Enthüllungsbuch: Italiens Kirche vertuscht Missbrauch
Ein neues Enthüllungsbuch wirft der katholischen Kirche in Italien vor, sexuellen Missbrauch durch Priester bis heute systematisch zu vertuschen. In den vergangenen zehn Jahren seien landesweit mehr als 200 Priester wegen Sexualdelikten verurteilt oder angeklagt worden, schreibt der Autor Emiliano Fittipaldi in einer Vorabveröffentlichung der Tageszeitung "La Repubblica" (Montag). Dieser Skandal sei jedoch anders als in den USA, in Irland, Australien oder Belgien "nie mit seiner ganzen Sprengkraft explodiert".
In Italien gebe es weiterhin ein "System, das die Ungeheuer schützt", so Fittipaldi. Der italienische Journalist nennt in dem Artikel einige Beispiele. Demnach sollen Priester von Bischöfen weiter als Seelsorger eingesetzt worden sein, obwohl sie wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft waren oder unter Verdacht standen.
Auch Vorwürfe gegen den Vatikan
Auch gegen den Vatikan erhebt Fittipaldi Vorwürfe. Ein Priester, der 2016 von der italienischen Justiz in erster Instanz zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden und unter Benedikt XVI. laisiert worden sei, soll unter Papst Franziskus wieder in den Priesterstand aufgenommen worden sein. Die Glaubenskongregation habe dem entsprechenden Einspruch des Geistlichen stattgegeben.
Über ein angeblich unzureichendes Vorgehen von Italiens Bischöfen gegen sexuellen Missbrauch war von Medien in den vergangenen Jahren wiederholt berichtet worden. Fittipaldis Buch mit dem Titel "Lussuria" (Wollust) erscheint am Donnerstag in Italien. Der Journalist der Zeitschrift "L'Espresso" veröffentlichte im November 2015 eines von zwei Enthüllungsbüchern über die vatikanischen Finanzen, die die sogenannte "Vatileaks 2"-Affäre auslösten. (KNA)