerstag sagte ihr Onkel gegenüber der US-Seite Crux: "Die kleine Paolina war bis zum Ende bewusstseinsklar und mutig. Sie weinte nie, war ein lebhaftes Mädchen, das kämpfend starb." Sie sei sehr reif gewesen und habe sich mehr darauf konzentriert, ihre Mutter zu beruhigen und zu trösten, als sich auf ihren bevorstehenden Tod zu konzentrieren.

Der letzte Satz von Franziskus an das braunhaarige Mädchen mit den blauen Augen und den roten Wangen lautete: "Ich umarme dich ganz fest und segne dich aus ganzem Herzen, zusammen mit deinen Eltern und deinen Lieben. Francesco".

Von Agathe Lukassek