Essener Bischof warnt vor Ideologisierung des Glaubens

Overbeck: Religion kann Gewalt hervorbringen

Veröffentlicht am 18.12.2016 um 09:44 Uhr – Lesedauer: 
Overbeck: Religion kann Gewalt hervorbringen
Bild: © KNA
Gesellschaft

Köln ‐ Die Beziehungen zwischen Religion und Gewalt sind nicht zu leugnen, sagt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Beispiele dafür seien auch in der Geschichte der Kirche zu finden.

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Zwischen Religion und Gewalt gibt es nach Ansicht des katholischen Bischofs Franz-Josef Overbeck durchaus Beziehungen. Von ihrer eigentlichen Natur her stehe jede große Religion für den Frieden, betonte der Bischof von Essen am Samstag in einem Interview des Deutschlandfunks. "Aber weil sie gleichzeitig die Möglichkeit hat, zu verführen, ideologisch zu werden und sich selbst absolut zu setzen, kann sie Gewalt hervorbringen", so Overbeck weiter.

Hinzu komme, dass Religion benutzt werde, um Macht zu erlangen. "Dafür kann Religion gut als Begründung dienen, ist aber nicht der eigentliche Ursprung dieser Gewalt, die angewandt wird", sagte der Bischof und fügte hinzu: Auch in der Geschichte der katholischen Kirche gebe es viele Beispiele, "die deutlich machen, dass Gewalt angewandt worden ist und religiös begründet unsägliches Unheil über Menschen gebracht hat".

Overbeck: Beiträge im Netz können "ziemlich asozial" sein

Overbeck war selbst in der jüngeren Vergangenheit Gewalt angedroht worden. Nach eigenem Bekunden hatte er im Rahmen der Debatte über Flüchtlinge teils massive Drohungen in den Sozialen Netzwerken erhalten. Er halte es zwar für normal, dass Menschen ihm gegenüber ihr Missfallen über sein Engagement zur Aufnahme von Flüchtlingen bekundet hätten, sagte Overbeck am Samstag in einem Interview des Deutschlandfunks. "Aber es gab auch solche, die mir dann das Lebensrecht abgesprochen haben, die mir deutlich gesagt haben, es sei Aufgabe von mir als Bischof einer christlichen Kirche, dafür zu sorgen, dass unsere Gesellschaft eine Identität fände", jenseits der Aufnahme von Flüchtlingen.

Er habe feststellen müssen, so Overbeck, dass die Beiträge in sozialen Medien mitunter "ziemlich asozial" sein könnten. Denn sie benutzten "eine Form von Sprache", die weder der Würde des Menschen entspreche, der spricht, noch des Menschen, um den es gehe. Der Bischof hatte bereits am Donnerstagabend in der WDR-Fernsehsendung "Ihre Meinung" Hass und Hetze bei Twitter, Facebook und Co angeprangert. (kim/KNA)

Linktipp: Overbeck: Mehr Friedensengagement von Religionen

Dem Eindruck, dass von Religionen Gewalt ausgehe, müsse entgegengetreten werden, forderte der Militärbischof Overbeck. Die Religionen sollten sich daher mehr für den Frieden einsetzen. (Artikel von November 2016)