"Zum Kaffee kommt eh keiner"
Kinder, weil sie nur einmal Geschenke bekommen, die Geschwister aber zweimal im Jahr feiern dürfen. Und Eltern machen sich Gedanken, wie sie ihrem Sprössling zeigen können, dass auch sein Geburtstag wichtig ist - und das trotz des Weihnachtstrubels und oft fehlender Gäste.
Dabei sind es durchaus keine Einzelschicksale: Allein in Hamburg zum Beispiel hatten im vergangenen Jahr 12.555 Menschen an den Weihnachtstagen Geburtstag. Davon wurden 4.279 Menschen nach Angaben des Statistikamts Nord (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein) an einem Heiligen Abend geboren. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es rund 37.000 Menschen, die am 24. Dezember Geburtstag hatten.
Manche Familien feiern morgens den Geburtstag ihres Christkindes und abends Weihnachten. Einige laden sogar Kinder ein - deren Eltern freuen sich, dass sie einen halben Tag mehr Luft zum Tannenbaumschmücken und für die Essensvorbereitung haben. Die Eltern des Gastgebers müssen allerdings großes Organisationstalent beweisen oder mit einem nicht perfekt dekorierten Haus leben.
Vom dritten Geburtstag an wird immer im Sommer nachgefeiert
Noch ist das Thema für Britta Gutknecht aus Flensburg nicht wirklich akut. Ihre Tochter Anna wird am 25. Dezember erst zwei Jahre alt und ihr Interesse am eigenen Geburtstag hält sich noch in Grenzen. Aber Gedanken macht sich die 40-Jährige dennoch quasi seit der Geburt, wie sie der Tochter ein schönes Geburtstagsfest organisieren kann. Verwandte wohnen nicht in Flensburg, am 1. Weihnachtstag saßen Gutknecht und ihre Familie bisher - wie viele andere Familien auch - oft im Auto, um Eltern und Schwiegereltern zu besuchen. Ein Geburtstag auf der Straße ist aber nicht das, was ihr für ihre Tochter vorschwebt. Und sie hat sich fest vorgenommen: Vom dritten Geburtstag an wird immer im Sommer nachgefeiert.
Das ist eine Idee, die durchaus auch prominente Freunde hat. Die britische Sängerin Dido, die ebenfalls am ersten Weihnachtstag Geburtstag hat, zum Beispiel. Die 42-Jährige hat ihre Geburtstagsparty schon als Kind auf den 6. Juni verlegt, wie sie jüngst im Interview des "Kultur-Spiegels" (Dezember) sagte. "Weil man Weihnachten seinen Geburtstag nicht feiern kann." Sie habe an Paddington Bär gedacht, der auch am 25. Dezember Geburtstag hat und im Juni feiere.
Aber nicht nur zu Weihnachten, auch zum Jahreswechsel kann ein Geburtstag stressen. So tun Dido "eher die Leute leid, die am 31. Dezember Geburtstag haben". Und eine Nutzerin eines Internetforums schrieb frustriert: "Ich habe am 1. Januar Geburtstag. Soweit so gut, nur ist das jedes Jahr ein Problem (mal größer, mal kleiner)." Niemand frage sie, was sie an ihrem Geburtstag mache, alle seien nur froh, eine Silvesterparty gefunden zu haben. Und am 1. Januar habe keiner mehr Lust auf Party. "Der erste Januar ist wohl der trostloseste Tag im Jahr."
"Am 1. Januar mag definitiv niemand feiern"
Eine andere Nutzerin schreibt im gleichen Forum: "Am 1. Januar mag definitiv niemand feiern, damit habe ich mich arrangiert." In den Geburtstag reinfeiern habe sie furchtbar gefunden: "In den Köpfen der Gäste ist Silvester. Ist so!" Mittlerweile ärgere es sie nicht mehr, am 1. Januar Geburtstag zu haben - "... hat jedoch Jahrzehnte gedauert".
Ähnlich gelassen sieht es Ulrike Wronski. Die PR-Redakteurin aus Berlin wird am 1. Januar 32 Jahre alt. Sie sieht auch Vorteile an dem Datum. "Ich finde es eigentlich ganz gut, weil ich immer freihabe", sagt sie. Und sie immer in ihren Geburtstag reinfeiern kann. Nicht so schön sei allerdings, dass an ihrem Ehrentag selbst keiner Lust auf Geburtstagskaffee oder Essengehen habe. "Da muss man gar nicht erst mit anfangen." Einen schwachen Trost gibt es vielleicht dennoch für die Menschen, die an Weihnachten oder am Jahreswechsel geboren wurden: Leute, die am 29. Februar Geburtstag haben, haben auch Probleme.
Von Birgitta von Gyldenfeldt (dpa)