Overbeck: Religion kann Gewalt hervorbringen
Zwischen Religion und Gewalt gibt es nach Ansicht des katholischen Bischofs Franz-Josef Overbeck durchaus Beziehungen. Von ihrer eigentlichen Natur her stehe jede große Religion für den Frieden, betonte der Bischof von Essen am Samstag in einem Interview des Deutschlandfunks. "Aber weil sie gleichzeitig die Möglichkeit hat, zu verführen, ideologisch zu werden und sich selbst absolut zu setzen, kann sie Gewalt hervorbringen", so Overbeck weiter.
Hinzu komme, dass Religion benutzt werde, um Macht zu erlangen. "Dafür kann Religion gut als Begründung dienen, ist aber nicht der eigentliche Ursprung dieser Gewalt, die angewandt wird", sagte der Bischof und fügte hinzu: Auch in der Geschichte der katholischen Kirche gebe es viele Beispiele, "die deutlich machen, dass Gewalt angewandt worden ist und religiös begründet unsägliches Unheil über Menschen gebracht hat".
Overbeck: Beiträge im Netz können "ziemlich asozial" sein
Overbeck war selbst in der jüngeren Vergangenheit Gewalt angedroht worden. Nach eigenem Bekunden hatte er im Rahmen der Debatte über Flüchtlinge teils massive Drohungen in den Sozialen Netzwerken erhalten. Er halte es zwar für normal, dass Menschen ihm gegenüber ihr Missfallen über sein Engagement zur Aufnahme von Flüchtlingen bekundet hätten, sagte Overbeck am Samstag in einem Interview des Deutschlandfunks. "Aber es gab auch solche, die mir dann das Lebensrecht abgesprochen haben, die mir deutlich gesagt haben, es sei Aufgabe von mir als Bischof einer christlichen Kirche, dafür zu sorgen, dass unsere Gesellschaft eine Identität fände", jenseits der Aufnahme von Flüchtlingen.
Er habe feststellen müssen, so Overbeck, dass die Beiträge in sozialen Medien mitunter "ziemlich asozial" sein könnten. Denn sie benutzten "eine Form von Sprache", die weder der Würde des Menschen entspreche, der spricht, noch des Menschen, um den es gehe. Der Bischof hatte bereits am Donnerstagabend in der WDR-Fernsehsendung "Ihre Meinung" Hass und Hetze bei Twitter, Facebook und Co angeprangert. (kim/KNA)