Der religiöse Sender ist in Polen umstritten

Papst gratuliert Polens Radio Maryja

Veröffentlicht am 04.12.2016 um 15:56 Uhr – Lesedauer: 
Ein Plakat des polnischen religiösen Radiosenders Radio Maryja
Bild: © KNA
Polen

Thorn ‐ Der polnische Kirchensender Radio Maryja feiert seinen 25. Geburtstag - und Papst Franziskus und der polnische Staatspräsident gratulierten. Doch der katholische Sender ist umstritten.

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Polens Kirchensender Radio Maryja hat zu seinem 25. Geburtstag viel Lob geerntet. Staatspräsident Andrzej Duda sagte bei der Jubiläumsfeier des Hörfunkprogramms am Wochenende im nordpolnischen Thorn (Torun), der katholische Sender stehe treu zu den "echten polnischen Werten" und trage zum Aufbau eines starken polnischen Staates bei. Er danke "Gott und den Menschen, die Radio Maryja geschaffen haben".

Papst Franziskus würdigte die Hörfunkstation als "wirksames Mittel der Evangelisierung" und "Medium zeitloser menschlicher Werte". Das im Auftrag des Papstes von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verfasste Schreiben wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Marek Jedraszewski, verlesen. Darin dankt Franziskus dem Sender für all das Gute, das er durch die Übermittlung des Evangeliums und der Kirchenlehre in den Herzen der Menschen hervorgerufen habe. Radio Maryja kümmere sich in besonderer Weise um kranke und ältere Menschen. Es solle weiter für die Entwicklung des christlichen Geistes sowie für der "Einigkeit der Gläubigen und aller Menschen guten Willens" eintreten.

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An der Feier in einer großen Sporthalle nahmen zahlreiche Minister der nationalkonservativen Regierung, viele Bischöfe sowie mehrere tausend Anhänger von Radio Maryja teil. Das vor allem aus Gebeten, Gottesdiensten sowie Gesprächen mit Hörern und Studiogästen bestehende Programm hören täglich etwa 700.000 Polen. Die katholische Station ging am 8. Dezember 1991 in Thorn auf Sendung, wo sie bis heute ihren Sitz hat. Sie wird vom Redemptoristenorden getragen. Wegen Meinungsverschiedenheiten gehört es nicht dem weltweiten Förderverband der Radio-Maria-Senderfamilie an.

Erzbischof Jedraszewski erklärte in seiner Predigt, Radio Maryja sei auch die Stimme aller Polen, die die liberale Gesellschaft nach der politischen Wende 1989 habe ausschließen und zum Schweigen bringen wollen. Gegen die Teilnahme des Präsidenten und ranghoher Regierungsmitglieder an der Jubiläumsfeier demonstrierte in Thorn eine kleine Gruppe Menschen. Sie warnte vor der Schaffung eines "Religionsstaates". Radio-Maryja-Chef Pater Tadeusz Rydzyk (71) lobte bei der Feier den Vorsitzenden der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski. Ohne ihn gäbe es in Polen keine Erneuerung, so Rydzyk.

Radio Maryja ist in Polen umstritten

Radio Maryja ist in Polen umstritten. 25 Prozent der Bürger sahen den Sender im September nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts CBOS negativ. 24 Prozent stellten ihm hingegen ein gutes Zeugnis aus. 2009 hatten noch 40 Prozent eine schlechte Meinung. Die in Polen regierenden Nationalkonservativen führen ihren Wahlsieg im Oktober 2015 auch auf die Unterstützung des Senders zurück. "Ohne die Familie von Radio Maryja hätte es diesen Sieg nicht gegeben", sagte Parteichef Jaroslaw Kaczynski damals. Wegen einer Erkrankung nahm Kaczynski am Samstag nicht an der Feier teil. (KNA)

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